Ahrensburg. Weg für Neubau am Heimgarten ist frei. Stadt muss sich massiv verschulden. Bürgermeister bringt Anhebung der Grundsteuer ins Spiel.
Die Planungen für den millionenschweren Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten in Ahrensburg können in die nächste Phase eintreten. Im zweiten Anlauf hat der Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss (BKSA) während seiner jüngsten Sitzung die Entwurfsplanung abgesegnet und damit den Weg für die Umsetzung frei gemacht. Außerdem stimmten die Politiker dafür, eine zusätzliche Einfeldsporthalle in die Planungen aufzunehmen.
SPD und WAB votierten gegen die Vorlage der Verwaltung und verwiesen auf die nach ihrer Auffassung ungeklärte Finanzierung. „Wir sind grundsätzlich für den Neubau und überzeugt, dass wir eine gute Planung vorliegen haben“, sagte Detlef Steuer, Vertreter der Wählergemeinschaft.
Neues Schulzentrum in Ahrensburg: Bürgermeister bringt Steuererhöhungen ins Spiel
Aber die Stadtverordneten hätten auch die Verantwortung für die finanzielle Entwicklung Ahrensburgs in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Zuerst müsse sichergestellt sein, dass sich die Stadt nicht übernehme. „Ansonsten nehmen wir unseren Nachfolgern den politischen Handlungsspielraum.“
Das neue Schulzentrum wird laut jüngsten Berechnungen der Verwaltung rund 114,8 Millionen Euro kosten. Als Ahrensburgs Stadtverordnete im Juni 2022 den Grundsatzbeschluss für den Neubau gefasst hatten, lag die Kostenschätzung noch bei etwa 80 Millionen Euro.
Bereits in diesem Jahr will die Stadt erste Darlehen mit 40 Jahren Laufzeit aufnehmen
Unter anderem erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und das Dachtragwerk sowie die allgemeine Preisentwicklung im Bausektor ließen die Kosten in die Höhe schießen. Die Schlossstadt muss den Neubau vollständig über Kredite finanzieren. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Darlehen mit einer Laufzeit von 40 Jahren aufgenommen werden.
Eigentlich wollten BKSA und Finanzausschuss bereits Anfang Oktober bei einer gemeinsamen Sondersitzung über die Entwurfsplanung abstimmen. Doch schon damals hatte die Finanzierungsfrage für heftige Diskussionen gesorgt. Letztlich wurde der Beschluss vertagt. Nun musste ein Votum her, um den weiteren Zeitplan einhalten zu können.
Der Bauantrag für den Neubau soll im Laufe des Jahres 2025 gestellt werden
Demnach soll bereits im kommenden Jahr der Bauantrag gestellt und mit der Baustelleneinrichtung begonnen werden. Von 2026 bis 2029 sollen im ersten Bauabschnitt vier zwei- und dreistöckige Gebäude mit Klassen- und Fachräumen sowie einer Pausenhalle und einem Verwaltungstrakt als sogenannte Campus-Schule auf dem derzeitigen Sportplatz neu entstehen. Der Entwurf stammt von dem Lübecker Büro PPP.
In der zweiten Phase bis 2031 sollen die maroden, 1973 eingeweihten Bestandsgebäude abgerissen werden. Ausnahmen sind die Sporthalle und der 2005 fertiggestellte, sogenannte 700er-Trakt mit der Cafeteria, die saniert werden.
Altes Gebäude kann bis zur Fertigstellung des Neubaus weiter genutzt werden
Diese Variante hat den Vorteil, dass das alte Schulgebäude bis zur Fertigstellung des Neubaus weiter genutzt werden kann. Dadurch entfällt die Notwendigkeit einer teuren Interimslösung. Laut Stadtverwaltung ist diese Variante deutlich wirtschaftlicher als eine Sanierung des Bestandsbaus, der nicht nur zu klein ist, sondern auch in seinem Grundriss nicht mehr den pädagogischen Anforderungen genügt.
Im Schulzentrum Am Heimgarten lernen aktuell an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und am Eric-Kandel-Gymnasium zusammen rund 1300 Schüler. In den kommenden Jahren wird die Zahl laut Schulentwicklungsplan voraussichtlich auf 1500 anwachsen. Ein Teil der Klassen ist schon jetzt in Containern auf dem Pausenhof untergebracht. Mit der Rückkehr zu G9 und damit dem Hinzukommen eines zusätzlichen Jahrgangs am Gymnasium wird sich die Situation weiter verschärfen.
Schulzentrum wäre laut Gutachter im Brandfall akut einsturzgefährdet
Vor der Beschlussfassung im BKSA warnte Architektin Christina Gatzen von der Zentralen Gebäudewirtschaft der Stadtverwaltung noch einmal eindringlich vor einer weiteren Verzögerung des Neubaus. Insbesondere aufgrund gravierender Mängel beim Brandschutz bestehe dringender Handlungsbedarf.
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Laut einem Fachgutachter wäre das Gebäude im Brandfall akut einsturzgefährdet. Anders als vergleichbare Bauten der 1970er-Jahre handele es sich beim Schulzentrum nicht um einen Stahlbeton-Skelettbau, sondern das Tragwerk besteht lediglich aus einfachem Stahl, der nicht hitzebeständig sei. Rauch könne sich über weitläufige Deckenhohlräume rasant im gesamten Bauwerk ausbreiten, zudem seien Schadstoffe verbaut, die durch Hitze freigesetzt werden könnten.
Eine Sanierung des Altbaus wäre nur mit immensem Aufwand möglich
Den Betrieb in dem Gebäude langfristig aufrechtzuerhalten, wäre demnach fahrlässig. In diesem Fall müsse jederzeit mit einer Nutzungsuntersagung seitens der Aufsichtsbehörden gerechnet werden. Eine Sanierung im Bestand wäre dem Experten zufolge nur mit immensem Aufwand möglich. Das Gebäude müsse dann bis auf das Tragwerk zurück- und anschließend neu aufgebaut werden.
Aus Sicht von CDU, Grünen und FDP ist ein Neubau deshalb alternativlos. „Nichts rechtfertigt eine weitere Verzögerung“, sagte der BKSA-Vorsitzende Christian Schubbert. Er wolle nicht erleben, dass das Schulzentrum von einem Tag auf den anderen gesperrt werde und die Stadt kurzfristig eine Alternativlösung für 1500 Schüler finden müsse. „Alle finanziellen Spielräume sind ausgereizt“, so der Grünen-Politiker. Gemessen am Quadratmeterpreis sei das Schulzentrum zudem eines der günstigsten der Ahrensburger Schulbauprojekte.
Bürgermeister kritisiert SPD-Fraktionsvorsitzenden: „Zu billig“
Das sieht SPD-Fraktionschef Bela Randschau anders. Er sehe durchaus noch Einsparpotenziale, sagte der Sozialdemokrat, ohne näher ins Detail zu gehen, und sorgte damit für Unverständnis bei Bürgermeister Eckart Boege. „Es gab eine Lenkungsgruppe, in der ein regelmäßiger, intensiver Austausch zwischen Planungsbüros, Verwaltung und Politik stattgefunden hat“, sagte er. Jetzt plötzlich mit neuen, angeblichen Einsparpotenzialen zu kommen, sei ihm „zu billig“.
Die Vertreter von SPD und WAB betonten, es gehe ihnen nicht darum, den Schulneubau auf die lange Bank zu schieben. „Was wir vorschlagen, ist eine Vertagung des Beschlusses auf die Zeit nach den Beratungen über den Haushalt 2025“, so Detlef Steuer. Denn zunächst müsse geklärt werden, wie eine Überschuldung der Stadt ausgeschlossen werden könne. Auch dürften andere Aufgaben, etwa in den Bereichen Feuewehr und Sport, nicht unter dem Projekt leiden.
Zur Finanzierung des Neubaus könnte eine Erhöhung der Grundsteuer notwendig werden
Zugleich müsse die Stadt ihre Einnahmen erhöhen. „Dazu gehört auch, über Steuererhöhungen nachzudenken“, so Steuer. Unter den anderen Fraktionen habe es in den vergangenen Haushaltsberatungen aber keine Mehrheit für eine eine Anhebung der Grundsteuerhebesätze gegeben.
Dass diese Frage erneut auf den Tisch kommen wird, stellte auch der Bürgermeister in Aussicht. „Wir werden alle Hebel nutzen müssen, um die Finanzsituation der Stadt zu verbessern“, so Boege. Zugleich bemühte sich der Verwaltungschef aber, den beschriebenen Schreckensszenarien von einer finanziell handlungsunfähigen Stadt entgegenzutreten. „Wir befinden uns nicht im Tal der Tränen. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ahrensburgs ist weiterhin gut“, betonte Boege.