Glinde. Glinde baut gegen Willen der Nachbarn eine Unterkunft im Gewerbegebiet. Doch denen kommt das Geschehen vor Ort komisch vor.
Das war, so erscheint es zumindest den Anwohnern im Gewerbegebiet Glinde, anders gedacht. Seit Monaten beäugen sie die Planungen für die Errichtung eines Flüchtlingsheimes an der Straße Am Alten Lokschuppen. Julia Hellbusch, Anwohnerin der Arthur-Christiansen-Straße, äußert nun gegenüber unserer Redaktion Verwirrung über den aktuellen Entwicklungsstand. „Beim letzten Treffen im November hat Bürgermeister Zug den Anwohnern mitgeteilt, dass in der Zeit vom 2. bis 6. Dezember Sondierungsarbeiten des Kampfmittelräumdienstes stattfinden“, sagt sie.
Über das weitere Vorgehen habe man laut Hellbusch die Bürger informieren wollen. Doch: „In der darauffolgenden 50. Kalenderwoche konnten wir als Anwohner beobachten, dass keine Kampfmittelsondierungen mehr stattfinden, sondern dass eine Baugrube mit Kies aufgefüllt und verdichtet wird.“ Nach ihrem Kenntnisstand liege keine Baugenehmigung des Kreises Stormarn vor.
Umstrittenes Flüchtlingsheim im Gewerbegebiet Glinde: Anwohner wundern sich
Wie ist also der Stand beim Bau des umstrittenen Flüchtlingsheimes? Läuft alles nach Plan oder gibt es Probleme? Tobias Senff, Pressesprecher der Stadt Glinde, teilt auf Nachfrage mit: „Für die Sondierungsarbeiten mussten Erdarbeiten durchgeführt werden. Diese hatten wir auch angekündigt“, so Senff. In dem Bereich, in dem die beiden Gebäude errichtet werden, habe Erde ausgehoben werden müssen.
„Nach der Sondierung wurde der Bereich zum Teil wieder verfüllt. Da das ursprüngliche Erdmaterial für ein Gebäude nicht tragfähig wäre, wurde anderes Material, auch Kies und Sand, eingebracht. Dieses wurde verdichtet. Weitere Aktivitäten sind für dieses Jahr nicht mehr geplant“, sagt der Pressesprecher.
Eine Baugenehmigung des Kreises Stormarn liege mündlich vor
Es bleibt die Frage, ob eine Baugenehmigung vorliegt. „Seit dem 12. Dezember liegt uns vom Kreis Stormarn die mündliche Zusage einer Baugenehmigung vor. Die schriftliche Zustellung erwarten wir bis zu den Weihnachtsfeiertagen. Die Arbeiten haben im Rahmen der geltenden Regeln stattgefunden“, so Senff weiter.
Wie berichtet plant die Stadt Glinde auf einem unbebauten Grundstück im Gewerbegebiet den Bau einer Flüchtlingsunterkunft. 50 Menschen sollen darin Platz finden. Das 1500 Quadratmeter große Grundstück hat die Stadt seit Januar gemietet, zahlt dafür monatlich 4300 Euro.
Seit Januar zahlt die Stadt Glinde 4300 Euro Miete im Monat für das Grundstück
Der Vertrag ist über zehn Jahre geschlossen. Ein Kauf des Grundstücks kam nicht infrage, weil der Eigentümer dazu nicht bereit gewesen war. Die Kosten für den Bau belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro. 800.000 Euro davon kommen vom Bund und vom Land Schleswig-Holstein.
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Es sollen zwei Wohncontainer gebaut werden, die jenen am Schlehenweg nahe der Kreisstraße 80 gleichen. Dort sind sie rot, im Gewerbegebiet sollen sie einen grauen Anstrich bekommen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen sie Ende März fertig sein.
Bei der Informationsveranstaltung für Anwohner im November hatte die Stadt weitere Details bekannt gegeben: Am Zaun hin zu angrenzenden Immobilien sollen eine Hecke und womöglich Bäume gepflanzt werden. Die Fläche soll mit Schaukel und Sandkiste ausgestattet werden.
Umstrittenes Flüchtlingsheim: Glinde muss dringend Wohnraum schaffen
Die Pläne der Stadt zur Errichtung der Flüchtlingsunterkunft waren nach ihrem Bekanntwerden Anfang des Jahres auf heftigen Widerstand gestoßen. Anwohner Jan Müller initiierte eine Petition gegen Wohnbebauung. 736 Personen unterschrieben, davon 574 aus Glinde. Die Stadt hält an ihren Plänen fest, reduzierte die Kapazität der Unterkunft jedoch von 80 auf 50 Plätze. Das jüngste Anwohnertreffen machte klar, dass der Unmut der Nachbarn immer noch groß ist.
Doch die Stadt muss dringend weiteren Wohnraum für Geflüchtete schaffen. Glinde beherbergt (Stand: Mitte November) 426 Menschen aus Kriegsgebieten. In diesem Jahr wurden mehr als 70 Menschen neu aufgenommen. Trotzdem erfüllt die Stadt ihre Quote nicht, war zuletzt mit 17 Personen im Minus.
Weil Wohnraum fehlt, hatte die Stadt weniger Personen aufgenommen, als sie eigentlich gemusst hätte. Die Stadt zahlt für 86 Objekte, um Geflüchtete unterzubringen. Um den Bedarf zu decken, muss sie selbst bauen. Für 2025 werden zwischen 80 und 100 neue Geflüchtete erwartet.