Glinde. Zuletzt gab es an Halloween Vandalismus und Böllerei, Streifenwagen wurden attackiert. Partei macht Vorschlag für mehr Sicherheit.
„Auf dem Marktplatz herrscht Krieg.“ So kommentierte ein Schüler, der namentlich nicht genannt werden will, die Vorkommnisse an Halloween in Glinde. Am Dienstag vergangener Woche feierten laut Polizeidirektion Ratzeburg gegen 21 Uhr rund 100 Jugendliche und junge Erwachsene im Stadtzentrum, zündeten Feuerwerkskörper und warfen Gegenstände auf die ankommenden Streifenwagen. Die Chaoten flüchteten anschließend in unterschiedliche Richtungen. Einer, von den Beamten auf 14 oder 15 Jahre geschätzt, schwarz gekleidet sowie mit Sturmhaube, zerstörte mit einem Hammer die Schaufensterscheibe eines Friseursalons. Um Vandalismus und „vielen weiteren unliebsamen Entwicklungen entgegenzuwirken“, wie es der CDU-Vorsitzende Claus Peters formuliert, plant seine Partei die Einführung eines kommunalen Ordnungsdienstes (KOD).
„Wir wollen versuchen, zwei bis drei Personen bei der Stadt einzustellen, die sich ausschließlich auf den Straßen aufhalten und im Schichtdienst eingesetzt werden. Gerade in den Abendstunden kommt es immer wieder zu massiven Verfehlungen“, berichtet Peters, der zugleich Bürgervorsteher ist. „Die neuen Kräfte können im Vorfeld bei Gruppen deeskalierend wirken.“ Der Dienst sei ein ergänzender Baustein in der Sicherheitsarchitektur. Soll heißen: eine Ergänzung zur Polizei. Das vorgesehene Konzept ziele darauf ab, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu verbessern, indem man präventiv im öffentlichen Raum präsent sei und Bürgerinnen und Bürgern unterstützend zur Seite stehe.
Außendienstler des Ordnungsamts verteilen Knöllchen an Parksünder
Auch Themen wie Ruhestörung und illegale Abfallentsorgung sieht Peters beim kommunalen Ordnungsdienst. Einen solchen gibt es nach seinen Angaben zum Beispiel in Flensburg, Lübeck und Kiel. Glinde hat ein Ordnungsamt, das Bernd Mahns, dem Amtsleiter für Bürgerservice, zugeordnet ist. Ohne ihn umfasst die Abteilung sieben Kräfte. Vier seiner Kollegen sind Sachbearbeiter, drei im Außendienst und verteilen Knöllchen an Parksünder, wovon einer auch die Funktion des Marktmeisters hat. Spezielle Rundgänge etwa mit dem Auftrag, Jugendliche bei Fehlverhalten zu ermahnen, unternimmt das Ordnungsamt nicht. „Mit dem derzeitigen Personal sind diese zusätzlichen Aufgaben nicht leistbar aufgrund von Überlastung und massenhaften Überstunden im dreistelligen Bereich“, sagt Mahns. Die Mitarbeiter seien viel mit der Flüchtlingsunterbringung beschäftigt. Sollte sich die Politik für einen Ordnungsdienst entscheiden, würden die Auserwählten zu Mahns‘ Bereich zählen.
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„Die Präsenz zu erhöhen, ist erstmal ein guter Vorschlag“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Er betont allerdings, dass die Verwaltung keine polizeilichen Aufgaben übernehmen könne. „Wir sind nicht für Strafverfolgung zuständig, Kollegen vom Ordnungsamt dürfen keine Schusswaffen tragen.“ Einen Antrag für weitere Stellen im Ordnungsamt für die Schaffung des Dienstes wollen die Christdemokraten laut Peters noch in diesem Jahr stellen. „Ich gehe davon aus, dass es dafür von Bürgern und in der Politik eine breite Zustimmung geben wird.“ Barbara Bednarz, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, hat Peters auf seiner Seite. Sie sagt: „Ich finde es wichtig, das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Wenn es die Polizei nicht schafft, muss jemand anderes her. Insofern ist der Vorschlag gut.“
CDU-Generalsekretär ist Gastredner bei Versammlung am 14. November
Die Liberalen hatten das Thema Sicherheit auf dem Marktplatz zu Beginn dieses Jahres in die Gremien gebracht. Die Partei hatte Anwohnerbeschwerden aufgenommen. Die Rede war von Lärmbelästigung, Verschmutzung sowie Vandalismus. SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach ist mit Blick auf das CDU-Ansinnen zurückhaltender als Bednarz: „Man müsste meiner Ansicht nach erstmal präventiv arbeiten mit den Jugendlichen etwa mithilfe von Streetworking, könnte außerdem die städtische Jugendarbeitsgruppe stärken.“ Diese übernimmt die Funktion des Jugendbeirats in Glinde.
Die Christdemokraten halten am Dienstag, 14. November, eine öffentliche Mitgliederversammlung ab um 19.30 Uhr im Bürgerhaus (Markt 2). Das Thema: der Aufbau des kommunalen Ordnungsdienstes. Peters wird die Ideen seiner Partei präsentieren. „Wir erklären zum Beispiel, was wir dem Dienst ins Aufgabenbuch schreiben wollen.“ Besucher kommen auch zu Wort. Sie haben die Möglichkeit, über ihr Sicherheitsempfinden zu sprechen. Gastredner ist Lukas Kilian, Generalsekretär der CDU Schleswig-Holstein sowie Landtagsabgeordneter mit Wahlkreisbüro in Glinde.