Barsbüttel. Theater 47 zeigt neues Stück im Rathaussaal in Barsbüttel, mahnt bei der Gemeinde aber dringend Handlungsbedarf an.

Das Theater 47 ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in Barsbüttel. Auf dem Programm des Amateurtheaters mit Sitz in Jenfeld stehen hochdeutsche und niederdeutsche Inszenierungen sowie Weihnachtsmärchen. Doch die Bedingungen an den Spielorten in Barsbüttel sind nicht optimal. Insbesondere die Bühnensituation im Rathaussaal ist ein Grund dafür, dass der Vereinsvorstand darüber nachdenkt, die Zahl der Aufführungen in der Stadt zu reduzieren.

Dabei hatten sich die Mitglieder auf die Wiedereröffnung des Rathauses nach der Sanierung gefreut. Während der Arbeiten konnten sie nicht wie gewohnt im Rathaussaal auftreten. Dieser wurde im Zuge des Umbaus neu gestaltet und anders strukturiert. Für den Verein bot sich die Chance, bei der Planung mitzuwirken. Doch laut dem Vereinsvorsitzenden Uwe Christan wurden nicht alle Vorschläge umgesetzt. Jutta Pachnicke, verantwortlich für das Eventmanagement des Vereins, sagt: „Uns wurde die Mitsprache zugesagt. Dann verzögerten sich die Arbeiten, und am Ende wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Theater Barsbüttel: Neue Bühne zu klein? Beliebtes Ensemble Theater 47 in der Bredouille

Die Mängel seien erst nach der Corona-Pandemie aufgefallen. 2022 spielte das Ensemble erstmals auf der neuen Bühne – und hatte danach erheblichen Gesprächsbedarf. Der Praxistest hatte gezeigt, dass sich die Bedingungen für den Bühnenbau drastisch verschlechtert hatten. Pachnicke zufolge seien bei der Planung die Größenverhältnisse der Bühne offensichtlich nicht ausreichend berücksichtigt worden. „Und gerade das ist doch das Essenzielle“, betont sie.

Ein weiteres Hindernis: die neue Schallschutzwand hinter der Bühne. Der Vereinsvorsitzende erläutert, dass daran nichts befestigt werden kann. Über der Bühne hingen technische Geräte wie Scheinwerfer und Lautsprecher. „Die nehmen Platz nach oben weg.“ Üblicherweise laufe der Aufbau so ab, dass die Bühnenteile auf dem Boden vor der Bühne zusammengeschraubt und dann aufgestellt werden. Das sei unter den derzeitigen Umständen jedoch nicht möglich. „Was den Aufbau für uns so viel schwieriger macht, hat in erster Linie mit der zu geringen Tiefe des Raumes und der Befestigung der Bühnenteile zu tun“, so Christan.

Theater 47 Barsbüttel: Durch die Bühnenabmessungen wird Auswahl der Stücke eingeschränkt

Pachnicke gibt zu bedenken, dass die Auswahl der Stücke erheblich eingeschränkt wird. „Wenn wir variable Bühnenelemente wie Podeste und eine Leinwand für den Beamer haben, dann ist das machbar. Aber mit klassischen Bühnenelementen, wie man sie beispielsweise für eine Wohnzimmerkulisse braucht, nicht.“ Außerdem sei es bei größeren Stellwänden und Kulissen nicht möglich, dahinter umherzulaufen.

Der Verein bekommt den Raum nicht kostenlos zur Verfügung gestellt, er zahlt Miete. Gleiches gilt für die zweite Barsbütteler Spielstätte: die Mensa der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule, die zudem als Aula genutzt wird. Pachnicke berichtet von einem Gespräch mit dem für das städtische Gebäudemanagement und die Vermietung zuständigen Fachdienstleiter Nicolas Kimmich. Es fand nach der ersten Aufführung statt. „Das war im Herbst 2022. Wir haben ihm berichtet, was uns alles negativ aufgefallen war.“ Unter anderem habe es nicht einmal eine einzige Steckdose auf der Bühne gegeben. Eine Nachrüstung soll nicht möglich gewesen sein. „Dafür ist kein Geld da“, habe die Begründung gelautet.

Theater Barsbüttel: Ein Schienensystem könnte das Problem mit den Bühnenelementen lösen

„Wir hatten ihm angeboten, mit uns zusammen ein Schienensystem zwischen den Traversen zu installieren. Wir würden uns nach unseren Möglichkeiten auch daran beteiligen.“ Wenn die Kulissen oben eingehängt würden, so die Überlegung, „.dann müsste man sie zumindest nicht abstützen oder einschrauben“. Zwar müssten die Kulissenelemente dafür verändert werden, doch das würde der Verein in Kauf nehmen. Kimmich habe zugesagt, das Angebot in seinem Ausschuss zu besprechen. Doch getan habe sich seither nichts.

Das habe sich auch bei einer Bühnenbegehung vor einigen Wochen, bei der Bühnenbauer und Lichttechniker zugegen waren, bestätigt. Aufgrund der unveränderten Situation habe der Verein daher erwogen, im nächsten Jahr die Zahl der Aufführungen in Barsbüttel zu reduzieren – und im Gegenzug jene in Jenfeld aufzustocken. So zumindest laute der Beschluss des Vorstands, so Pachnicke.

Theater in Barsbüttel: Bühne in der Mensa ist größer, aber die Atmosphäre im Rathaus stimmiger

Bürgermeister Thomas Schreitmüller gibt auf Nachfrage unserer Redaktion an, bislang nichts von derartigen Plänen des Theaters gewusst zu haben. „Das überrascht mich ein bisschen. Bei mir persönlich war das noch kein Thema.“ Der Verein sei bei den Planungen einbezogen, die Bühne nach dessen Vorstellungen gebaut worden. Nebenan sei ein Technikraum, womöglich sei die Bühne im Vergleich zu vorher minimal kleiner. So genau könne er das aber nicht sagen. „Wenn sie dem Theater zu klein ist, ist das so.“

So sah der Rathaussaal direkt nach dem Abschluss der Neugestaltung aus. Durch die über der Bühne angebrachten Technikelemente können die Kulissenbauer den Raum bis zur Decke nicht in voller Höhe nutzen..
So sah der Rathaussaal direkt nach dem Abschluss der Neugestaltung aus. Durch die über der Bühne angebrachten Technikelemente können die Kulissenbauer den Raum bis zur Decke nicht in voller Höhe nutzen.. © René Soukup | René Soukup

Zumindest habe der Verein „es nicht für sinnvoll angesehen, mich einzubinden, wenn jetzt Veränderungen anstehen“. Sollte es wirklich dazu kommen, fände er das sehr schade, so der Verwaltungschef. „Wir würden eigentlich gern hier aufführen, vielleicht gibt es da eine Lösung.“ Zu klären wäre beispielsweise die Frage, ob der Verein „etwas am Bühnenbild machen kann“. Pachnicke sagt: „Wir haben schon alle Möglichkeiten durchgespielt.“

Fürs kommende Jahr plant Theater 47 wieder ein Stück in größerer Kulisse

Christan sagt: „Ich habe dem Bürgermeister jetzt ein Gespräch angeboten.“ Ziel sei die Entwicklung eines Konzepts – auch im Hinblick auf die anstehende Erweiterung der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule und den Neubau der Mensa. Außerdem sei der Rathaussaal viel schöner für die Zuschauer. „Die Atmosphäre ist viel stimmiger als in der Schule“, stimmt Pachnicke zu.

Die Bühne in der Mensa sei groß, die Kooperation mit Lehrern bei der Belegung der benötigten Räume aber nicht immer ganz einfach. „Wir blockieren die Bühne zweimal im Jahr für zehn und beim Weihnachtsmärchen für fünf Tage. Wir müssen alles abräumen und wegschließen, weil dort alles offen ist.“ Das sei mühselig. Hinzu kämen immer mehr Auflagen. So müssten aufgrund veränderter Schließzeiten einige Vorstellungen früher anfangen.

Theater 47 zeigt neues Stück an sechs Terminen im Rathaussaal Barsbüttel

„Vielleicht kommt jetzt etwas Bewegung in die Sache“, hofft Pachnicke. „Wir wollen gern Kultur anbieten, und wir sind auch gern gesehen, aber die Bedingungen sind nicht optimal. Da ist noch Luft nach oben.“ Das Ensemble werde im kommenden Jahr ein Stück in größerer Kulisse spielen. Bleibt die spannende Frage, wann und wo es in Barsbüttel zu sehen sein wird.

Immerhin lässt sich das neue Stück des Ensembles, die hochdeutsche Boulevardkomödie „Jakes Frauen“, aufgrund des minimalistischen Bühnenbilds problemlos im Rathaussaal aufführen. Die erste Vorstellung am Freitag, 4. Oktober, beginnt um 19 Uhr. Fünf weitere Termine sind geplant. Uwe Christan spielt den erfolgreichen Schriftstellers Jake, der seine große Liebe Julie (Barbara Wild) geheiratet hat. Als sie durch einen Unfall zu Tode kommt, verliert er langsam den Bezug zur Realität. Weder seine zweite Frau Maggie (Jasmin Hagemann) noch seine Geliebte Sheila (Claudia Daniel) können Julie ersetzen.

Auch interessant

Theater 47: ernste Dialoge, aber viel Situationskomik

Jakes Gedankenwelt beginnt, ein Eigenleben zu entwickeln: Gestalten wie seine Schwester (Annegret Staeger), seine Psychologin (Birgit Steffens), seine Tochter (Isabella Leue/Claudia Merten) und die verstorbene Julie tauchen zu jeder erdenklichen Stunde auf, beschweren sich, nörgeln, widersprechen und fallen ihm ständig ins Wort. „Wenn Jake diese Gestalten vor seinem inneren Auge sieht, tauchen sie im Scheinwerferlicht auf“, erläutert Pachnicke. Eher unüblich für das Genre seien die oft ernsten Dialoge. Durch die Situationskomik und den eher hintergründigen Humor entstünden aber viele witzige Szenen, die viel Anlass zur Heiterkeit böten.

„Jakes Frauen“ Fr 4.10., 19.00, Sa/So 6./7.10., 15.00, Fr 11.10., 19.00, Sa/So 12./13.10., 15.00, Rathaus, Stiefenhoferplatz 1, Karte 15,– unter theater47.de oder Tel. 040/712 48 12, unter dieser Telefonnr. können Barsbütteler sich zudem für den Abholservice des DRK (Sa./So) anmelden (Adresse auf AB hinterlassen)