Ahrensburg. Architekten präsentieren Entwurf für Schulzentrum Am Heimgarten. Bei den Kosten und beim Zeitplan gibt es schlechte Nachrichten.
Die Planungen für Ahrensburgs neues Schulzentrum gehen in die heiße Phase. Am Donnerstag, 10. Oktober, präsentieren die Verwaltung und die Architekten des Lübecker Büros PPP während einer gemeinsamen Sondersitzung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses und des Finanzausschusses den Vorentwurf und die Kostenberechnung für das Millionenprojekt. Erteilen die Politiker ihre Zustimmung, können die Experten in die Detailplanung einsteigen.
Anschließend soll es zügig vorangehen: Bereits im kommenden Jahr will die Stadt Bauantrag stellen und mit der Baustelleneinrichtung beginnen. Doch es gibt auch bittere Pillen zu schlucken: Das millionenschwere Projekt wird laut aktueller Kalkulation nochmal deutlich teurer – und später fertig.
Schulzentrum Am Heimgarten Ahrensburg: So soll der Neubau aussehen
Die Gesamtbaukosten belaufen sich der Berechnung der Verwaltung zufolge auf rund 111,9 Millionen Euro. Das sind noch einmal fast sieben Millionen Euro mehr als zuletzt geschätzt. Zu Beginn der Planungen Mitte 2022 war die Stadt noch von etwa 80 Millionen Euro ausgegangen.
Die Kostenexplosion hat nach Angaben aus dem Rathaus eine Reihe von Gründen. Ein Großteil (3,5 Millionen Euro) der Mehrkosten entfällt demnach auf erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und das Dachtragwerk eines der geplanten Gebäude. Die Sanierungs- und Abbrucharbeiten an dem 700er-Trakt, der neben der Sporthalle als einziges Gebäude der derzeitigen Anlage erhalten bleiben soll, werden um 2,6 Millionen Euro teurer. Des Weiteren seien die Baukosten vom ersten Quartal 2023 bis zum 4. Quartal 2024 um rund 4,4 Prozent gestiegen.
Heimgarten: Das 1973 eröffnete Schulzentrum ist marode und zu klein
Ahrensburgs Stadtverordnete hatten im Juni 2022 den Grundsatzbeschluss gefasst, das Schulzentrum Am Heimgarten fast vollständig neu zu bauen. Die Bildungseinrichtung beherbergt die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und das Eric-Kandel-Gymnasium mit zusammen rund 1300 Schülern.
Die Gebäude des 1973 eröffneten Schulzentrums sind marode und zu klein. Ein Teil der Klassen ist deshalb bereits seit mehreren Jahren in Containern auf dem Pausenhof untergebracht. Mit der Rückkehr zu G9 und damit dem Hinzukommen eines zusätzlichen Jahrgangs am Gymnasium wird sich die Situation weiter verschärfen.
Auf dem Sportplatz soll eine moderne Campus-Schule entstehen
Es wurden verschiedene Varianten diskutiert, darunter auch eine Sanierung oder Teilsanierung der Bestandsgebäude. Letztlich entschieden sich die Politiker für einen fast vollständigen Neubau als kostengünstigste, effizienteste und unter logistischen Gesichtspunkten beste Lösung.
Auf dem derzeitigen Sportplatz im Westen des Schulgeländes soll demnach eine moderne Campus-Schule mit vier Gebäuden (Häuser A bis D) entstehen. Erst nach der Fertigstellung sollen die derzeitigen Gebäude mit Ausnahme der Sporthalle und des 700er-Traktes mit der Cafeteria abgerissen werden. Dadurch kann der Schulbetrieb während der Bauphase weitgehend ungestört weiterlaufen und die Stadt spart sich eine teure Interimslösung.
Die Gebäude werden in eine weitläufige Grün- und Spiellandschaft eingebettet
Das neue Haus A soll als Herzstück der Campus-Schule auf drei Stockwerken die Pausenhalle, die Räume für Musik und Darstellendes Spiel sowie den Verwaltungstrakt aufnehmen. In den ebenfalls dreistöckigen, identitischen Häusern B und D befinden sich die Klassenräume von Gemeinschaftsschule und Gymnasium, wobei jeder Jahrgang jeweils eine Etage zugewiesen bekommen soll. Haus C verfügt über zwei Etagen und bildet den Fachunterrichtstrakt mit Räumen für Naturwissenschaften, Werkstätten, Schulküche und Schulgarten auf dem Dach.
In den sanierten 700er-Trakt soll künftig als Haus E die gymnasiale Oberstufe einziehen. Die Gebäude sollen als „Schule im Park“ in eine weitläufige Grün- und Spiellandschaft eingebettet werden. Im Südosten des Geländes soll der Sportplatz mit einer 300-Meter-Laufbahn und mehreren Spielfeldern neu erstellt werden.
Verwaltung will nun doch auch eine neue Sporthalle bauen
Entworfen hat das neue Schulzentrum das Architekturbüro PPP aus Lübeck. Die Schulbau-Experten haben Erfahrung mit vergleichbaren Projekten, zeichneten etwa auch für die Sanierung des Schulzentrums Mühlenredder in Reinbek verantwortlich. Schüler, Eltern und Lehrer waren in verschiedenen Workshops an der Planung beteiligt.
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Gegenüber den ersten Skizzen hat sich die Position einzelner Gebäude nur geringfügig verändert – mit einer Ausnahme. Die Verwaltung schlägt vor, entgegen der ursprünglichen Planung eine zusätzliche, neue Sporthalle zu bauen. Diese könnte gemeinsam mit einer größeren Mensa für 172 Personen nördlich an die bestehende, zu sanierende Sporthalle angebaut werden.
Ahrensburgs Sportvereine benötigen dringend zusätzliche Hallenzeiten
Die Verwaltung begründet die Notwendigkeit einer weiteren Sporthalle mit dem dringenden Bedarf an zusätzlichen Hallenzeiten in Ahrensburg. Sportvereine klagen seit Jahren über Kapazitätsengpässe, in deren Folge sie Interessierte abweisen müssten. Im Kinder- und Jugendsport führe man lange Wartelisten, weil man mangels Hallen trotz Nachfrage keine zusätzlichen Angebote schaffen könne, warnt etwa der Ahrensburger TSV wiederholt.
Die ohnehin schon begrenzten Nutzungszeiten in den Hallen für den Vereinssport seien zudem weiter eingeschränkt worden, weil diese durch die Einführung der Offenen Ganztagsschule zunehmend auch am Nachmittag von den Schulen belegt würden. Die 2021 beschlossene Sportentwicklungsplanung hat den Bedarf laut Verwaltung bestätigt. Auch aufgrund der prognostizierten, steigenden Schülerzahlen sei es sinnvoll, eine zusätzliche Halleneinheit einzuplanen.
Ahrensburg muss sich zur Finanzierung des Neubaus massiv verschulden
Dadurch würden allerdings die Gesamtkosten noch einmal um rund 2,9 Millionen auf 114,8 Millionen Euro steigen. Ahrensburgs Kommunalpolitiker müssen deshalb abwägen, ob sie den finanziellen Spielraum für die Hallenerweiterung sehen.
Denn schon jetzt ist klar: Ahrensburg wird sich massiv verschulden müssen. Das neue Schulzentrum soll vollständig fremdfinanziert werden. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Kredite mit einer Laufzeit von 40 Jahren aufgenommen werden. Die letzte Kreditaufnahme ist für 2030 geplant. Ab 2026 wird jährlich ein siebenstelliger Betrag an Zinsen fällig. Den Höhepunkt erreicht die Zinslast 2030 mit rund 3,6 Millionen Euro. Hinzu kommen ab 2027 ebenfalls siebenstellige, jährliche Tilgungszahlungen.
Erst 2031 werden die letzten Arbeiten am neuen Schulzentrum abgeschlossen sein
Mit Fördergeld kann Ahrensburg kaum rechnen. Nach Rathausangaben hat die Stadt derzeit einen Zuschuss in einer Gesamthöhe von nur etwas mehr als 3,5 Millionen Euro in Aussicht: 2,5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Klimafreundlicher Neubau – Nichtwohngebäude“ sowie eine Million Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Neben den Kosten hat die Verwaltung indes auch die zeitliche Planung konkretisiert. Anders als anfangs vorgesehen, wird das neue Schulzentrum nicht 2028 vollständig fertig sein. Zwischen 2025 und 2029 sollen demnach zunächst die neuen Gebäude A bis D errichtet werden. Dann folgt der Abbruch des alten Schulzentrums. Erst im zweiten Bauabschnitt ab 2029 sollen der 700er-Trakt (Haus E) und die bestehende Sporthalle saniert sowie die neue Mensa gebaut werden. Komplett fertig wäre Ahrensburgs neues Schulzentrum dann erst 2031.
Gemeinsame Sondersitzung Do 10.10., 19.30, Forum im Schulzentrum Am Heimgarten, Reesenbüttler Redder 4-10