Großhansdorf. Großhansdorf übernimmt zehn Hektar großen Park Manhagen. Damit endet ein jahrzehntelanges Tauziehen um die Anlage am Ortsrand.
Bei Spaziergängern, Radfahrern und Joggern erfreut sich der Park Manhagen in Großhansdorf großer Beliebtheit. Den meisten von ihnen dürfte es egal sein, wer Eigentümer des Naherholungsgebietes an der Hansdorfer Landstraße, direkt am Ortseingang, ist. Für die Gemeinde Großhansdorf ist es das nicht.
Die Waldgemeinde kommt seit Jahrzehnten für Pflege und Unterhalt der historischen Parkanlage auf, obwohl ihr das Areal nur zu einem Sechstel gehört. Die übrigen Anteile befinden sich im Eigentum der Nachbarstadt Ahrensburg (ein Sechstel) und des Kreises Stormarn (zwei Drittel). Nicht nur die Kostenverteilung sorgte in den vergangenen Jahren in Großhansdorf für Frust, auch erfordern sämtliche Entscheidungen bezüglich des Parks eine Abstimmung mit den beiden anderen Eignern.
Park Manhagen in Großhansdorf verkauft – für zwei Euro
Schon lange versucht die Waldgemeinde deshalb, alleinige Eigentümerin zu werden. Doch die Verhandlungen gerieten mehrfach ins Stocken. Nun gibt es einen Durchbruch: Die Stadt Ahrensburg und der Kreis Stormarn haben sich bereit erklärt, ihre Anteile zu verkaufen. Dafür zahlt Großhansdorf beiden jeweils einen symbolischen Euro.
Zuvor hatten Gutachter der Landwirtschaftskammer den Wert des Grundstücks auf Null taxiert. Wegen der zahlreichen Vorschriften des Wald-, Natur- und Gewässerschutzes sowie dem Status als Landschaftsdenkmal sei die Fläche nicht verwertbar, so die Experten. Auch eine forstwirtschaftliche Nutzung sei ausgeschlossen.
Park Manhagen: 1883 erwarb Hamburger Kaufmann das Waldstück und legte den Park an
„Für die Gemeinde Großhansdorf ist es eine gute Nachricht, dass wir nach vielen Jahren jetzt eine Lösung gefunden haben“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Dadurch sei es möglich, die Zukunft des Parks Manhagen als öffentlich zugängliches Naherholungsgebiet langfristig zu sichern.
Die rund zehn Hektar große Grünanlage, in deren Zentrum der etwa 3,4 Hektar große Manhagener Teich liegt, hat eine mehr als 140-jährige Geschichte. 1883 erwarb der Hamburger Kaufmann Johann Dietrich Theodor Tietz die Waldfläche und benachbarte Grundstücke und ließ sich an dem Teich ein Landhaus errichten.
Park Manhagen gelangte auf Umwegen in den Besitz des Landes Schleswig-Holstein
Das umliegende Gelände wurde zu einer aufwendigen Waldparkanlage im späthistoristischen Stil umgestaltet. Tietz ließ exotische Gehölze anpflanzen, Pavillons aufstellen und ein Netz aus geschlängelten Wegen anlegen. Im südlichen Teil entstand eine 350 Meter lange Maronen-Allee.
Über mehrere Zwischenbesitzer gelangte der Park nach dem Zweiten Weltkrieg in den Besitz des Landes Schleswig-Holstein. Die aktuelle, ungewöhnliche Eigentümerkonstellation hatte ihren Ursprung in den 1960er-Jahren. „Bis 1969 gehörte der Park dem Land“, sagt Voß. Dieses habe die Fläche dann loswerden wollen. „In Großhansdorf bestand die Sorge, dass der Park nach einem Verkauf der Öffentlichkeit entzogen werden könnte.“
Ahrensburg, Großhansdorf und Kreis Stormarn zahlen 1969 gemeinsam 600.000 Mark
Deshalb habe sich die Gemeinde bemüht, die Grünanlage selbst zu erwerben. „Finanziell konnte Großhansdorf den Kauf allein nicht stemmen. Deshalb hat man die große Nachbarstadt Ahrensburg und den Kreis um Hilfe gebeten“, erklärt der Bürgermeister.
„Heute hätte man wahrscheinlich einen Kredit ausgehandelt“, sagt Stormarns Landrat Henning Görtz. Etwas mehr als 600.000 Mark hätten die drei Kommunen seinerzeit bezahlt. Damals sei die Beteiligung des Kreises richtig gewesen. „So konnten wir eine in der Region beliebte Erholungsfläche sichern. Damit ist der Kreis auch ein Stück weit seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge gerecht geworden“, so Görtz.
Bis 1978 erhielt Großhansdorf Pachteinnahmen aus dem Parkhotel Manhagen
„Die Vereinbarung sah vor, dass die Gemeinde Großhansdorf die Erhaltungspflicht für den Park übernimmt, dafür aber die Pachteinnahmen aus dem Parkhotel Manhagen erhält“, sagt Voß. Die bei Gästen bis nach Hamburg beliebte Gaststätte wurde seit 1929 in dem von Tietz errichteten Landhaus am Ufer des Teichs betrieben.
Doch 1978 wurde das Hotel aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben und kurz darauf gesprengt. Seither gab es immer wieder Planungen für einen Neubau, die aber nie umgesetzt wurden. Inzwischen sind derartige Überlegungen endgültig vom Tisch. Zum einen sei ein Hotel in der Größe wie das einstige Parkhotel heute nicht mehr rentabel. „Zum anderen wäre eine Bebauung mit den zahlreichen Schutzvorschriften gar nicht möglich“, so Voß.
Park Manhagen: Instandhaltung kostet in den kommenden Jahren einen mittleren fünfstelligen Betrag
Seit dem Abriss des Hotels fielen für Großhansdorf die Pachteinnahmen weg, die Gemeinde blieb auf den Unterhaltungskosten für den Park sitzen. Laut dem Bürgermeister sind seitdem mehr als 100.000 Euro aus der Gemeindekasse in Instandhaltungsarbeiten geflossen. „Dadurch entstand der Gedanke: Wenn wir sowieso die Kosten allein tragen, könnte es auch unser Gelände werden“, so Voß.
In den nächsten Jahren sind weitere Maßnahmen notwendig, darunter Baumpflegearbeiten, eine Sanierung der Wege und eine Entschlammung des Teichs, der zunehmend verlandet. „Der Wasserstand lag in den vergangenen Jahren teilweise bei nur 40 Zentimetern“, sagt Voß. Die Kosten liegen schätzungsweise im mittleren fünfstelligen Bereich.
Park Manhagen: Erste Verkaufsgespräche zwischen den drei Eignern scheiterten 2014
Erste Verkaufsgespräche mit der Stadt Ahrensburg und dem Kreis seien 2014 an den unterschiedlichen Vorstellungen der drei Eigner gescheitert. Ein Knackpunkt war die Frage, inwieweit sich die beiden anderen Eigentümer noch einmal an den Kosten für die anstehenden Instandsetzungsarbeiten beteiligen sollen. Das forderte Großhansdorf. Mit dem nun gefundenen Kompromiss erhält die Waldgemeinde den Park quasi für umsonst, verzichtet dafür aber auf sämtliche Ansprüche gegenüber den anderen ehemaligen Eigentümern.
Auch interessant
- Was Schatzsucher auf Feldern im Norden so alles finden
- Straßensperrung in Trittau führt zu Streit unter Anwohnern
- Schwimmhalle erhöht Eintrittspreise – aber nicht für alle
„Vor drei Jahren haben wir die Gespräche wieder aufgenommen“, sagt Bürgermeister Voß. Die Verhandlungen hätten sich hingezogen, weil für alle Eigner jeweils die Kommunalparlamente dem Geschäft zustimmen mussten.
„Uns war es in den Verhandlungen sehr wichtig, dass die öffentliche Zugänglichkeit des Parks direkt an der Gemeindegrenze langfristig gewährleistet ist“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege. Gemeinsam habe man einen Weg gefunden, das im Grundbuch festzuschreiben. „Damit war eine zentrale Bedingung der Ahrensburger Politik erfüllt.“ Er sei der Gemeinde Großhansdorf dankbar, dass sie den Park Manhagen auch weiterhin unterhalten werde, so Boege. In den kommenden Tagen soll der Verkauf noch beim Notar besiegelt werden.