Glinde. Komplex am Oher Weg in Glinde wurde vor zehn Jahren eingeweiht. Anbauten sollen 2027 fertig sein. Architekt legt Kostenschätzung vor.
Sie zählt nach wie vor zu den modernsten Einrichtungen ihrer Art in Norddeutschland, die Glinder Feuerwehrwache am Oher Weg. Im Mai 2014 wurde der Neubau eingeweiht. Beim Festakt sagte der damalige Kreisbrandmeister Gerd Riemann, das Gerätehaus setze Maßstäbe in Stormarn und darüber hinaus. Das Projekt mit einem Volumen von 4,7 Millionen Euro umfasste zudem die Sanierung des Altbaus. Darin entstanden unter anderem ein Versammlungs- und Schulungsraum für rund 200 Personen sowie Zimmer für die Administration. Jetzt nimmt die Stadt schon wieder Geld in die Hand, denn der Platz im Komplex reicht nicht mehr aus. 2027 soll die Erweiterung laut Bürgermeister Rainhard Zug abgeschlossen sein.
Der Aumühler Architekt Karl-Arnim Samsz hat einen Vorentwurf skizziert. Demnach werden eine zusätzliche Fahrzeughalle sowie ein Lager an das Gebäude angedockt. Beide Objekte sind eingeschossig, die Kosten auf rund 3,6 Millionen Euro geschätzt. Alle Parteien sehen die Notwendigkeit dieser Expansion. Doch dabei muss es nicht bleiben. In die Planung wird auch ein Anbau für den Katastrophenschutz einbezogen. Der entsprechende Antrag der FDP wurde im jüngsten Bauausschuss einstimmig abgesegnet. „Eine Bündelung der Kräfte an einem zentralen Ort ist sinnvoll“, sagt die Liberale Monika Kaemmer. Die Politik möchte nun erstmal erfahren, wie viel dafür zu entrichten ist, bevor man sich festlegt.
Equipment für Katastrophenschutz ist auf Schulareal gelagert
Glindes Wehrführer Michael Weidemann findet es gut, Räume für zum Beispiel andere Hilfsorganisationen und Lagerung von Materialien, die bei Notlagen benötigt werden, auf dem Wachengrundstück zu schaffen. Er nennt in diesem Zusammenhang das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH). „Kurze Wege sind im Einsatzfall wichtig zwecks Abstimmung“, sagt Weidemann. Im Gerätehaus habe man zwar Tische, Bänke und Decken deponiert, andererseits sei Equipment für den Katastrophenschutz auch im Keller der ehemaligen Kneipe auf dem Areal des Schulzentrums untergebracht. Der Feuerwehrchef will das Fahren von unnötigen Strecken vermeiden, wenn schnell gehandelt werden muss.
Glindes Bürgermeister berichtet, dass die Stadt derzeit kein detailliertes Katastrophenschutzkonzept hat: „Es fehlt ein zusammenfassendes Schriftstück. Das ist aber in der Vorbereitung. Trotzdem: Wir können Krise.“ Der Beweis wurde zum Beispiel im September 2019 erbracht, als eine 250 Kilo schwere Fliegerbombe an der Straße Beim Zeugamt entschärft wurde. 102 Polizisten sowie 671 Mitarbeiter von Feuerwehr, Stadt und Rettungsdienst waren beteiligt. In einem 1000-Meter-Radius rund um den Fundort wurde evakuiert. 7800 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Bewohner eines Altenheims übernachteten auf Feldbetten in der großen Sporthalle der Grundschule Tannenweg, die als Notunterkunft diente.
Feuerwehrunfallkasse listet Mängel an der Glinder Wache
Weil nun auch der Katastrophenschutz mitgedacht wird, hat die Politik mehr Geld für die Planung bewilligt als angedacht: 700.000 statt 595.000 Euro. Laut dem Bürgermeister soll auf dem Feuerwehrareal 2026 Baubeginn sein. Im September kommenden Jahres will er die tatsächlichen Kosten präsentieren. Schneller geht es nicht wegen Personalknappheit im Bauamt.
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Mit dem Zustand der Wache hat sich auch die Feuerwehrunfallkasse beschäftigt. In ihrem Bericht, verfasst im Mai 2022, sind Mängel gelistet, die nur durch eine Vergrößerung zu beheben sind. Moniert wird unter anderem, dass Fahrzeuge in der Halle hinter- statt nebeneinander parken. Im Außenbereich gibt es Absackungen. Darin sammelt sich Wasser. Wenn dieses im Winter gefriert, kann das zu Problemen beim Ausrücken führen. „Wir hatten schon damals einen größeren Neubau gefordert. Der hätte 5,6 Millionen Euro gekostet“, sagt Weidemann. Planungsbeginn war 2010. Seinerzeit entschied man sich für ein 1210-Quadratmeter-Gebäude. Mehr als die Hälfte der Fläche ist für Fahrzeuge. 14 hat die Wehr, außerdem vier Anhänger.
50 Jungen und Mädchen stehen auf Warteliste für Jugendwehr
Dass es nach der jüngsten Erweiterung relativ schnell eng wurde, verwundert Weidemann nicht. Die 1898 gegründete Wehr erfreut sich großer Beliebtheit. In Sachen Mitgliederzahl steigt die Kurve kontinuierlich. Inzwischen ist man bei 220 angelangt. „Die Frauenumkleidekabine im Neubau ist für 18 Personen ausgelegt. Wir sind jetzt bei 25. Außerdem haben wir einen Zuwachs von 15 Kräften in der Einsatzabteilung im Vergleich zu 2014, liegen nun bei 120“, berichtet der Feuerwehrchef. Die Jugendabteilung umfasst 55 Jungen und Mädchen, jene für Kinder 28. In beiden Bereichen existieren Wartelisten. Für die Jugendwehr sind rund 50 Namen registriert. „Mitunter melden Eltern Dreijährige an, damit sie im Eintrittsalter einen Platz in der Kindergruppe mit dem Namen Feuerfüchse bekommen“, sagt Tom Reher, Sprecher der Glinder Feuerwehr. Mit sechs Jahren werden die Lütten aufgenommen.
„Wir sind eine der schlagkräftigsten Wehren in Stormarn, fahren jedes Jahr zwischen 300 und 350 Einsätze“, so Weidemann. In 2024 seien es bislang 320 gewesen. Zwei hauptamtliche Gerätewarte kümmern sich um das Equipment.