Hamburg. In einem Herzschlagfinale kostete ein Unfall wenige Kilometer vor dem Ziel den Hamburger den Sieg. Mal wieder gewinnt ein Franzose.

Um 11.19 Uhr Mitteleuropäischer Zeit hatte Boris Herrmann es endlich geschafft: Nach 80 Tagen, 14 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden erreichte der Hamburger Segler am Donnerstag mit seiner Yacht „Seaexplorer – Yacht Club de Monaco“ das Ziel bei der Vendée Globe. Allerdings nicht, wie geplant, mit hoher Geschwindigkeit, sondern quälend langsam. Gerade etwas mehr als sieben Knoten fuhr seine Rennyacht zum Schluss noch – so schwer war sie beschädigt.

Wenige Stunden zuvor, nur 90 Seemeilen vor dem heiß ersehnten Ziel, hatte der Hamburger Extremsegler mit seiner Yacht ein Fischerboot gerammt. Die Kollision verhinderte eine Podestplatzierung und so wurde Herrmann bei der härtesten Solo-Regatta der Welt am Ende Fünfter.

Boris Herrmann glücklich trotz Kollision

Trotz dieser Enttäuschung überwog bei Herrmann die Erleichterung, dass er nach dem Vorfall das Rennen überhaupt noch beenden konnte. Glücklich schwenkte er immer wieder rote Bengalofackeln und konnte wenig später seine Frau Birte Lorenzen-Herrmann und die sieben Monate alte Tochter Marie-Louise in die Arme nehmen.

„Diese 80 Tage waren wesentlich härter, als ich es jemals erwartet hätte", sagte der 39-Jährige. „Man muss 80 Tage auf die Zielankunft warten und darauf, dass all diese schönen Emotionen eintreten." Das Schlimmste, berichtete Herrmann, sei die Einsamkeit gewesen.

Boris Herrmann hat allen Grund zu feiern: Der Hamburger Segler hat am Donnerstag die härteste Einhandregatta der Welt absolviert.
Boris Herrmann hat allen Grund zu feiern: Der Hamburger Segler hat am Donnerstag die härteste Einhandregatta der Welt absolviert. © Martin Keruzoré/Team Malizia

Entsprechend begeistert ob der beachtlichen Leistung reagierten Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Beide gratulierten. Glückwünsche gab es auch von Klimaaktivistin Greta Thunberg, die Herrmann im Spätsommer 2019 auf einer Yacht über den Atlantik nach New York gesegelt hatte. Sieger bei der Vendée Globe wurde mit Yannick Bestaven mal wieder ein Franzose.

Dabei hätte Herrmann ihn diesem Sieg durchaus streitig machen können. Doch dann der Unfall. „Das war der schlimmste Albtraum“, erzählte Herrmann über die Kollision mit dem Trawler. „Ich habe in den Tagen zuvor wie ein Löwe gekämpft. Vielleicht komme ich nie wieder so dicht an einen Podiumsplatz heran“, sagte er.

Charlie Dalin kreuzte zuerst die Ziellinie

Charlie Dalin hatte am Mittwochabend die Ziellinie gekreuzt. Der 36-Jährige beendete das Rennen über 28.267,88 Seemeilen nach 80 Tagen, 6 Stunden, 15 Minuten und 47 Sekunden. Als Zweiter kam Louis Burton („Bureau Vallee 2“) an. Yannick Bestaven querte als Dritter die Ziellinie. Bestaven hat dennoch gewonnen. Ihm wurde Zeit gutgeschrieben aufgrund einer Rettungsaktion.

Herrmanns unheilvolle Begegnung mit dem Fischerboot geschah etwa 90 Seemeilen vor dem französischen Küstenort. „Ich habe an einer riesigen Wand hochgeschaut“, schilderte Herrmann die bangen Momente später. Unter anderem verfing sich ein Vorsegel in den Kränen des Trawlers, eines seiner Foils (Tragflügel) brach. Dazu hörte er seinen Ausleger mehrfach in die Bordwand des anderen Bootes hämmern. „Es waren echte Schockmomente“, erzählte er.

Optimistisch auf die Zielgeraden: Der Hamburger Weltumsegler Boris Herrmann, hier auf einer Aufnahme von Montag.
Optimistisch auf die Zielgeraden: Der Hamburger Weltumsegler Boris Herrmann, hier auf einer Aufnahme von Montag. © dpa

Boris Herrmann und die Trawler-Besatzung unverletzt

Zu seinem Glück schob sich die Rennyacht am anderen Boot vorbei, der Mast blieb stehen. Herrmann und die Besatzung des Trawlers blieben bei dem Unfall unverletzt. Zu dem Zeitpunkt des Vorfalls war er Dritter und hatte ebenfalls wegen einer Zeitgutschrift von sechs Stunden sogar noch Chancen auf den Sieg. Herrmann und Bestaven hatten die Gutschriften von der Wettfahrtleitung wegen ihrer Beteiligung an der Rettungsmission für den schiffbrüchigen Kevin Escoffier in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember erhalten.

Warum Herrmanns bis zum Mittwochabend gut funktionierende Alarmsysteme versagten und ihn nicht rechtzeitig aus dem Schlaf rissen, wusste er sich zunächst nicht zu erklären.

Lesen Sie hier die wichtigsten Momente der härtesten Solo-Regatta der Welt im Abendblatt-Blog nach.

Lichtinstallation in der Hamburger Speicherstadt

In der Hamburger Speicherstadt hat eine Lichtinstallation den Blick auf die Ozeanforschung und den Profisegler Boris Herrmann gerichtet. Wie das zusammenpasst? Der Hamburger hat während seiner Reise über das Meer an Bord seiner „Seaexplorer“ auch wichtige Daten für die Klima- und Ozeanforschung gesammelt. Der Extremsegler ist zudem Botschafter der Deutschen Meeresstiftung, die die Veranstaltung am Donnerstagabend ausrichtete. ​

Ziel der Installation: die UN-Dekade zur Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu unterstützen. Unter anderem war auch eine Schaltung nach Frankreich zu Boris Herrmann geplant, der von seiner erfolgreichen Teilnahme an der härtesten Segelregatta der Welt berichten wollte.​

Verliert die Vendée Globe Boris Herrmann?

Boris Herrmann lässt offen, ob er noch einmal bei der Vendée Globe antreten würde. Dafür sei es noch zu früh, sagte der Hamburger Segler nach seiner Ankunft in Les Sables-d’Olonne. „Diese 80 Tage waren wesentlich härter, als ich es jemals erwartet hätte." Er sei nun erst einmal glücklich, die Erfahrung bei der härtesten Solo-Regatta der Welt gemacht zu haben.

„Man muss 80 Tage auf die Zielankunft warten und darauf, dass all diese schönen Emotionen eintreten", sagte Herrmann. "Es ist keine Vergnügungsreise, es ist ein seltsames Verhältnis zwischen Zeit und Belohnung."

Boris Herrmann über eigene Leistung überrascht

Entspannt stellte sich Boris Herrmann rund zwei Stunden nach dem Einlaufen den Fragen der Journalisten. Er erzählte von der Herausforderung, während der Reise die richtige Balance zu finden zwischen schnellem Fahren und sicher fahren. Er habe immer abgewogen, ob es sinnvoll sei, etwas zu riskieren, Gas zu geben – oder eben nicht.

Herrmann sei überrascht, mit Platz vier eine vordere Platzierung erreicht zu haben. „Ich habe nie an den Sieg geglaubt, aber dann sind die großen Favoriten früh ausgeschieden und ich habe plötzlich am Podium gekratzt." Doch dann rammte der Hamburger in der Dunkelheit ein Fischerboot, beschädigte seine Yacht und fiel wegen der von nun an geringeren Geschwindigkeit zurück. „Ich bin wirklich glücklich über das Ergebnis, auch angesichts der Umstände."

Herrmann: Einsamkeit war das Schlimmste

Hermann berichtet, dass zu viel Geschwindigkeit nicht gut sind für sein Boot. „Die Foils sind für die großen Geschwindigkeiten nicht gemacht. Man belastet sie beim Eintauchen in die Welle zu stark und verursacht Bruch.“

Herrmann erklärt, dass es Pläne gibt, mit der IMOCA Klasse auch im Mittelmeer Regatten zu segeln. Im Mittelmeer würden gute Segelbedingungen herrschen. Er sein ein großer Freund von Regatten im Mittelmeer. Er habe den engen Bezug zu Monaco. Und es sei eine schöne Abwechslung zu den regnerischen Bedingungen als in der Bretagne. Sein Team sei außerdem sehr mediterran.

Die Einsamkeit war das Schlimmste für Herrmann. „Ich bin kein Einzelgänger, ich bin nicht fürs alleine sein gemacht. Ich liebe Menschen, bin kommunikativ. Die Einsamkeit war das schwierigste. Das Vendée Globe sei kein Rennen, um Spaß zu haben, es sei eine menschliche Erfahrung, aber nicht immer eine einfache.“

Greta Thunberg gratuliert Boris Herrmann

„Herzlichen Glückwunsch mein toller Freund, Boris Herrmann, unter den Top 5 das härteste Rennen der Welt zu beenden! Solo nonstop um die ganze Welt. Wir könnten nicht stolzer auf dich sein! Willkommen zuhause!", gratulierte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg via Twitter. „Ein wahrer Held." Herrmann hatte Thunberg im Spätsommer 2019 auf einer Yacht über den Atlantik nach New York gesegelt. Die 18-Jährige hatte auf die Nutzung eines Flugzeugs aus Gründen des Klimaschutzes verzichtet.

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Vendée Globe: Hermann forschte fürs Klima

Was Greta Thunberg besonders freut, ist Herrmanns Ambition, an der Vendée Globe teilzunehmen. Denn auf seiner Reise gewann er wichtige Erkenntnisse für die Klima-Forschung. „Ich bin überzeugt davon, dass es viel Sinn ergeben hat, das Labor an Bord zu haben. Der Apparat war sehr zuverlässig. Im Prinzip eine Ausrüstung, wie man sie auf einem wissenschaftlichen Boot findet. Ein sehr sehr großer Erfolg für die Technik und die Wissenschaftler."

Und weiter: „Es hat sich absolut gelohnt und ich bedauere es nicht. Und es war ein großer Erfolg. Es gibt Forschungsschiffe, die die gleichen Daten erhoben haben. Das sind große Schiffe mit viel Menschen. Ich habe es klimaneutral und allein gemacht und deshalb freut es mich umso mehr. Ich konnte einen Beitrag liefern und etwas sinnvolles tun und das ist sehr befriedigend."

Boris Herrmann fällt seiner Familie in die Arme

Kaum war die Yacht in den Hafen gefahren, sprang Boris Herrmanns Frau an Bord und umarmte ihn lange und fest. Kurz darauf sprang auch der kleine Hund der Familie, Lilly, dazu. Wenige Sekunden später betrat Herrmann zum ersten Mal seit mehr als 80 Tagen wieder festes Land – und umarmte zärtlich seine kleine Tochter Marie-Louise. "Ich bin absolut glücklich mit dem Rennen, mit dem Resultat, mit allem“, rief er wenig später in die Kamera, nahm einen Schluck aus der Champagnerflasche und schwenkte wieder die Deutschland-Flagge. Immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Boris Herrmann freut sich mit Fackeln

Er hat es geschafft. 80 Tage ist Boris Herrmann mit seinem Segelboot um die Welt gefahren. Derzeit fährt der Hamburger Extremsegler in den Hafen von Les Sables-d’Olonne ein. Begleitet von unzähligen Motorbooten. Mit lauten Tröten begrüßen ihn die Menschen an Land und auf See. An Fenstern entlang der Küste hängen Boris-Banner. Herrmann selber brennt immer wieder bunte Fackeln ab. Lacht und freut sich. Und recht eine deutsche Flagge in die Höhe.

Tschentscher und Fegebank gratulieren Herrmann

Mit emotionalen Worten hat Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) Boris Herrmann zu seiner beachtlichen Leistung gratuliert. „Sensationell, was @borisherrmann bei der Vendée Globe geschafft hat, und der Sieger der Herzen ist er sowieso! Absolute Begeisterung, Kopf hoch & Glückwunsch", schrieb die Wissenschaftssenatorin.

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Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gratulierte Herrmann – wenn auch etwas verhaltener. „Weltklasse-Segeln für einen guten Zweck. Respekt für Ihre Leistung", twitterte er.

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Vendée Globe: Boris Herrmann erreicht das Ziel

Mit reduzierter Geschwindigkeit wegen der Schäden an seinem Boot kam Herrmann am Donnerstag um 11.19 Uhr im Ziel in Les Sables-d'Olonne an. Seine erwartete Ankunftszeit hatte sich zuvor mehrfach verschoben. Der Hamburger kreuzte zwar als Fünfter die Ziellinie. Wegen einer Zeitgutschrift von sechs Stunden rückte der 39-Jährige aber noch um einen Rang vor. „Es ist ziemlich herzzerreißend, aber wir werden es schaffen“, hatte Herrmann kurz vor dem Ziel gesagt.

Als Boris Herrmann noch auf dem Wasser war, wurde der Franzose Yannick Bestaven zum Sieger erklärt. Zwar hatte der 48 Jahre alte Skipper der „Maître Coq IV“ in der Nacht 7:43 Stunden nach seinem Landsmann Charlie Dalin („Apivia“) das Ziel erreicht. Doch reichte ihm eine Zeitgutschrift von 10:15 Stunden auf die Gesamtsegelzeit zum Erfolg.

Bestaven gewinnt die Vendée Globe

Der Franzose Charlie Dalin ("Apivia") überquerte als erster die Ziellinie vor Louis Burton ("Bureau Vallée 2") und Yannick Bestaven ("Maître Coq IV").

Nach Zeitkompensationen und den Berechnungen der Jury stand um 6 Uhr am Donnerstagmorgen fest: Der Gewinner der neunten Vendée Globe ist Yannick Bestaven. Auf Platz zwei landete Charlie Dalin und auf Platz drei Louis Burton. Noch wurde nicht berechnet, welchen Platz Boris Herrmann belegt. Er segelt nun um Platz vier.

Louis Burton überquerte als Zweiter die Ziellinie bei der Vendée Globe und ließ sich dafür feiern.
Louis Burton überquerte als Zweiter die Ziellinie bei der Vendée Globe und ließ sich dafür feiern. © AFP

Tschentscher drückt Herrmann die Daumen

Kurz vorm Ziel wünscht auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Herrmann noch viel Glück. Er twitterte gegen Mitternacht einen Screenshot der Tracking Map und schrieb: "Nach Tausenden Meilen Weltumsegelung geht die Vendée Globe 2020 heute Nacht in den Endspurt. Hilfe in Not geleistet & Meeresdaten gesammelt – eine großartige Leistung! Trotz des beunruhigenden Zwischenfalls so kurz vor dem Ziel drückt Hamburg Boris Herrmann weiter die Daumen!"

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Herrmanns Schiff rammt Fischerboot

Großes Drama um den Hamburger Extremsegler Boris Herrmann: Rund 90 Seemeilen vor dem Ziel hat der 39-Jährige am Abend ein Fischerboot gerammt. Nach aktuellen Meldungen wurde dabei sein Foil auf der Steuerbord-Seite zerstört. Zudem meldete er weitere Schäden. Er selbst soll aber unverletzt sein. Herrmann konnte das Boot sichern und fährt derzeit mit etwa sieben Knoten wieder weiter Richtung Ziel. Nach aktuellen Meldungen geht es ihm und dem Fischer gut.

Die Kollision wird allerdings wohl alle seine Träume einer Platzierung bei der härtesten Regatta der Welt, der Vendée Globe, zerstören.

Boris Herrmann kollidierte kurz vor dem Ziel der 80-tägigen Regatta mit einem Fischerboot.
Boris Herrmann kollidierte kurz vor dem Ziel der 80-tägigen Regatta mit einem Fischerboot. © picture alliance/DPPI media/Newman Homrich

In der Gegend waren an dem Abend viele Schiffe unterwegs. Vor allem die kleineren, teilweise unbeleuchteten Boote, können den schnell fahrenden Regattateilnehmern gefährlich werden. Sie werden oft nicht von dem automatischen Identifikationssystem (AIS) erfasst, einer wichtigen Navigationshilfe der Segler.

Besonders tragisch: Boris Herrmann hatte als oberstes Ziel ausgegeben, sein Schiff auf jeden Fall heil nach Hause zu bringen. Immer wieder hatte er auf der langen Reise die Geschwindigkeit reduziert, um ja keine Schäden an dem Rennboot zu verursachen. Seine Frau Birte Lorenzen-Herrmann sagte noch vor wenige Tagen: „Er spricht von 'wir', wenn er von sich und der Yacht spricht. Sie ist wie sein Partner. Und deshalb hat er mir auch versprochen, dass er alles dafür tut, heil mit dem Schiff zurückzukommen“, sagte sie dem Abendblatt.

„Allein, weil er es aus ökologischen Aspekten nicht richtig fände, das Schiff aus lauter Ehrgeiz kaputt zu segeln. Er würde also sportlich gesehen nie ein echtes Risiko eingehen. Das weiß ich.“ Und nun das, wenige Meilen vor dem Ziel…

Mit Charlie Dalin ist der erste Segler im Ziel

Einer hat es bereits geschafft: Der Franzose und Segler Charlie Dalin hat um 20.35 Uhr als erster Teilnehmer der Regatta Vendée Globe die Ziellinie überquert.

Der Segler Charlie Dalin überquerte mit seiner Apivia als erster die Ziellinie (Archivbild).
Der Segler Charlie Dalin überquerte mit seiner Apivia als erster die Ziellinie (Archivbild). © dpa/MAXPPP/Laurent Theillet

Bereits wenige Sekunden nachdem er die Ziellinie überquert hatte, kamen Inspektoren an Bord, die das Schiff kontrollierten. Dalin wiederrum fährt nun nur noch mit seinem Großsegel weiter in Richtung Hafen, bejubelt von Fans, Freunden und seinem Team. Wenig später entzündete Dalin auf dem Vorschiff eine Fackel, die normalerweise für den Seenotfall verwendet wird – eine Tradition bei der Vendée Globe. Dabei wurde der erste der Vendée Globe von vielen verschiedenen Schiffen für seine außergewöhnliche Leistung bejubelt.

Doch wer denkt, er hätte damit das Rennen gemacht, irrt. Aufgrund von Zeitgutschriften ist noch nichts entschieden. Boris Herrmann segelt gegen die Zeit. Es bleibt ein spannendes Finale, was es in diesem außergewöhnlich harten Wettbewerb so noch nicht gegeben hat.

Herrmanns Team: Es geht um Minuten

Boris Herrmann ist derzeit sehr schnell unterwegs in Richtung Ziel. Nach aktuellen Berechnungen wird er als dritter über die Ziellinie fahren, nach Charlie Dalin und Louis Burton. Er könnte aufgrund eines Zeitbonus dann auf dem zweiten oder dritten Platz landen. „Es geht gerade um 15 bis 45 Minuten, die den Unterschied machen“, heißt es aus seinem Team.

Das bereitet derzeit alles für die Ankunft des Hamburgers vor, die zwischen 1.30 Uhr und 2.30 Uhr erwartet wird. Auch seine Frau Birte Lorenzen-Herrmann ist mit der kleinen sechs Monate alten Tochter Marie-Louise nach Frankreich gefahren, um den Extremsegler dort nach knapp drei Monaten endlich wieder in die Arme nehmen zu können.

Das sagt Co-Skipper Will Harris über den Zieleinlauf

Co-Skipper Will Harris hat sich am Abend über den Zieleinlauf von Boris Herrmann geäußert: „Wir erwarten, dass Boris gegen drei Uhr nachts über die Ziellinie gehen wird“, sagte er in einer Pressekonferenz kurz vor dem Finale der Vendée Globe. „Allerdings kann ich mir vorstellen, dass er den Rest des Rennens nach den intensiven Tagen fast vergessen hat.“ So ein Finish habe es in der Geschichte noch nie gegeben.

Und zum Extra-Ansporn sang der Hamburger Segelmacher und Regattasegler Frank Schönfeldt noch einmal seinen Boris-Song: Boris Flieg!“ live in der Pressekonferenz. Nun muss Herrmann nur noch ins Ziel fliegen…

Erster Segler wird gegen 20 Uhr erwartet

Nur noch 23 Meilen sind es für den führenden Charlie Dalin, bis er über die Ziellinie fährt. In einer guten Stunde soll es so weit sein. Für den Zweitplatzierten Louis Burton sind es noch knapp 90 Meilen. Er soll kurz vor Mitternacht die Ziellinie passieren. Der Hamburger Boris Herrmann hat noch 116 Meilen vor sich. Er wird ab etwa ein Uhr nachts erwartet. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der derzeit Fünfte berechnet auf dem ersten Platz landet. Ob das so ist wird allerdings erst klar sein, wenn der Franzose Yannick Bestaven auch die Ziellinie überfahren hat. Er hat nämlich eine Zeitgutschrift von mehr als zehn Stunden, die ihn dann im Ranking noch ganz nach vorne schieben kann.

Zum Hintergrund: Kevin Escoffier erlitt Ende November Schiffbruch mit seinem Schiff. Hermann und Bestaven beteiligten sich an der Suche nach dem Konkurrenten. Dafür bekamen sie von einer Jury Zeit gut geschrieben, Herrmann sechs Stunden, Bestaven gut zehn Stunden. Diese Zeitgutschriften werden nun vermutlich das Rennen am Ende entscheiden.

35-Jähriger überrascht mit seinem Siegeswillen

Zu einer der großen Überraschungen der Regatta zählt neben Boris Herrmann der Franzose Louis Burton, derzeit auf dem zweiten Rang. Und das, weil er mehrfach eigentlich als abgeschlagen galt. Doch aus schier ausweglosen Situationen gelang es dem bärtigen Franzosen, immer wieder nach vorne zu segeln.

So musste Burton südöstlich von Tasmanien im Southern Ocean Windschatten hinter einer felsigen unbewohnten Insel suchen, um mehrfach für Reparaturen in den Mast zu steigen. Dabei verlor er hunderte Meilen zu den Spitzenreitern, segelte danach aber mit noch mehr Willen weiter. Und begann eine große Aufholjagd, bei der er oft direkt an der Eisgrenze entlang segelte. Kurz vor Kap Horn konnte er die Spitzengruppe wieder einholen und auf der Höhe von Brasilien unter die Top Drei segeln.

Burton ist gerade erst 35 Jahre alt. Diese Vendée Globe ist allerdings bereits seine dritte. Mit gerade einmal 27 Jahren nahm er zum ersten Mal an der härtesten Regatta der Welt teil. Und sein Schiff ist übrigens auch ein Siegertyp. Burtons „Bureau Vallée“ ist die ex „Banque Populaire“, unter Armel Le Cleac’h Siegerboot der letzten Vendée Globe.

Atlantisches Winterwetter erwartet Segler am Ziel

Auch im Vendée Globe-Renndorf breitet sich langsam die Aufregung aus, heißt es auf der Internetseite der Regatta. Zu dem Dorf haben derzeit die Teams, die Presse und die Organisation Zugang. In Les Sables-Olonne herrsche ein schönes atlantisches Winterwetter. „Regnerische Ankunft, glückliche Ankunft?“, fragen die Oraginsatoren.

Christian Dumard, der Mann, der den Regen und das Wetter in der Vendée Globe berechnet, gab vor wenigen Minuten neue geschätzte Ankunftszeiten bekannt. Charlie Dalin (Apivia) wird als Erster zwischen 19.45 und 20.15 Uhr erwartet, Louis Burton (Bureau Vallée 2) als Zweiter nach 23.30 Uhr.

Extremsegler aus Hamburg derzeit auf dem dritten Platz

Aktuell liegt der Hamburger Extremsegler auf dem dritten Platz in der gesegelten Wertung. Gut 100 Seemeilen trennen in von dem führenden Franzosen Charlie Dalin, 40 Seemeilen von dessen Landsmann Louis Burton. Die Konkurrenz ist den führenden Dreien allerdings dicht auf den Fersen.

Vor allem Yannick Bestaven, derzeit an Position fünf, kann Herrmann noch gefährlich werden. Der bekommt nämlich am Ende mehr als zehn Stunden Zeit gut geschrieben, Herrmann nur sechs. Die Gutschrift ist das Ergebnis einer Juryentscheidung nach der Rettungsaktion für den schiffbrüchigen Kevin Escoffier, an der unter anderem Herrmann und Bestaven teilgenommen hatten. Es kann am Ende also wirklich um wenige Minuten gehen.

Herrmann freut sich auf die Familie und ein kaltes Bier

Was wird Boris Herrmann wohl als erstes tun, wenn er nach 80 Tagen auf See endlich in Les Sables-d’Olonne an Land geht? Vor einigen Tagen hat er das der französischen Marine per Funk erklärt, worauf er sich am meisten freut: „Ich werde zuerst meine Frau umarmen und dann meiner kleinen Tochter ein Küsschen geben“, sagt er da.

Danach freue er sich darauf, ein frisches kaltes Bier zu trinken und auf viel Reden Lachen, und Spaß machen mit meinen Freunden.“ Es sei ihm nach 80 Tagen stillem Wasser und gefriergetrockneter Astronautennahrung redlich gegönnt.

Das Rennen um die Welt endet mit einem "Fotofinish"

Dass die ersten fünf Segler im Abstand von nur wenigen Stunden ankommen werden, das ist in Anbetracht der schieren Länge der Vendée Globe (24.000 Seemeilen oder 44.448 Kilometer) ein Fotofinish: Mit der Ankunft des Franzosen Charlie Dalin wird aktuell zwischen 19 und 20 Uhr gerechnet, der auf dem dritten Rang liegende Boris Herrmann wird wahrscheinlich zwischen 1 und 2 Uhr in der Nacht im Zielhafen Sables-d'Olonne eintreffen. Auch Thomas Ruyant und Yannick Bestaven werden noch vor dem Morgengrauen erwartet.

Wer schließlich Titelträger wird, das entscheidet sich tatsächlich erst mit dem Zieleinlauf Herrmanns – oder sogar noch später: Denn nicht nur Herrmann hat für seine Teilnahme an der Rettung von Konkurrent Kevin Escoffier aus Seenot eine Zeitgutschrift bekommen, sondern auch Bestaven, der derzeit fünftplatzierte Segler. Und während Herrmann sechs Stunden gutgeschrieben wurden, wartet auf Bestaven ein Zeitausgleich von zehn Stunden und 15 Minuten.

So könnte es dazu kommen, dass Charlie Dalin zwar als Erster anlegt, in der offiziellen Wertung aber nur auf dem dritten Platz liegt. Nach derzeitigem Stand könnte Herrmann Zweiter werden – und Bestaven wäre Sieger.

Greta Thunberg feuert Boris Herrmann weiter an

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat auf ihrem Facebook Account noch einmal Bezug genommen zu der Vendée Globe und Boris Herrmann. „Allein auf der ganzen Welt. Heute Abend kehren die ersten Boote in der Vendée Globe zurück nach Frankreich. Nach 44000 km und 80 Tagen trennen nur Minuten und Stunden die Top 5 Boote“, schreib die junge Schwedin. „Und mein guter Freund Boris Herrmann ist einer davon!“ Wahrend sie wissenschaftliche Geräte zur Messung des ozeanischen CO2 mitführen… „Ein wahrer Held!“, so Thunberg weiter.

"Ein bisschen Rock'n'Roll" auf der Zieleinfahrt

In einem letzten Video vor der Zieleinfahrt zeigt Herrmann noch einmal, wie das Leben an Bord abläuft: Der Blick der Kamera geht über das Meer, das Heulen des Windes übertönt fast die Stimme des Seglers: "Ein bisschen Rock'n'Roll" sei der Wind gerade, und es habe schon ein paar "ganz interessante Momente" gegeben.

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Minister Gerd Müller dankt Boris Herrmann

Gerd Müller (CSU), Bundesentwicklungsminister, scheint ebenfalls ein Fan von Boris Herrmann zu sein. In einem Film, das ein Gespräch zwischen dem Extremsegler und dem Minister während der Vendée Globe vor wenigen Tagen zeigt, ist ihm die Bewunderung für das Engagement des 39-Jährigen deutlich anzumerken. Besonders, weil Herrmann sich so sehr für die Wissenschaft engagiert.

„Ohne Meere können wir Menschen nicht überleben. Wir kämpfen gegen die Erderwärmung, für mehr Klimaschutz. Aber auch für mehr Meeresschutz. Das hat ja viele viele Seiten“, sagt Müller im Gespräch. Gemeinsam mit Herrmann wolle man genau diese Botschaft transportieren. „Dass die Meere der größte Kohlenstoffspeicher sind und 50 Mal so viel Kohlenstoff speichern wie die Atmosphäre.“

Müller interessierte sich in dem Gespräch dafür, wie Herrmann an Bord seiner „Seaexplorer“ Strom produziere. „Wir haben an Deck einen Solargenerator. Wenn dann nachts die Batterien zur Neige gehen, habe ich einen Hydrogenerator an Bord. Das ermöglicht uns, emissionsfrei voran zu kommen. Denn wenn wir wirklich weit kommen wollen, dann geht das nur mit der Kraft der Natur und dafür hoffe ich, dass die Reise etwas Inspiration mitbringt.“

Herrmann berichtet, dass er voller Stolz auf dem Boot das Logo der Allianz für Klima und Entwicklung angebracht habe. „Wir sind sehr stolz dass wir die Sache unterstützen dürfen.“ Am Ende bedankt Müller sich noch einmal bei dem Hamburger. „Ich bin ihnen ganz besonders dankbar, dass sie als Klimabotschafter sozusagen über die Weltmeere segeln.“ Und endet mit guten Wünschen. „Ich wünsche Ihnen, dass sie gesund und munter am 27. ankommen. Alles Gute weiterhin.“

Ein Song für Herrmann: "Boris flieg!"

Sogar einen eigenen Song hat Boris Herrmann seit einigen Tagen. Frank Schönfeldt, Hamburger Segelmacher (Clown Sails), 38-facher Deutscher Meister in fünf verschiedenen Bootsklassen, hat extra für den Extremsegler den Song "Boris Flieg!" geschrieben und im Internet veröffentlicht.

Schönfeldt ist in der deutschen Segelszene bereits seit vielen Jahren als Liedermacher bekannt. "Jetzt kommt deine Chance: Boris, geh' aufs Ganze", heißt es im Refrain. Das Lied handelt von der Segelbegeisterung, die Herrmann derzeit mit seiner Teilnahme an dem Rennen auslöst.

Selbst seine Schwiegermutter sei nun ein Fan, singt Schönfeldt da. Und dass er so manche Nacht durchwacht habe für die Verfolgung der Vendée Globe. Herrmann hat den Song bereits gehört und ist begeistert.

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Alex Thomson drückt Herrmann die Daumen

Selbst der ehemals härteste Konkurrent von Boris Herrmann, Alex Thomson, drückt dem Hamburger gerade übrigens fest die Daumen für einen Sieg. Der Brite war bereits früh im Rennen Ende November mit einem Ruderbruch aus dem Rennen ausgeschieden.

Derzeit segelt er seine "Hugo Boss" von Kapstadt zurück nach England. Und schriebt auf Instagram: "Wem drückt ihr die Daumen? Team Malizia und Boris Herrmann natürlich!" Und dann fragt er seine Follower, wem sie den Pokal wünschen würden. Die Mehrheit seiner Fans will ebenfalls Herrmann siegen sehen.

Der Hamburger hat sich in den vergangenen Wochen große Sympathien ersegelt. Ein regelrechter Hype ist um den sympathischen 39-Jährigen entstanden, der ihn selbst hin und wieder zu erstaunen scheint. Thomson und Herrmann sind aber bereits seit längerer Zeit freundschaftlich verbunden.

Alex Thomson kurz vor dem Start der Vendée Globe im November.
Alex Thomson kurz vor dem Start der Vendée Globe im November. © Witters

Auch Franzosen hoffen auf Abwechslung

Thomson gilt spätestens seit seinem 2017 aufgestellten Weltrekord, bei dem er innerhalb von 24 Stunden 536,8 Seemeilen zurücklegte, als Superstar der Hochsegler-Szene.

Diese wird ansonsten von Frankreich dominiert – zumindest bei der Vendée Globe. Alle bisherigen acht Auflagen wurden von einem Franzosen gewonnen.

Doch selbst die halten es mittlerweile größtenteils mit Herrmann. Nicht zuletzt aus eigenen Konkurrenzgedanken – bevor ein Landsmann gewinnt, soll dann doch bitte ein Deutscher gewinnen...

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Herrmann im Dreikampf um den Sieg

Wenige Stunden vor dem Zieleinlauf kristallisiert sich in der Endabrechnung ein Dreikampf zwischen dem aktuell Führenden Charlie Dalin sowie Boris Herrmann und Yannick Bestaven heraus. Letztgenannter könnte sich dabei trotz voraussichtlicher Ankunft um 4.22 Uhr in der Nacht zu Donnerstag durch die Zeitgutschrift noch ganz nach vorne schieben (siehe auch diesen Eintrag).

Abzüglich der 10,25 Stunden wäre Bestaven in der korrigierten Abschlusswertung Erster vor Herrmann, dessen Ankunft um 1.33 Uhr erwartet wird. Durch die im Vergleich zu Bestaven geringere Zeitgutschrift wäre Herrmann damit eine Stunde und 25 Minuten dahinter notiert (Stand 11 Uhr).

Für Dalin wiederum bliebe trotz prognostizierter Erstankunft um 19.50 Uhr nur noch Rang drei. Allerdings war der 36-Jährige den ganzen Mittwochmorgen über um mindestens drei Knoten schneller unterwegs als Herrmann, der von den Erstplatzierten mit Abstand am langsamsten segelte.

Fegebank zu Herrmann: "Toi, toi, toi!"

Zu den mitfiebernden Senatorinnen und Senatoren gehört auch Katharina Fegebank. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin bedachte Boris Herrmann in ihrer Instagram-Story mit guten Wünschen für den Endspurt. "Toi, toi, toi für die letzten Meter", schrieb sie in dem sozialen Netzwerk.

Grote "sehr, sehr stolz" auf Herrmann

Auch Hamburgs Sportsenator Andy Grote wünschte Boris Herrmann vor den letzten Meilen noch einmal "jeden Erfolg". Vor allem solle der 39-jährige Familienvater aber gesund nach Hamburg zurückkehren, sagte der SPD-Politiker in einer über Twitter verbreiteten Videobotschaft. "Hier sind viele Menschen, die warten und sehr, sehr stolz sind auf Sie, der Senat eingeschlossen."

"Sie haben eine enorme Segel-Euphorie ausgelöst", sagte Grote. "Ich weiß gar nicht, ob überhaupt noch jemand Fußball guckt." Herrmann habe "uns alle" an seinem großen Abenteuer teilhaben lassen. "Ich glaube, wirklich ganz Hamburg fiebert inzwischen mit ihnen mit", sagte der Senator.

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Herrmann gegen Bestaven: Duell der Retter

Boris Herrmann ist nicht der einzige Segler im Feld mit einer Zeitgutschrift (siehe auch diesen Eintrag). Der Franzose Yannick Bestaven ("Maître CoQ IV") wird für seine Beteiligung an der Rettung von Konkurrent Kevin Escoffier am Ende sogar zehn Stunden und 15 Minuten abgezogen bekommen – und damit viereinviertel Stunden mehr als Herrmann.

Stand Mittwochmorgen lag Bestaven auf Platz fünf gute 100 Seemeilen und umgerechnet damit knappe sechs Stunden hinter Herrmann. Es könnte also auch zwischen Bestaven und Herrmann noch eine ganz enge Kiste werden...

Post von Wagner an Boris Herrmann

Auch "Bild"-Kolumnist Franz Josef Wagner hat in der Zeitung an Boris Herrmann geschrieben. Er nahm in seinem Stück allerdings eher Bezug auf die Corona-Pandemie, der der Hamburger Extremsegler in den vergangenen Wochen davon gesegelt war.

"Sie haben an dem brutalsten Meeres-Marathon der Einzelsegler teilgenommen. Mein Rat ist: Segeln Sie wieder zurück! Das Meer ist sicherer als das Land", schrieb Wagner auch in Anspielung auf die Corona-Pandemie.

Nico Rosberg zu Boris Herrmann: "Wahnsinn!"

Neben Greta Thunberg (siehe auch diesen Eintrag) bekommt Boris Herrmann auf seinen letzten Meilen zum Ziel jede Menge weitere prominente Unterstützung. Der ehemalige ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg etwa grüßte den Hamburger Extremsegler auf Instagram. "Wahnsinn, was du in den vergangenen Wochen bei der Vendée Globe geleistet hast", sagt er da in die Kamera.

"Zweiter Platz, mit der Chance zu gewinnen. Die Daumen sind ganz feste gedrückt." Auch er nimmt Bezug zu dem wissenschaftlichen Engagement von Herrmann. "Und dass du dann noch so viele wichtige Information sammelst über die Ozeane, CO2-Konzentration und alles andere."

Er hoffe wirklich, dass Herrmann das Rennen gewinnen werde: "Wir werden es zumindest genau verfolgen!" Und eine Einladung an Herrmann für sein von ihm veranstaltetes Greentech-Festival sprach der ehemalige Rennfahrer auch noch aus.

Macht eine Zeitgutschrift Herrmann zum Sieger?

Selbst, wenn er nicht mehr an Dalin vorbeisegeln sollte, könnte Boris Herrmann die Vendée Globe sogar als Sieger beeenden. Möglich macht dies eine Zeitgutschrift über sechs Stunden, die Herrmann für seine Rettungsaktion des schiffbrüchigen Kevin Escoffier im Dezember erhielt.

Kevin Escoffier – hier noch kurz vor dem Schiffbruch mit seiner
Kevin Escoffier – hier noch kurz vor dem Schiffbruch mit seiner "PRB" – musste Ende des vergangenen Jahres unter anderem von Boris Herrmann gerettet werden. © Witters

Greta Thunberg begeistert von Boris Herrmann

Im Endspurt fiebert auch Greta Thunberg mit Boris Herrman. "Du hast immer gesagt, unter die Top 5 zu kommen, würde sich wie ein Sieg anfühlen – und nun das… Was für ein großartiger Erfolg, egal wie es jetzt noch endet", sagte die schwedische Klima-Aktivistin in einer letzten Grußbotschaft an den Hamburger Segler, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

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Thunberg und Herrmann hatten im Spätsommer 2019 mit ihrer gemeinsamen Atlantiküberquerung nach New York für weltweites Aufsehen gesorgt. Lesen Sie hier mehr zu Greta Thunbergs Nachricht an Boris Herrmann.

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