Hamburg. Der Olympiasieger von 2012 startet in seine erste Hallen-Saison als Cheftrainer beim Uhlenhorster HC. „Budenzauber“ beginnt Freitag.

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder“ heißt es ja. Vielleicht spielte also für die Rückkehr von Torjäger Luis Bernstein (28) im Sommer vom Klipper THC zum Uhlenhorster HC auch eine Rolle, dass Jan Philipp Rabente (37) seit der Feldsaison als Cheftrainer am Wesselblek den Ton angibt. „Wir singen gemeinsam bei den Hamburger Goldkehlchen“, erzählt Rabente, „das hat möglicherweise geholfen, ihn zu überzeugen.“

13 Tore hat Bernstein in der Hinserie der Hockey-Bundesliga auf dem Feld für den UHC geschossen, ist also voll eingeschlagen. Am Freitag (19.30 Uhr, Jenischstraße) beginnt für die UHC-Herren nun die intensive Vorrunde in der Hallen-Bundesliga in der Gruppe Nord beim Top-Verein Hamburger Polo Club. Auch für Rabente ist es die erste Spielzeit als Hauptübungsleiter in der Halle.

Enges Rennen in Hamburg um zwei Viertelfinalplätze

Jeweils sechs Vereine starten bei Damen und Herren in den vier Bundesliga-Staffeln Nord, Süd, Ost und West. Und während in anderen Regionen die Favoriten auf die ersten beiden Viertelfinalplätze relativ klar sind, gibt es im Norden bei den Männern regelmäßig ein enges „Hauen und Stechen“ zwischen den vier Hamburger Vereinen UHC, Polo, Club an der Alster und Harvestehuder THC. Aufsteiger Klipper Hamburg und der DTV Hannover kämpfen realistischerweise gegen den Abstieg.

„Wenn man von Anfang an nicht im Tritt ist und Punkte verliert, wird es schwer mit einem der ersten beiden Plätze“, sagt Rabente. Das Spiel gegen den Polo Club, der zwar auf seine Nationalspieler aus Neuseeland und Australien in der Halle verzichten muss, aber dennoch eine Top-Mannschaft hat, kann da schon ein Fingerzeig sein.

Derbyklassiker HTHC – Alster am Sonntag

Ebenso wie am Sonntag (15 Uhr, Vossberg) das emotionale Duell der alten Rivalen HTHC gegen Alster. „Die Saison ist sehr kompakt, es geht Schlag auf Schlag, es wird ein harter und offener Ritt“, sagt Cheftrainer Sebastian Biederlack vom Club an der Alster, „die Vorbereitung war kurz und knackig, aber die Vorfreude, Hallenhockey spielen zu dürfen, ist bei mir und den Spielern groß.“

Und das trotz der sehr kompakten Vorbereitungszeit. Erst am 2./3. November endete für die meisten Mannschaften die Feldserie. Für manche Spieler und Spielerinnen aber auch nicht wirklich. Denn vom 30. November bis 9. Dezember spielen die deutschen Herren in der Pro League in Amsterdam gegen die Niederlande und Belgien. Die Damen mit der neuen Bundestrainerin Janneke Schopman sind vom 10. bis 14. Dezember in Argentinien gefordert.

Rabente gemeinsam mit Witthaus WM-Coach in der Halle

Die Kaderspieler, die sich Chancen auf die Teilnahme an den Europameisterschaften Anfang August in Mönchengladbach ausrechnen, können also gar nicht in der Halle spielen. Oder nur eine „halbe“ Saison. Beim UHC trifft das auf Olympiateilnehmer Hannes Müller (24) zu. „Hannes steigt nach der Pro League in die Hallensaison ein“, sagt Rabente, „er will auch unbedingt die Hallen-Weltmeisterschaft Anfang Februar in Kroatien spielen.“

Für das deutsche Hallenteam ist der gebürtige Essener gemeinsam mit Matthias Witthaus (42) vom Deutschen Hockey-Bund (DHB) zu Bundestrainern ernannt worden. „Wir haben schon eine Longlist mit potenziellen Spielern erstellt“, sagt Rabente, „aber das muss sich natürlich alles noch in der Saison enbtwickeln.“ Mit „Witti“, dem Geschäftsführer Hockey beim Großflottbeker THGC, wurde Rabente gemeinsam Olympiasieger 2012 in London. Beim 2:1 gegen die Niederlande war Rabente mit zwei Toren der Matchwinner.

Jan Philipp Rabente (r.) bejubelt gemeinsam mit Matthias Witthaus seinen Siegtreffer zum 2:1 gegen die Niederlande im Olympiafinale 2012.
Jan Philipp Rabente (r.) bejubelt gemeinsam mit Matthias Witthaus seinen Siegtreffer zum 2:1 gegen die Niederlande im Olympiafinale 2012. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst

Ein Jahr danach wechselte er 2013 von Uhlenhorst Mülheim zum UHC. „Ich hatte das Gefühl, noch einmal etwas anderes machen zu wollen und durch die Nationalmannschaft viele Freunde in Hamburg.“ Auch der Club an der Alster hatte sich um Rabente bemüht, es wurde der UHC um Moritz Fürste „wegen der sportlichen Perspektive.“

2020 bestritt er beim Gewinn der Hallen-EM in Berlin sein letztes Länderspiel. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler leitete während der Corona-Zeit ein Unternehmen, das Luftreiniger anbot. Das wurde aber inzwischen eingestellt. Er wurde beim UHC Co-Trainer von Benedikt Schmidt-Busse. „Im Sommer hat mich dann der Verein gefragt, ob ich Cheftrainer werden möchte.“

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Wollte er. „Ich hatte extreme Lust auf den Job“, sagt Jan Philipp Rabente, „wir haben jetzt auch die Chance zu neuen Strukturen und Hierarchien in der Mannschaft.“ So fehlt beispielsweise der Leistungsträger der letzten Jahre, Benedikt Schwarzhaupt, der ein Auslandssemester in Spanien absolviert.

Neue Spieler aus der eigenen Jugend oder auch Luis Bernstein können sich also profilieren. Mit Bernstein hat Rabente übrigens bald noch einen anderen, ganz wichtigen Termin: Das Weihnachtssingen der Goldkehlchen am 9. Dezember in der Laiszhalle.