Reinbek. Elfgart und Siegfried Seemann nehmen Abschied von ihrem Einfamilienhaus und ziehen in den Garten der Kinder. So kann‘s funktionieren.

Die Vorfreude war groß, doch der Weg zum neuen Zuhause für Elfgart und Siegfried Seemann verlangte viel Geduld. Nach zahlreichen Verzögerungen und organisatorischen Hürden steht das Tiny House, in dem sie künftig wohnen werden, nun endlich im Garten ihrer Kinder und Enkelkinder in Neuschönningstedt.

Ramona und Christian Seemann entschieden sich für ein Tiny House oder auch Modulhaus genannt, um den Eltern von Christian, Elfgart (81) und Siegfried (80), ein altersgerechtes Wohnen in ihrer Nähe zu ermöglichen. Doch die Realisierung des Projekts war alles andere als einfach. Bereits die Planung stellte die Familie vor Herausforderungen. Was sie nicht wussten: Auch für ein mobiles Haus ist eine Baugenehmigung nötig. Diese kam nach langem bürokratischen Hin und Her dank Unterstützung der Reinbeker Verwaltung Mitte August.

Tiny House für Senioren: Die Seemanns aus Reinbek können es kaum erwarten

Die Lieferung, ursprünglich für den 11. November angekündigt, zog sich über mehrere Wochen hin. Termine wurden avisiert, jedoch immer wieder verschoben, vorbereitete Straßensperrungen mussten zurückgenommen werden. Der Transport war eine logistische Herausforderung. Jedes Bundesland braucht eine eigene Genehmigung. Dann scheiterte es zudem an den notwendigen Begleitfahrzeugen.

Erst im Dezember rollte der Schwertransporter samt Begleitfahrzeugen und einem 130-Tonnen-Kran morgens um 5 Uhr in die schmalen Straßen des Wohngebiets. Auch die Senioren ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Beim Abladen des 13,5 Tonnen schweren Hauses – 50 Quadratmeter, zwei Zimmer, Küche, Bad – kam es zu einem Missgeschick. Das Modulhaus kippte leicht und beschädigte eine Fassadenseite. „Das ist ärgerlich, aber der Schaden lässt sich beheben“, sagt Christian Seemann.

Tiny House für Senioren: Perfekt auf die Bedürfnisse Älterer abgestimmt

Das Tinyhouse ist technisch auf dem neuesten Stand und bestens für die Bedürfnisse älterer Menschen ausgestattet. Sicherheitsfunktionen wie Rauchmelder, die im Notfall eine Nachricht an Christian Seemanns Smartphone senden, sowie Bewegungsmelder sorgen für zusätzliche Sicherheit. Auch an Barrierefreiheit wurde gedacht: Die Duschtür ist breit genug für unterstützte Nutzung, und die Toilette verfügt über ein integriertes Bidet. Beheizt wird das Haus über ein System zur Wärmerückgewinnung, während die Energie von der Photovoltaikanlage auf dem Dach der jungen Familie stammt. „Wenn wir durch das Haus gehen, kennen wir uns komplett aus“, so Seemann junior. So tief waren sie im Vorfeld in die Planungen eingestiegen. Rund 125.000 Euro hat das neue Heim der Senioren gekostet.

Tiny House in Reinbek
Der Start ins generationsübergreifende Wohnen: Marlon, Christian, Siegfried, Elfgart, Lina und Ramona Seemann mit ihren Hunden vor dem neuen Tiny House. © Imke Kuhlmann | Imke Kuhlmann

Elfgart und Siegfried Seemann freuen sich auf den bevorstehenden Umzug im Januar 2025. Nach dem Verkauf ihres Hauses in Lübeck stehen sie bereits in den Startlöchern. „Wir können es kaum erwarten, in unser neues Zuhause einzuziehen“, so Elfgart Seemann. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Bereits am Tag nach der Lieferung wurde die Küche ins Modulhaus eingebaut, die neuen Möbel wurden schon angeliefert. Noch vor Weihnachten wird ein Großteil des alten Mobiliars entsorgt. Nun fehlt nur noch die abschließende Genehmigung, die das Haus als bezugsfertig erklärt, dann kann der Umzugswagen endlich kommen.

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Christian Seemann möchte die Erfahrungen seiner Familie weitergeben und auch andere dazu inspirieren, über innovative Wohnlösungen nachzudenken. In einem Podcast des Grundeigentümerverbands teilt er seine Sicht auf die bürokratischen Hürden und spricht über die Vorteile eines Tiny Houses für Senioren (grundeigentuemerverband.de/podcast). „Es ist eine großartige Möglichkeit für altersgerechtes Wohnen. Wir hoffen, dass wir andere mit unserer Geschichte ermutigen können“, sagt Seemann.