Ahrensburg. Ahrensfelder warten seit Jahren auf Verkehrsberuhigung. Mini-Kreisel soll helfen. Was keiner wusste: Bereich steht unter Denkmalschutz.

Die Dorfstraße in Ahrensfelde: Eigentlich gilt hier Tempo 30, doch daran hält sich kaum ein Autofahrer. Seit Jahren klagen Anwohner in dem südlichen Ahrensburger Stadtteil über rücksichtlose Raser, die Fußgänger, Radfahrer und Reiter, die in dem Dorf zahlreich unterwegs sind, gefährden.

Ein neuer Kreisverkehr sollte Abhilfe schaffen und Autofahrer ausbremsen. Im September 2020 beschlossen Ahrensburgs Kommunalpolitiker, verschiedene Varianten für die Einmündung der Teichstraße in die Dorfstraße in der Ortsmitte Ahrensfeldes durch die Stadtverwaltung prüfen zu lassen. Jetzt steht fest: Einen Kreisel wird es an der Stelle nicht geben. Die Denkmalschutzbehörde hat ihr Veto gegen die Pläne eingelegt.

Kreisverkehr in Ahrensburg kann wegen Denkmalschutz nicht gebaut werden

Dass der Platz unter Schutz steht, war im Ahrensburger Rathaus bis zum vergangenen Jahr allerdings gar nicht bekannt. „Uns wurde damals mitgeteilt, dass der Dorfplatz inzwischen unter Denkmalschutz gestellt wurde und als Konsequenz keine Veränderungen zulässig sind, die in den Platz eingreifen“, sagt Ahrensburgs Bauamtsleiter Peter Kania.

Geschützt ist laut der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Kreis Stormarn der gesamte, rund 2000 Quadratmeter große Platz zwischen Dorfstraße, Teichstraße und Feuerwache, der seit dem 19. Jahrhundert entstanden sei. In der Mitte der dreieckigen Wiesenfläche befindet sich, umringt von alten Eichen, das 1927 errichtete Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege.

Denkmalschutzbehörde: Erscheinungsbild des Dorfangers würde erheblich verändert

Zum Schutz des Denkmals sei der Bau eines Kreisverkehrs an der Stelle nicht möglich, so die Behörde. Denn dadurch werde das Erscheinungsbild des Dorfangers erheblich verändert. „Es wird in die Substanz des Dorfangers eingegriffen, insbesondere durch die Reduzierung der Fläche und Wegeführung im Wurzelbereich der Bäume. Dies würde eine nachhaltige Schädigung des geschützten Baumbestandes bedeuten“, heißt es.

Die Verkehrssituation im Ahrensburger Süden ist seit Jahrzehnten ein Streitthema in der Schlossstadt. Die Route Brauner Hirsch/Dorfstraße durch die Stadtteile Siedlung Am Hagen und Ahrensfelde verbindet die Hamburger Straße (ehemals B75) und im weiteren Verlauf die Hamburger Stadtteile Volksdorf und Rahlstedt mit dem Ahrensburger Anschluss zur A1. Das macht sie als Abkürzung beliebt.

Prognose sagt für 2030 11.700 Fahrzeuge täglich auf der Dorfstraße voraus

Eine Zählung im Jahr 2019 ergab, dass täglich rund 8800 Fahrzeugen durch die beiden Stadtteile rollen, davon 50 bis 65 Prozent Durchgangsverkehr. Im Jahr 2030 – dann soll im Zuge des Baus der S4 nach Bad Oldesloe eine 120 Meter lange Brücke im Tunneltal den beschrankten Bahnübergang über die Gleise Hamburg–Lübeck ersetzen – werden laut Prognose von 11.700 Fahrzeugen rund 7400 dem Durchgangsverkehr zuzurechnen sein.

Die Ahrensfelder kämpfen seit der Eingemeindung des ehemals eigenständigen Dorfes 1974 für eine Umgehungsstraße im Süden. Doch die Südtangente wurde bis heute nicht gebaut. Im Gegenteil: Ende 2019 wurden die Pläne endgültig beerdigt. Gründe waren die hohen Kosten von schätzungsweise rund 61 Millionen Euro und naturschutzrechtliche Restriktionen.

Verkehrsberuhigungsmaßnahmen wurden bislang kaum umgesetzt

Gleichzeitig gab es die Zusage seitens der Stadt, anderweitige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umzusetzen. Bis auf eine Fahrbahnverengung am nördlichen Ortseingang Ahrensfeldes und die Installation von Geschwindigkeitsanzeigetafeln, die Autofahrer für das Tempolimit sensibilisieren sollen, hat sich bislang aber wenig getan. Vor wenigen Wochen wurden die in Ahrensfelde lange geforderten Tempo-30-Piktogramme auf die Fahrbahn aufgebracht.

Die Idee, die Verkehrssituation mit einem Kreisel an der Einmündung der Teichstraße zu entschärfen, gab es schon lange, allerdings wäre ein herkömmlicher Kreisverkehr an der Stelle laut Gutachtern aus Platzgründen schwer realisierbar. Deshalb fassten Ahrensburgs Politiker eine Miniatur-Variante ins Auge.

Pensionierter Baudirektor schlug Mini-Kreisel vor und erntete Zuspruch

Die Idee stammt von dem pensionierten Hamburger Baudirektor Eckehard Knoll, der in Ahrensburg lebt und zeitweise Stadtverordneter für die CDU war. Seine Variante hat nur 19 Meter Außendurchmesser statt 30 Meter. Die Kosten schätzte Knoll auf rund 400.000 Euro. Für den Vorschlag gab es fraktionsübergreifend Zuspruch.

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50.000 Euro Planungsmittel sind im Haushalt für das kommende Jahr bereits vorgesehen, eine Umsetzung wurde zuletzt für 2026 avisiert. Eigentlich sollte das Projekt bereits viel früher umgesetzt werden, doch wegen Personalmangel im für die Planung und Baubegleitung zuständigen städtischen Tiefbauamt ging es bislang nicht voran.

Denkmalschutzbehörde informierte Stadt 2023 über Aufnahme des Dorfangers

Ein Umstand, der für Peter Körner, Anwohner der Dorfstraße und Vorsitzender des Vereins Dorfgemeinschaft Ahrensfelde, umso ärgerlicher ist. „Wäre der Kreisel, wie ursprünglich geplant, 2023 fertig gewesen, hätten wir jetzt keine Probleme“, sagt er. Körner selbst hat nur durch Zufall von der Denkmalschutz-Problematik erfahren. „Dass der Bereich geschützt ist, wusste keiner“, sagt er. Er wisse auch nicht, wer den Schutzstatus angeregt habe.

Laut der Denkmalschutzbehörde beim Kreis steht der Ahrensfelder Dorfanger bereits seit 2017 unter Denkmalschutz. Allerdings sei die Stadt Ahrensburg erst im Juli 2023 informiert worden. Die Unterstellung gehe nicht auf eine Anregung seitens Stadt oder Bevölkerung zurück, sondern sei von Amts wegen durch das Landesamt für Denkmalpflege erfolgt. „Die vorliegenden besonderen geschichtlichen und die Kulturlandschaft prägenden Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objektes“, heißt es zur Begründung.

Ob andere Baumaßnahmen möglich sind, muss eine Einzelfallprüfung zeigen

Ob andere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Ahrensfeldes Ortsmitte mit dem Denkmalschutzstatus des Areals vereinbar wären, kann die Behörde nicht beantworten. „Im Denkmalschutz handelt es sich immer um eine Einzelfallprüfung“, heißt es. Grundsätzlich gehe es um den Erhalt des Erscheinungsbildes und der historischen Substanz. In der Ahrensburger Politik und Verwaltung gibt es noch keine Alternativpläne. Und so wird – zum Frust der Ahrensfelder – verkehrstechnisch vorerst alles beim Alten bleiben.