Glinde. Nach langer Verzögerung: Am Holstenkamp in Glinde entstehen zwei Gebäude mit 37 Wohnungen. Wie viel Geld Mieter pro Quadratmeter zahlen.
Der Zugang zur Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) über den Holstenkamp ist nicht mehr möglich, der Bauzaun an der Einfahrt mit einem Schloss gesichert. Die Kleinen gelangen jetzt über zwei andere Wege aus östlicher Richtung ins Gebäude. Denn auf dem Areal vor der Kita wird mit schwerem Gerät gearbeitet. Dort ist ein gelber Bagger zu sehen. Die Fläche, bis vor Kurzem von Wildwuchs übersät, ist gerodet. Vor dem langgezogenen Sandhügel, der die Zwei-Meter-Marke übersteigt, sind jede Menge Steine abgelegt – schwere Brocken. Neben dem blauen Dixi-Klo für die Arbeiter stapeln sich alte Rohre und unter anderem Stangen aus Metall, abholbereit für die Entsorgung. Es ist losgegangen im Glinder Stadtteil Wiesenfeld mit einem Projekt, dessen Start sich mehrmals verzögert hat. 37 Sozialwohnungen werden an dem Standort erstellt. Und die benötigt die Kommune dringend.
„Ich freue mich sehr, dass das Unternehmen anfängt. Es ist für uns ein ganz wichtiges Vorhaben“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist auch am Hamburger Rand eine Herkules-Aufgabe. Im Glinder Rathaus sind aktuell mehr als 300 sogenannte Fälle registriert für eine öffentlich gefördert Bleibe. Diese Zahl nennt Bernd Mahns, Leiter des Amts für Bürgerservice. „Es fehlen vor allem Drei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen“, sagt er. Die Firma D.R.S. Bauregie Dresden mit Sitz an der Straße Am Lohsepark in Hamburg setzt ihr Versprechen nun endlich um. Sie hatte das mehr als 5500 Quadratmeter große Grundstück 2017 von der Stadt per Erbpacht übernommen. Dauer des Kontrakts: 99 Jahre. So ein Zeitfenster wird oft gewählt.
Immobilien Glinde: Bauprojekt nur mit Sozialwohnungen – jetzt geht es los
Glinde vereinbarte mit dem Unternehmen, dass dieses zugleich eine Kindertagesstätte baut, die zuerst angegangen und im November 2020 eingeweiht wurde. Es ist ein Schmuckstück mit Fahrstuhl und zwei Außentreppen, hat drei Geschosse sowie 1090 Quadratmeter Nutzfläche inklusive der 174-Quadratmeter-Dachterrasse. Ursprünglich waren nur zwei Gruppen angedacht, dann wurde umgeplant, weil doch mehr Kinder betreut werden sollten. Platz ist für 80 Jungen und Mädchen, von 7 bis 17 Uhr geöffnet. 3,9 Millionen Euro kostete die Kita.
Im Frühjahr 2021 wollte D.R.S. Bauregie Dresden mit den Wohnungen weitermachen, bezifferte das Investitionsvolumen seinerzeit auf 8,1 Millionen Euro. Doch es lief einiges schief, zum Beispiel mit dem Förderantrag bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Die Firma rechnete das Kita-Gelände mit ein, musste die Grundstücke im Nachgang nochmal neu zuschneiden lassen. Folglich wurde der städtebauliche Vertrag novelliert. Und Preise, die Handwerksbetriebe verlangten, wollten die Hamburger nicht zahlen. Also wurde das Projekt immer wieder in die Warteschleife geschickt. Der anvisierte Beginn im dritten Quartal 2022 – abgeblasen. Dann hieß es März oder einen Monat später 2023 – wurde auch nichts.
Bauprojekt mit Sozialwohnungen: Investitionsvolumen liegt zwischen 9,1 und 9,3 Millionen Euro
Im vergangenen April erklärte D.R.S. Bauregie Dresden auf Nachfrage dieser Redaktion, man gehe davon aus, dass Bagger in zwei bis drei Monaten zum Einsatz kämen. Das wurde auch gegenüber der Stadtverwaltung kommuniziert und eingehalten. Momentan werden Tiefbauarbeiten erledigt. „Am 6. August wollen wir mit dem Hochbau beginnen“, sagt Geschäftsführer Michael Demuth. „Wir konnten mit Gewerken gut verhandeln.“ Soll heißen: Mit den Abschlüssen ist er zufrieden. Das Projekt koste zwischen 9,1 und 9,3 Millionen Euro. Demuth wird rund 15 Handwerksbetriebe einsetzen. „Knapp die Hälfte der Aufträge sind vergeben.“ Im ersten Quartal 2026 sollen die beiden Gebäude fertig sein.
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Sie werden im KfW-55-Standard gebaut und sind verklinkert. Über den Farbton wird noch entschieden, eine Visualisierung kann D.R.S. Bauregie Dresden erst zu einem späteren Zeitpunkt präsentieren. Die beiden Mehrfamilienhäuser sind viergeschossig, eines verfügt über 18 und das andere über 19 Wohnungen. Alle haben Balkon oder Terrasse. Die Wohnungen sind zwischen 40 und 86 Quadratmeter groß. 35 werden nach dem ersten Förderweg vergeben, Mieter zahlen 6,80 Euro kalt pro Quadratmeter. Für die zwei weiteren Einheiten sind 8,50 Euro fällig. 27 Wohnungen haben zwei Zimmer, acht umfassen drei, zwei Domizile sogar vier.
Immobilien Glinde: Investor zeigt Grundrisse der Wohnungen bald im Internet
Demnächst wird laut Demuth ein Bauschild mit einer Kontaktnummer für Interessenten angebracht. „Außerdem werden sich die Leute im Internet die Grundrisse anschauen können.“ Glinde hat das Vorschlagsrecht bei der Auswahl der Mieter. Die Verwaltung nennt dem Investor bis zu drei Kandidaten pro Wohnung, der dann einen bestimmt. Projektleiter Rainer Schwanbeck wird jeden Dienstag zur Baubesprechung mit den Gewerken vor Ort sein. Ein Blockheizkraftwerk versorgt nicht nur die beiden Wohnimmobilien mit Strom und Wärme, sondern auch die Kindertagesstätte.
Zusammengerechnet mit dem Projekt der Firma Semmelhaack bekommt Glinde 73 neue Sozialwohnungen. Das Elmshorner Unternehmen baut derzeit das Quartier am Alten Gleisdreieck im Zentrum: zwei Mehrfamilienhäuser mit 89 Einheiten, darunter 36 öffentlich geförderte, sowie 30 Reihenhäuser zur Miete. Letztere sind genauso bezogen wie ein fünfgeschossiges Gebäude. Der dritte Bauabschnitt soll im Frühjahr 2025 vollendet sein.