Ammersbek. Lottbek Arkaden am U-Bahnhof Hoisbüttel sollen im Frühjahr 2025 fertig sein. Ins Erdgeschoss ziehen Sparkasse und Drogeriemarkt ein.
Von der kriselnden Lage in der Baubranche war in Ammersbek nicht viel zu spüren. Stattdessen bestimmten Stolz und Freude die Runde, die an der Ecke Hamburger Straße/Georg-Sasse-Straße im Ortsteil Lottbek zusammengekommen war, um Richtfest für das Großprojekt Lottbek Arkaden zu feiern.
Das 30-Millionen-Euro-Vorhaben, das zum neuen Eingangstor der Gemeinde aus Richtung Hamburg werden soll, biegt damit nach jahrzehntelangem Stillstand auf die Zielgerade ein. „Seit der Grundsteinlegung im November 2023 ist viel passiert“, sagte Thomas Bothe, im Vorstand der Sparkasse Holstein für Immobilien zuständig. Das Geldinstitut und seine Tochter S-Immobiliengesellschaft (SIG) Holstein errichten das fünfstöckige Haus, das im Frühjar 2025 fertig sein soll.
Ammersbek: 49 Wohnungen am U-Bahnhof Hoisbüttel nehmen Gestalt an
Der Rohbau steht, Fenster und Türen sind bereits eingesetzt. Im Inneren laufen bereits erste Ausbauarbeiten. „Jetzt hat der Bau seine Form angenommen“, zeigte sich Bothe beeindruckt. Damit schließt sich im Ortsbild eine Lücke. Seit vielen Jahren lag das 3750 Quadratmeter große Filetgrundstück direkt neben dem U-Bahnhof Hoisbüttel brach, auf dem einst die Gaststätte Lottbeker Krug stand.
Erste Nutzungsideen gab es bereits in den 1990er-Jahren. Mehrere potenzielle Investoren präsentierten später ihre Pläne, doch es tat sich nichts. Zwischenzeitlich war sogar eine Enteignung im Gespräch. Erst als die Sparkasse Holstein im Dezember 2020 übernahm, ging es voran. Zuvor hatte der Hamburger Projektentwickler Procon überraschend seinen Ausstieg aus dem Projekt verkündet. Das Geldinstitut holte mit der vor 151 Jahren gegründeten Hamburger Bauunternehmung Aug. Prien als Generalunternehmer einen erfahrenen Partner mit ins Boot.
Es entstehen 49 Wohnungen und acht Ladenflächen sowie 73 Tiefgaragenplätze
Die Lottbek Arkaden werden ein gemischtes Wohn- und Geschäftshaus. Auf einer gesamten Nutzfläche von gut 5500 Quadratmetern entstehen 49 Mietwohnungen zu „ortsüblichen Mieten“, die zwischen 50 und 110 Quadratmeter groß sind. Hinzu kommen acht Ladenflächen und eine Tiefgarage mit 73 Plätzen.
Ein Fokus liegt laut Sparkasse auf der Nachhaltigkeit. Das Energiekonzept sieht einen Anschluss an das benachbarte Blockheizkraftwerk sowie zusätzlich eine Photovoltaikanlage vor. Außerdem sind in der Tiefgarage 19 Wallboxen zum Laden von Elektrofahrzeugen geplant. Damit erreiche das Gebäue für die Gewerbeeinheiten den KfW-40- und für die Wohnungen den KfW-55-Standard.
Sparkasse Holstein zieht mit ihrer Ammersbeker Filiale im Erdgeschoss ein
Einen großen Teil der Gewerbeffäche im Erdgeschoss wird die Sparkasse nach der Fertigstellung selbst nutzen. Die Ammersbeker Filiale soll dann aus dem Nachbarhaus in den Neubau umziehen. Das Geldinstitut verspricht „helle, offene, digitale und moderne Serviceflächen“ sowie Beratungsräume mit „verschiedenen Themenwelten“. Ein weiterer Ankermieter ist die Drogeriemarktkette Budnikowsky, die ebenfalls im Erdgeschoss einzieht. Außerdem hätten ein Friseursalon und eine Schneiderei Interesse bekundet, sagte Sparkassen-Sprecher Björn Lüth.
Das Gebäude soll dauerhaft im Eigentum der S-Immobiliengesellschaft bleiben, die Wohnungen will die Sparkasse selbst vermieten. „Dadurch werden wir unserer Verantwortung zur Schaffung dringend benötigten Wohnraums in der Region gerecht“, sagte Lüth. Die Wohneinheiten sollen jeweils über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen, die als Schutz vor dem Straßenlärm einen Wintergarten mit Verglasung erhalten. Auf dem Platz vor dem Gebäude entsteht ein gläserner Pavillon, in den später ein Café oder Bistro einziehen soll.
Ammersbeks Bürgermeister sieht in Projekt Meilenstein für die Gemeinde
„Viele Menschen in Ammersbek sind froh, dass an dieser zentralen Stelle endlich etwas passiert und verfolgen mit großem Interesse den Baufortschritt“, sagte Bürgermeister Horst Ansén. Dass nun Richtfest gefeiert werden könne, sei deshalb auch ein wichtiger Meilenstein für die Gemeinde.
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Mit dem Projekt übernehme die Sparkasse in Ammersbek in vielerlei Hinsicht Verantwortung. „Standort und Gebäude sind ortsbildprägend, es werden an dieser attraktiven Stelle 49 Wohnungen und Gewerbeflächen geschaffen, und nicht zuletzt ist auch die neue Sparkassenfiliale ein starkes Bekenntnis zum Ort“, so Ansén.
Bauunternehmer spricht von schwieirger Lage der Branche und fordert Bürokratieabbau
Michael Groß, Geschäftsführer der Aug. Prien Bauunternehmung, kam dann doch noch auf die angespannte Lage im Baugewerbe zu sprechen, als er von den Herausforderungen während der Planungs- und Bauphase erzählte. Hintergrund: Bei der Übernahme des Projektes durch die Sparkasse hatten die Verantwortlichen noch gehofft, bei Kosten von 25 Millionen Euro schon 2023 fertig zu werden. „Die Situation in der Branche ist schwierig“, sagte Groß. Hohe Energiekosten und Zinsen würden die Baupreise nach oben treiben und von Investoren als Hemmschuh empfunden. Viele Bauherren hielten sich deshalb zurück.
Die Lottbek Arkaden seien ein Beispiel, wie sich der Bau von Wohnraum und Gewerbeflächen auch unter schwierigen Rahmenbedingungen mit einem finanzstarken und verlässlichen Vorhabenträger wie der Sparkasse Holstein umsetzen lasse. Groß forderte von der Politik einen Bürokratieabbau. Habe es in den 1990er-Jahren noch 5000 Vorschriften im Bereich des Baurechts gegeben, seien es jetzt rund 20.000.
Die Bezeichnung Lottbek Arkaden setzte sich bei Namenswettbewerb durch
„Diejenigen, die diese Vorschriften machen, haben das Maß des gesunden Menschenverstandes verloren“, kritisierte Groß. Das alles führe wiederum zu hohen Wohnkosten, die sich die Menschen nicht mehr leisten könnten. „Da müssen wir dingend dran arbeiten, auch wenn das ein dickes Brett ist, das es zu bohren gilt“, so der Geschäftsführer. Andernfalls werde es künftig immer seltener Richtfeste zu feiern geben.
Die Bauarbeiten für das Millionenprojekt Lottbek Arkaden sind im August 2022 gestartet. Am 7. Juli 2023 feierten Sparkasse und Aug. Prien den ersten Spatenstich. Der Name Lottbek Arkaden hatte sich bei einen Namenswettbewerb unter Beteiligung der Ammersbeker Bürger Ende 2021 durchgesetzt.