Oststeinbek. Erneut Pech für die Gemeinde Oststeinbek. Sanitärarbeiten ruhen seit fünf Wochen. Projekt könnte 30-Millionen-Euro-Grenze reißen.
Mehrere Handwerker pflastern dieser Tage einen Teil des Weges zur neuen Grundschule in Oststeinbek. Das Gebäude sieht nahezu fertig aus, wenn man es von außen betrachtet. Passanten könnten den Eindruck gewinnen, dass hier bald unterrichtet wird. So war es auch geplant. Nach den Herbstferien sollten die Erst- bis Viertklässler einziehen. Doch daraus wird nichts. Die Gemeindeverwaltung spricht nun von März oder April 2025. Der Grund für die erneute Verzögerung: Eine Firma hat die Kommune im Stich gelassen, die Arbeiten eingestellt und das Rathaus nicht einmal darüber informiert. Es handelt sich um einen Betrieb, der mit der Herrichtung von Sanitäranlagen beauftragt war. Den Vertrag hat Oststeinbek nun gekündigt.
„Es war vor fünf Wochen, als die Handwerker plötzlich nicht mehr auf der Baustelle erschienen. Wir haben versucht, das Unternehmen per Handy und E-Mail zu erreichen. Es existiert inzwischen nicht mehr“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Er hat erfahren, dass sich der Chef inzwischen im Ausland aufhält. Es müsse nun ein neues Leistungsverzeichnis für die Ausschreibung erstellt werden. „Und wir prüfen die bereits erledigten Arbeiten auf Qualität. Bislang sind keine größeren Mängel festgestellt worden.“ Das Auftragsvolumen der Sanitärfirma lag bei 470.000 Euro. Die Gemeinde hat an sie 170.000 überwiesen, zahlt nur für vollbrachte Tätigkeiten.
Neue Grundschule Oststeinbek wird noch später fertig – weil die Arbeiter verschwunden sind
Ursprünglich sollten die Kinder im Neubau nach diesen Sommerferien, also ab September, unterrichtet werden. Im April verabschiedete man sich von diesem Termin. Handwerksfirmen waren ins Hintertreffen geraten, Abläufe auf der Baustelle wurden durcheinandergewirbelt. Das Ziel hieß November, wobei der Rathauschef schon damals keine Versprechungen mehr machen wollte. Selbst beim Endspurt kann noch einiges schiefgehen. Dieser Fall ist jetzt eingetreten und hat auch finanzielle Folgen für Oststeinbek.
„Baucontainer müssen zum Beispiel länger gemietet werden genauso wie der Zaun. Auch der Stromverbrauch steigt“, so Hettwer. Das alles kostet zusätzliches Geld. Mit den angedachten 29 Millionen Euro für das Projekt inklusive Mobiliar wird Oststeinbek wahrscheinlich nicht hinkommen. Vorsorglich hat die Politik weitere 1,2 Millionen bewilligt. Die Gemeinde hofft jedoch auf einen satten Zuschuss. Der Bund und das Land stellen begleitend zur stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 zum Zweck des Ausbaus knapp 200 Millionen Euro für Kommunen in Schleswig-Holstein bereit. Die Förderquote für Projekte liegt bei bis zu 85 Prozent. Den Antrag hat Hettwer eingereicht. Im besten Fall streicht Oststeinbek rund zehn Millionen Euro ein.
Neue Grundschule Oststeinbek: Pro Etage gibt es eine sogenannte Freilernzone
Im Schulgebäude gibt es eigene Räume für die Nachmittagsbetreuung. Subventionen will man auch für die Mensa abgreifen, die 880 Quadratmeter groß ist und allein sieben Millionen Euro kostet. Die Speisestätte wird voraussichtlich Anfang November den Betrieb aufnehmen. Vom offenen Ganztagsangebot machen in Oststeinbek mehr als 100 Kinder Gebrauch.
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Die Luxus-Schule zwischen Sportplatz, Tennisverein und Walter-Ruckert-Halle ersetzt die jetzige an der Gerberstraße, die zu klein und sanierungsbedürftig ist. Der neue 4500-Quadratmeter-Komplex gliedert sich in drei Teile mit jeweils zwei Geschossen. Die Mensa mit begehbarem Dach ist ein eigenständiges Gebäude, verfügt über 150 Plätze. An jedem der 16 Klassenzimmer ist ein Differenzierungsraum angedockt. Kinder mit Lernschwächen erhalten hier während der Unterrichtsstunde von einer zusätzlichen pädagogischen Kraft Hilfe, um den Stoff zu verinnerlichen. Pro Etage gibt es eine sogenannte Freilernzone.
Neue Grundschule Oststeinbek: Campus mit Spielgeräten ist zu bestimmten Zeiten für jedermann zugänglich
Die Schule ist zugleich ein Spielparadies. Auf zwei jeweils 20 mal 13 Meter großen Tartankleinfeldern können Jungen und Mädchen diverse Ballsportarten ausüben, sich zudem an einem Klettergerüst mit Seilen ausprobieren. Es gibt Reckstangen, Trampolins, Balancierstelzen sowie -dreierbalken, einen Balancierparcours und Holzponys. Am Teqballtisch ist Geschick gefragt. Wer sich nicht bewegen möchte, kann in Pavillons verweilen und zum Beispiel ein Buch lesen. Der Campus ist für jedermann zugänglich: nach der offenen Ganztagsbetreuung ab dem späten Nachmittag sowie an Wochenenden.
Es ist das bislang teuerste Bauprojekt der 9000-Einwohner-Gemeinde. Beginn war im Januar 2022 mit der Rodung des Areals, die Grundsteinlegung mit Landrat Henning Görtz erfolgte im November jenes Jahres. Die Schule ist doppelt so groß wie die jetzige und auf 450 Kinder ausgelegt. Derzeit werden an der Gerberstraße 353 Kinder unterrichtet, das sind 43 mehr als im vergangenen Schuljahr.