Glinde. Neue Regelung hätte Kosten bei Neubauten gesenkt. Warum Glinder Parteien Rathauschef Rainhard Zug die Unterstützung versagten.

Es ist eine weichgespülte Stellplatzsatzung, die Glindes Politiker im kommenden Jahr beschließen werden. Zumindest aus Sicht des Bürgermeisters. Rainhard Zug wollte nämlich, dass Investoren bei Neubauten in der Innenstadt weniger Pkw-Abstellmöglichkeiten als jetzt schaffen müssen. So hätten Unternehmen den Schlüssel auf 0,25 herunterschrauben können bei Sozialwohnungen und davon gewiss auch Gebrauch gemacht, um Projektkosten zu reduzieren. Die Parteienvertreter lehnten den Vorschlag des Rathauschefs jetzt ab. Allerdings gibt es ein Hintertürchen für Firmen, um doch auf diesen niedrigen Wert zu kommen. Sie müssten dann viel Überzeugungsarbeit leisten.

Derzeit greift für Glinde die Landesbauordnung, weil man keine Satzung hat. Demnach gelten im mehrgeschossigen Wohnungsbau 0,7 Stellplätze je Einheit in der Regel als ausreichend. Eigene Richtlinien ermöglichen Städten und Gemeinden eine Differenzierung. Sie können unterschiedliche Schlüssel auf ihrem Gebiet anwenden. Dazu erstellte die Verwaltung eine Richtwerttabelle. Dabei ist die Nutzungsart in drei Kategorien aufgeteilt. Zuerst sind Ein- und Zweifamilienhäuser gelistet mit einem Kfz-Stellplatz bis 75 Quadratmeter Wohnfläche und zwei bei mehr Volumen. Bei Mehrfamilienhäusern ab drei Wohneinheiten im frei finanzierten Bereich ist der Schlüssel identisch. Im öffentlich geförderten Wohnungsbau liegt er bei 0,5 bis 75 Quadratmeter und bei 0,7 für größere Bleiben. Was alle drei Segmente eint: Pro Wohneinheit sind zwei Fahrradabstellplätze vorgeschrieben.

Glinde: Weniger Parkplätze in der City? Bürgermeister scheitert mit Plan

In einer sogenannten Sonderzone, die das Stadtzentrum sowie angrenzende Straßen umfasst, sollte nach dem Willen des Bürgermeisters die Herstellungspflicht um 50 Prozent gesenkt werden können. Gleiches gilt im übrigen Gebiet der Kommune für den Geschosswohnungsbau ab 20 Einheiten. Zug kämpfte knapp zwei Jahre für sein Ansinnen, ließ unter anderem den Fachbereichsleiter Planung, Bauordnung und Vermessung aus Göttingen per Video in eine Ausschusssitzung zuschalten. Die niedersächsische Stadt hatte das Reglement 2017 eingeführt, in der Altstadt kann der Schlüssel auf 0,35 gedrückt werden. Der Experte sagte im Mai vergangenen Jahres in Richtung der Parteienvertreter: „Der Verzicht auf Stellplätze senkt die Baukosten.“

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Mehrfach wurde in Glinde über das Thema diskutiert. Nun sind einige Inhalte der Satzung bestimmt, der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz strich die beiden zentralen Anliegen Zugs. „Es geht nicht, dass in Sozialwohnungen lebende Menschen auf Stellplätze verzichten sollen“, sagt der CDU-Vorsitzende Claus Peters. Außerdem würde man im Kampf um neue Einwohner gegenüber anderen Kommunen im Nachteil sein. Sam Momeni von den Grünen: „Einige Bereiche der Stadt sind schlecht an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden, die Menschen dort brauchen das Auto. Da kann man nicht noch 50 Prozent weglassen bei den Parkplätzen.“ Kommt es nun zu einer Eins-zu-eins-Übernahme der Richtwerttabelle in die Satzung? Das will Momeni nicht garantieren.

Glinde: Auf dem Marktparkplatz sollen Wohnungen entstehen

Glinde wird demnächst zwar keine allgemeingültige Regel für weniger Parkplätze haben. Der Wert 0,25 ist allerdings über neue Bebauungspläne machbar. Dafür müsste ein Unternehmen gute Argumente liefern, um Parteienvertreter zu überzeugen. Ein Beispiel ist die Umsetzung eines Mobilitätskonzepts mit Car-Sharing und der Bereitstellung von E-Bikes. Die Satzung ist insbesondere wichtig für die Umgestaltung des Zentrums. Dazu gibt es einen Rahmenplan. Bestandteil ist die Schaffung von 300 Wohnungen. Glinde möchte dafür den Marktparkplatz an einen Investor abgeben, das Areal aber nicht verkaufen. Wahrscheinlich ist eine Erbpachtregelung. Eines ist sicher: Ausreichend Parkplätze für Besucher des Wochenmarkts und der Geschäfte soll es auch mit neuen Gebäuden an zentraler Stelle geben.