Barsbüttel. Gebäude an Lehranstalten für Erst- bis Viertklässler kosten mehr als zehn Millionen Euro. Wie Barsbüttel den Eigenanteil drücken will.
An der Kirsten-Boie-Grundschule am Soltausredder in Barsbüttel nehmen Kinder, die für die Nachmittagsbetreuung angemeldet sind, ihr Mittagessen im Vorraum der Turnhalle sowie im Speisebereich der Küche, der nur Platz für 25 Personen hat und viel zu klein ist, ein. Das berichtet Jan Greve, Fachdienstleiter Bildung und Kultur im Rathaus. Auch an der Bildungseinrichtung für Erst- bis Viertklässler im Ortsteil Willinghusen sind die Bedingungen alles andere als optimal. Hier werden Jungen und Mädchen in Gruppenräumen verköstigt. Das soll sich bald ändern. Die Gemeinde plant zwei Mensen auf einen Schlag. Diese kosten geschätzt 10,65 Millionen Euro. Das ist viel Geld für die klamme Kommune. Womöglich muss sie aber nur einen Bruchteil davon zahlen.
Man ist guter Hoffnung, den Eigenanteil auf 15 Prozent zu begrenzen. Das wären rund 1,6 Millionen Euro. Denn Bund und das Land Schleswig-Holstein stellen begleitend zur stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 zum Zweck des Ausbaus zunächst rund 186 Millionen Euro bereit. Die Förderquote für Projekte liegt bei bis zu 85 Prozent. Anträge können ab dem 1. September gestellt werden. Es gilt das Windhundprinzip. Soll heißen: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Allerdings muss eine Planung vorliegen und die Kommune die komplette Summe im Etat verankern.
Mensa an Kirsten-Boie-Grundschule hat eine Dachterrasse
Dazu ist die Politik bereit. In mehreren Ausschüssen wurde der Beschluss gefasst, dass Bürgermeister Thomas Schreitmüller die Förderanträge einreicht. Zuletzt in jenem für Finanzen. Die Bestätigung in der Gemeindevertretung am 18. Juli ist nur eine Formalie. Die Verwaltung hatte das Büro ams Architekten aus Hamburg beauftragt, Entwürfe zu erstellen. Für den Soltausredder ist ein Gebäude mit eineinhalb Geschossen vorgesehen, der ebenerdige Speisesaal 278 Quadratmeter groß und die Bühne verfügt über 59 Quadratmeter. Oben ist der Verwaltungstrakt mit Teeküche sowie mehreren Büros. Der niedrigere Gebäudeteil hat eine Solaranlage samt Dachterrasse. Kosten: 6,2 Millionen Euro. In Willinghusen umfasst der Essensbereich 188 Quadratmeter, das Haus ist eingeschossig. Die Architekten kommen auf 4,45 Millionen Euro.
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„Ich bin optimistisch, dass wir die Förderung erhalten, denke, dass das zur Verfügung gestellte Geld schnell vergriffen ist“, sagt Schreitmüller. Und wenn die finanzielle Unterstützung wesentlich geringer ausfällt oder der Antrag abgelehnt wird? Dann will die Politik neu entscheiden. In welche Richtung es dann gehen würde, ist nicht abzusehen. Barsbüttel hatte im Januar dieses Jahres 23,2 Millionen Euro Schulden. Die Verwaltung überarbeitet fortlaufend eine Liste über den Diskussionsstand gemeindlicher Investitionen bis 2030. Im aktuellen Dokument steigt die Last zu diesem Zeitpunkt auf mehr als 83 Millionen Euro.
Rund 80 Prozent der Erst- bis Viertklässler sind beim Offenen Ganztag
In der Liste sind unabhängig von den Mensen 10,3 Millionen Euro für die beide Grundschulen veranschlagt. Es gibt Sanierungs- und Erweiterungsbedarf. Am Soltausredder lernen derzeit 350 Kinder, in Willinghusen 225. „Wir rechnen in den kommenden fünf Jahren mit steigenden Zahlen“, sagt Greve und fügt hinzu, dass an beiden Standorten bereits jetzt rund 80 Prozent der Schüler beim Offenen Ganztag mitmachen.
Fest steht, dass Barsbüttel seine Gemeinschaftsschule erweitert und dort auch eine neue Mensa baut. 16,4 Millionen Euro sind dafür einkalkuliert. 2025 sollen die Arbeiten beginnen. Laut Greve ist man jetzt bei der Detailplanung. Auf eine Tiefgarage wird verzichtet. Die Lehranstalt mit Oberstufe wurde bereits mehrmals vergrößert. 2019 zählte die Bildungseinrichtung 888 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, derzeit sind es 1032. Für das Jahr 2030 sind 1162 Schüler prognostiziert.