Glinde. Elf-Millionen-Projekt in Glinde. Jetzt soll Einzugstermin im November sein. Muss Generalunternehmer an Stadt Vertragsstrafe zahlen?
Abgerechnet wird am Ende: Für die Stadt Glinde heißt das im Fall des Erweiterungsbaus an der Grundschule Tannenweg, womöglich nach Abschluss der Arbeiten auf eine Vertragsstrafe zu pochen. Das Generalunternehmen hat zugesagte Fertigstellungstermine mehrmals nicht eingehalten. Auch der jüngst geplante Einzug nach den Sommerferien scheiterte. Jetzt sollen Jungen und Mädchen die neuen Räume Anfang November nutzen. „Es ist ein Ärgernis für uns und auch die Firma“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Mit der habe man derzeit keinen Stress. Das war in der Vergangenheit anders.
Ursprünglich sollte der zweigeschossige Komplex, der 1930 Quadratmeter groß und in sandfarbenem Klinker gehalten ist, im September 2023 umgesetzt sein. Dass das Bauunternehmen August Reiners in eine weitere Verlängerung geht, begründet Glindes Bauamtsleiterin Fruzsina Ascherl so: „Es gab Schwierigkeiten, Sanitärgewerke und Stahlbauer zu finden. Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur unser Projekt.“ Sie ist jeden Donnerstag vor Ort zu Besprechungen, manchmal sogar zweimal pro Woche. Was die Führungskraft positiv beurteilt: Baumängel würden sofort beseitigt.
Glinde: Grundschule Tannenweg erst mehr als ein Jahr später fertig
Über eine Vertragsstrafe will Ascherl nicht viele Worte verlieren, bestätigt jedoch, dass man sich von einem Rechtsanwalt beraten lässt. Dem Vernehmen nach könnte Glinde wegen der Missachtung von Fristen mehr als 300.000 Euro verlangen. „Schlechtwettertage werden rausgerechnet. Wenn das Arbeiten zum Beispiel aufgrund von Starkregen oder Frost unmöglich ist, liegt die Schuld dafür nicht beim Betrieb“, sagt die Amtsleiterin. Genauso wie sie nennt auch Zug keine Summe, die Glinde aufrufen könnte. „Ich weiß auch noch nicht, ob wir eine Vertragsstrafe durchziehen. Klar ist, dass sie bei verschiedenen Sachen nicht greifen wird“, sagt der Rathauschef.
Ihm sei wichtig, dass die Schule schnellstmöglich fertiggestellt werde. „Auf der Baustelle sind 30 Handwerker und klotzen richtig rein. Wir sind einen schwierigen Weg mit der Firma gegangen.“ Das ist noch diplomatisch ausgedrückt. Und weil neuer Zoff gerade jetzt vermieden werden soll, hält sich die Stadtverwaltung beim Thema Vertragsstrafe zurück. Man fürchtet, dass offensive Aussagen in der Öffentlichkeit das Tempo auf der Baustelle drosseln. Das Projekt kostet inzwischen rund elf Millionen Euro.
Grundschule Tannenweg: Generalunternehmer drohte mit Einstellung der Tätigkeiten
Rückblick: Im November 2019 beschließen die Parteienvertreter den Schulbau, stellen 7,6 Millionen Euro zur Verfügung. Das beste Angebot macht August Reiners und erhält den Zuschlag: Allerdings sind es jetzt 9,3 Millionen. Im Februar 2022 bewilligt das Stadtparlament das zusätzliche Geld, doch der Generalunternehmer zögert mit der Unterschrift. Steigende Materialkosten wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine machen es unmöglich, den Bau zu den angebotenen Konditionen umzusetzen, wird der Stadt mitgeteilt. Deswegen sattelt die Politik im März nochmal 431.000 Euro drauf. Mitte des Jahres ist dann Baustart.
Die Hoffnung, dass es jetzt reibungslos abläuft, ist schnell dahin. August Reiners stellt elf sogenannte Mehrkosten- und Behinderungsanzeigen, einige davon weist Glinde als unberechtigt zurück. In einer Verwaltungsvorlage ist die Rede von Drohungen des Generalunternehmens, die Bautätigkeiten einzustellen. Juristen werden eingeschaltet. Ein Anwaltsbüro rät der Kommune davon ab, den Kontrakt zu kündigen. Begründung: Schadensersatzforderungen wären unkalkulierbar und die Baukosten mit einem neuen Partner eventuell noch höher. Stattdessen werden Mitte 2023 weitere 1,1 Millionen Euro freigegeben, um die Firma mit Sitz in Bremen zu bezahlen.
Grundschule in Glinde: Sportplatz auf Schulareal wird komplett umstrukturiert
Das neue Gebäude ohne Keller hat zehn Klassen- und fünf Differenzierungszimmer. Ebenerdig befindet sich die Mensa mit Platz für 250 Personen. Sie wird zugleich für Aufführungen genutzt. Auf dem begrünten Dach sind 120 Solarmodulen montiert. Die Immobilie hat die Effizienzhaus-Stufe 40. Der Bund steuert 950.000 Euro bei.
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An der Grundschule Tannenweg lernen derzeit 375 Jungen und Mädchen. Von Klasse eins bis drei ist man vierzügig, es gibt drei vierte Klassen und zwei DaZ-Gruppen. In Letzteren werden Kinder mit Migrationshintergrund unterrichtet. Hinter dem Neubau befindet sich ein Sportplatz. Die Fläche wird komplett umstrukturiert von einer Fachfirma. Ende 2025 soll dieses Projekt abgeschlossen sein. Kosten: rund 2,2 Millionen Euro. Neben einem novellierten Hauptplatz werden zwei kleine Multifunktionsspielfelder errichtet. Hinzu kommen Seilparcours, Reck, Schaukel und Trampoline. Eine Tartanbahn in Wellenform umrundet Geräte und Felder.