Hamburg. Dramatische Rettung bei Segelrennen Vendée Globe mit Hamburger Skipper. Nun meldete sich Herrmann sichtlich erschöpft per Video.
Der Hamburger Extremsegler Boris Herrmann hat am Dienstagvormittag erstmals von der großen Rettungsaktion für seinen Konkurrenten Kevin Escoffier berichtet. Er war zusammen mit Yannick Bestaven („Maitre Coq“), und Sebastien Simon („Arkea Paprec“) und Jean Le Cam („Yes we Cam“) an der Suche nach dem schiffbrüchigen Franzosen beteiligt gewesen, dessen Schiff gestern Nachmittag rund 500 Meilen vor Kapstadt plötzlich auseinandergebrochen und gesunken war.
Boris Herrmann an Suchaktion nach Segler Kevin Escoffier beteiligt
"Ich war sehr konzentriert auf meine Aufgabe", sagt Herrmann am späten Vormittag noch sichtlich erschöpft. „Ich hatte einen gewissen Suchsektor abzusuchen.“ Die ganze Zone, die ihm zugeteilt worden war, hätten ihn 15 bis 20 Stunden gekostet. "Man wird sich in dem Moment bewusst wie unglaublich groß das Suchfeld ist und was für eine Nadel im Heuhaufen wir suchen."
Dennoch sei er sehr motiviert gewesen und habe versucht in alle Richtungen zu schauen. "Gleichzeitig war klar, dass man das nicht zehn Stunden durchhalten würde, Ausschau zu halten. Es ist sehr sehr kalt gewesen in der Nacht und hoher Seegang. Die Gischt kam über Deck. Irgendwie waren auch Grenzen gesetzt."
Regattaleitung leitete für Suchaktion Boote um
Herrmann lobte die Regattaleitung. "Es war toll zu sehen, dass die Regattaleitung alle Boote umgeleitet hat, so dass wir mit einer Flotte gemeinsam suchen konnten", sagt der Hamburger. "Und dass wir dem Glück so eine Chance geben konnten. Und dass wir das Glück hatten, dass Kevin gefunden werden konnte. Das ist eine große Erleichterung."
Nun falle erst einmal die Anspannung der Nacht von ihm ab. "Natürlich ist da auch eine gewisse Traurigkeit." Er fahre schon wieder sein normales Rennen weiter. "Aber bin im Kopf noch nicht wieder ganz dort wo das Rennen ist. Aber das wird sicherlich bald kommen. Heute gebe ich mir ein wenig Zeit, die Sache sacken zu lassen."
Boris Herrmann im Video
Französischer Segler erlitt Schiffbruch mit Rennyacht
In der Nacht zuvor war die dramatische Rettungsaktion für den französischen Segler Kevin Escoffier, der gestern im Südpolarmeer Schiffbruch mit seiner Rennyacht "PRB" erlitt, erfolgreich beendet werden. Der Extremsportler wurde von seinem Konkurrenten Jean Le Cam nach achtstündiger Suche aus seiner Rettungsinsel geborgen und befindet sich nun an Bord der Yacht „Yes we Cam“.
Am Montagnachmittag geschah das Unglück, das zu der großen Rettungsaktion geführt hatte. Gegen 14 Uhr passierte etwas an Bord der "PRB", was der erfahrene Skipper bis jetzt nicht ganz zu verstehen scheint. "Sein Schiff habe sich in eine große Welle gebohrt“, berichtet er in einem ersten Interview nach dem Unglück. Und sei dann kurz darauf in zwei Teile zerbrochen.
Wenige Sekunden um in Rettungsinsel zu steigen
"Eine Welle kam und ich hatte nur noch Zeit eine Textnachricht zu senden, bevor die Welle die gesamte Elektrik zerstörte", sagt er nach der Rettung. Es sei absolut verrückt gewesen, als sei das Boot zusammengeklappt worden. "Ich habe schon viel gesehen, aber so etwas …" Dem Skipper blieben nun wenige Sekunden um seinen Überlebensanzug anzuziehen und in die Rettungsinsel zu steigen.
Sein Landsmann Jean Le Cam war mit seinem Schiff der Unglücksstelle am nächsten und wurde von der Küstenwache aufgefordert, den Schiffbrüchigen zu suchen. Etwa acht Stunden später erreichte der 61-jährige Veteran unter den Teilnehmern die Stelle und begann sofort mit der systematischen Suche, wie man an dem Zickzack-Kurs seines Renntrackers erkennen kann.
Konkurrent Jean Le Cam rettet den französischen Segler
Er beschreibt die Rettung später folgendermaßen: "Als ich an der Position ankam, habe ich Kevin in der Rettungsinsel getroffen. Ich habe ihm zugerufen, dass ich zurückkomme und die Dinger hier kläre." Das hieße die Segel teilweise bergen, damit er manövrierfähiger wurde.
Die See war zudem sehr unruhig, es heißt die Wellen seien zu dem Zeitpunkt fünf Meter hoch gewesen. Le Cam berichtet, es sei nicht leicht gewesen, zurück zu kommen. "Als ich zurück kam zu der Position, an der ich ihn gefunden hatte, war er dort nicht mehr. Ich bin fünf oder sechs Mal zurück zu der Stelle gefahren. Erst dachte ich, ich warte hier jetzt ab bis es hell wird. Aber dann wurde mir klar, dass ich ihn nachts mit seinem Licht im Zweifel besser sehen würde."
"Ein unrealer Moment, in dem Verzweiflung zu Hoffnung wurde"
Also habe er weiter gesucht. Und schließlich in der Ferne ein kleines Licht gesehen. „Das war ein unrealer Moment, in dem Verzweiflung zu Hoffnung wurde.“ Le Cam fuhr zu dem Licht und dort war der Schiffbrüchige Escoffier in seiner Rettungsinsel. Le Cam berichtet, er habe ihm seinen Rettungskragen rüber schmeißen und ihn so an Bord seiner Yacht holen können.
Die Erleichterung ist den beiden Männern in ihrem ersten Video unter Deck kurz nach der Rettung anzumerken. Aber auch die Verzweiflung des Schiffbrüchigen. Immer wieder streicht er sich über die Augen und ringt mit der Fassung. Er könne nicht verstehen, wie das passieren konnte, sagt er auf Französisch in die Kamera. Er habe sein Schiff vor dem Rennen extra mit 200 Kilo Kohlefaser-Laminat verstärkt. Und Escoffier weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Ingenieur und hat viele Jahre in dieser Funktion bei den großen Segelteams gearbeitet.
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2009 verunglückte Le Cam mit seiner Yacht
Das Verrückte an der Geschichte: Retter Jean Le Cam war am 6. Januar 2009 selbst in Seenot geraten. Der Rekordteilnehmer der Vendée Globe konnte von seinem Landsmann Vincent Riou vor Kap Hoorn von seiner auf dem Kopf treibenden Jacht gerettet werden. Dieses Mal war es nun Le Cam, der einen anderen Skipper aus einer lebensbedrohlichen Situation befreite.
Die an der Bergung Beteiligten Yachten sind mittlerweile zurück im Rennen. Vermutlich werden sie Zeitstunden gut geschrieben bekommen für die Aktion. Was allerdings mit dem abgeborgenen Escofier passiert ist noch unklar. Denn für zwei Männer an Bord der „Yes we Cam“ wird das Essen nicht reichen.