Glinde. Jugendliche treiben perfides Spiel mit Älteren in Glinde. Neuer bewaffneter Ordnungsdienst steht in den Startlöchern.
- Jugendliche treiben in Glinde ein perfides Spiel mit Senioren
- Wer eine Frau am Rollator mit dem Fußball abschießt, bekommt die meisten Punkte
- Ein bewaffneter Ordnungsdienst soll nun für mehr Sicherheit sorgen
Auf dem Glinder Marktplatz werden Passanten bald uniformiertes Sicherheitspersonal antreffen, das bei der Stadt beschäftigt ist und mit ausziehbaren Teleskopschlagstöcken am Gürtel bewaffnet ist. Die neue Einheit im Rathaus heißt abgekürzt KOD. Die drei Buchstaben stehen für den kommunalen Ordnungsdienst. Der sollte eigentlich schon in diesem Jahr die Arbeit aufnehmen, doch das entsprechende Konzept mit detaillierter Aufgabenbeschreibung fertigte die Verwaltung erst vor wenigen Wochen. Die Stadtvertretung segnete dieses nun ab mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen. Das ist Voraussetzung, um die vier Vollzeitstellen auszuschreiben. Die Suche startet in Kürze.
„Ich gehe davon aus, dass wir im April oder Mai einstellen. Dann machen die Auserwählten einen sechs- bis achtwöchigen Lehrgang und gehen danach auf Patrouille“, sagt Bernd Mahns, Amtsleiter für Bürgerservice und zugleich Chef der Ordnungsabteilung. Er hat das Programm für den KOD entwickelt, schickt seine Mitarbeiter bis in die Nacht auf Streife. Sein Arbeitszeitmodell umfasst zwei Schichten. Die ersten Kollegen sind zwischen 8 und 16.30 Uhr unterwegs. Spätdienst ist im Winter von 14.30 bis 22.30 Uhr. Im Sommer verschiebt er sich um eine Stunde nach hinten.
Terror in Glinde: „Seniorin am Rollator abschießen bringt die meisten Punkte“
In Stein gemeißelt sind die Zeiten jedoch nicht. Mahns will flexibel sein, bei Veranstaltungen wie dem Marktfest könne der Einsatz auch über Mitternacht hinausgehen. Die Sicherheitskräfte werden in der Regel zu zweit kontrollieren, nie allein. Bei Urlaub oder Krankheitsfällen ist auch eine Dreier-Kombination angedacht bei Ausfall einer Schicht. Durchgängig an sieben Tagen in der Woche wird man ohnehin nicht Präsenz zeigen können ob der Personaldecke. Immerhin gibt es eine Aushilfe. Von dem vorhandenen Personal des Ordnungsamts wird eine Person für den KOD als Ersatz abgestellt.
Mahns will von der Politik auch noch eine neue Stelle für den Innendienst genehmigt bekommen. „Der Sachbearbeiter soll einen Stundenanteil für den KOD verwenden und Aufgaben wahrnehmen, die im Ordnungsamt für die aktuellen Kollegen zusätzlich anfallen“, so der Amtsleiter. Die Bürokraft hat unter anderem diese Zuständigkeiten: die Zusammenarbeit mit der Polizei und sozialen Einrichtungen regeln, Dienstpläne erstellen sowie Betreuung der Hotline. Ohne Koordinatorposition hat die neue Abteilung ein Problem.
Glinde: Ordnungsdienst wird mit Stichschutzweste ausgerüstet
„Das Konzept ist nicht ausgereift. Wir bezweifeln, dass vier Personen die im Katalog skizzierten Aufgaben bewältigen können“, sagt SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach und begründet damit zugleich, warum seine Partei in der Stadtvertretung mit Nein stimmte. „Wenn es nach uns gegangen wäre, hätte man die Abstimmung verschoben.“ Auch wollte er erst mal den Nachweis von Erfolgen anderer kommunaler Ordnungsdienste. „Den gab es nicht“, so Lauterbach.
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Die Einführung des städtischen Sicherheitsdiensts hatten CDU und FDP Ende 2023 durchgesetzt. Wegen fehlender Kapazitäten war die Verwaltung nicht in der Lage, zeitnah Vorarbeiten für die Stellenausschreibung zu erledigen. Wie berichtet, holte sich Mahns Inspirationen in Rendsburg, begleitete die dortigen Kräfte bei Kontrollgängen.
In Glinde werden die KOD-Mitarbeiter mit Handfesseln, Taschenlampe, Funkgerät, Smartphone, Stichschutzweste und Tierabwehrspray ausgerüstet. Den Schlagstock dürfen sie nur zur Notwehr einsetzen. Er gilt als Waffe. Das Team soll das Sicherheitsgefühl der Bürger erhöhen und Ordnungswidrigkeiten ahnden, kann Personen in Gewahrsam nehmen und durchsuchen sowie Platzverweise aussprechen. Es wird auch an Schulen, auf Sportplätzen und überall dort zugegen sein, wo es Hinweise aus der Bevölkerung auf zum Beispiel Vandalismus oder ruhestörenden Lärm gibt.
CDU-Chef: Heranwachsende schießen mit Bällen auf Senioren
Der Fokus liegt jedoch auf der Innenstadt, insbesondere wird man den Marktplatz im Blick haben. Vorfälle an zentraler Stelle waren Anlass für Christdemokraten und Liberale, die Polizei mit einer städtischen Einheit zu unterstützen. Claus Peters, CDU-Vorsitzender und Bürgervorsteher, berichtet nach wie vor von Beschwerden aus der Bevölkerung. „Es geht etwa um Beleidigungen von Heranwachsenden und Pöbeleien.“ Doch das ist nicht alles. An ihn herangetragen wurde auch diese makabere Aktion: „Junge Menschen schießen Passanten mit Fußbällen ab. Es gibt ein Punktesystem. Wenn man eine Seniorin mit Rollator trifft, bringt das viele Zähler.“
Die Organisatorin der Suppenküche, Barbara Bednarz, erzählte dieser Redaktion bereits von Würfen mit Knallkörpern auf ihre Gäste. Beim Gewaltexzess an Halloween vergangenen Jahres schmissen Chaoten Feuerwerkskörper und Gegenstände auf Streifenwagen, ein Maskierter schlug mit einem Hammer die Schaufensterscheibe eines Friseursalons ein. Damals hatten sich rund 100 jüngere Menschen in der City versammelt. Mithilfe des speziell geschulten Personals wird ein niedrigschwelliger Ansatz verfolgt: Präsenz und gezielte Ansprache sollen Konflikte vermeiden.