Reinbek. In Sachsenwaldau in Reinbek-Ohe soll ein „Lebendiges Dorf“ mit gut 120 Wohnungen entstehen. Doch die Anwohner sehen das kritisch.
Fördern & Wohnen plant im Reinbeker Stadtteil Ohe ein inklusives Wohnprojekt mit dörflichem Charakter. Entstehen soll es auf Gut Sachsenwaldau, wo die Anstalt öffentlichen Rechts derzeit eine Eingliederungshilfe für Menschen mit Sucht- oder psychischen Erkrankungen anbietet. 200 Oher sind nun zu einer Informationsveranstaltung gekommen. Sie hatten sehr viele Fragen und sorgten gleich zu Beginn für eine aufgeheizte Stimmung.
Maximal 123 Wohnungen für bis zu 500 Bürger könnten in Sachsenwaldau auf dem Gelände von Fördern & Wohnen (F&W) entstehen – das ist das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die nun vorgestellt wurde. Die Veranstaltung musste aufgrund des großen Andrangs in die Sporthalle der Einrichtung verlegt werden.
Reinbek: Wohnprojekt auf historischem Gut stößt auf großen Widerstand
Lisa Blümel, Projektmanagerin bei F&W, stellte das Projekt vor und hatte von Beginn an mit der schlechten Akustik und Tontechnik zu kämpfen. Die Stimmung im Publikum war gereizt, immer wieder gab es respektlose Zwischenrufe, für die es lautstarken Applaus gab.
Von den 73,7 Hektar Gesamtfläche nutzt die Einrichtung 19,5 Hektar. Hier stehen das historische Gutshaus, Wohngebäude für die 146 Klienten und Werkstätten. „Der Betrieb kann mit Status Quo nicht weiterlaufen“, erklärte Blümel. In den Gebäuden herrscht Sanierungsstau, sie sind nicht barrierefrei und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen.
Sachsenwaldau Reinbek: Inklusion soll eine große Rolle spielen
Auf dem Areal sei ein lebendiges Wohnprojekt mit dörflichem Charakter geplant, das soziale Ziele verfolge: Inklusion und Mehr-Generationen-Wohnen sind hier Stichworte. „Die Planungen laufen seit 2021“, so die Projektmanagerin. Die Architektin Karin Renner vom Büro RHWZArchitekten zeigte anhand der vorhandenen Infrastruktur, welche der Gebäude in Zukunft sowohl erhalten bleiben als auch von viel mehr Menschen genutzt werden sollen. Ob Sporthalle, Café InTakt, Gutshaus oder Hofgebäude – es gibt viele Ideen für gemeinschaftliche Nutzung. Abgängig sind die Wohngebäude.
„Unsere Idee ist es, vorhandene Wege und Straßen zu erhalten“, so Renner. Für die geplanten neuen Wohngebäude haben die Architekten den Pferdestall auf dem Gelände als Vorbild genutzt. Die Häuser könnten maximal zweigeschossig und mit Hofcharakter gebaut werden.
Sachsenwaldau Reinbek: Zuwegung ist ein großes Problem
Nächster Referent war der Verkehrsplaner Michael Hohmann. „Wir sind hier erst ganz am Anfang des Weges“, betonte er. Schnell wurde deutlich, dass die Zuwegung nach Sachsenwaldau ein großes Problem für die Realisierung wird: Es gibt nur eine Anbindung an den Ortsteil Ohe, nämlich die schmale, denkmalgeschützte und mit Kopfsteinpflaster angelegte Straße. Als Hohmann die Ergebnisse einer Verkehrszählung am 9. Juli präsentierte, wurde die Zahl von 640 Fahrzeugen Richtung Sachsenwaldau von den Anwesenden stark angezweifelt. Den Vorwurf, er würde bei den Zahlen tricksen, wies Hohmann deutlich zurück.
Welchen Mehrwert das Projekt denn für die Oher hätte, wurde gefragt. „Wir schaffen damit bezahlbaren, dringend benötigten Wohnraum, ein Hofladen gehört zum Konzept, und ein Arzt wäre öfter vor Ort“, erläuterte Renner. Ein Kommentar dazu aus dem Forum spiegelte die Situation und Stimmung wider: „Wir haben alle schon ein Haus.“
Sachsenwaldau: Ist Inklusion am Reißbrett möglich?
Nach einer Stunde wurde die Diskussion sachlicher. Karin Renner erklärte den Anwesenden, welchen Weg ein so großes Projekt nehmen muss, und Silke Offermann, Geschäftsbereichsleiterin Begleitung und Teilhabe bei F&W, erläuterte die Lage der Einrichtung. Man stehe vor der Entscheidung, Sachsenwaldau mit erweiterter Nutzung weiterzuführen oder aber aufzugeben.
„Ist Inklusion auf dem Reißbrett möglich?“, fragte die Oherin Silke Althoff mit Blick auf die Präsentation. „Wir wollen einen Ort der Begegnung schaffen, ein Dorf, ein echtes Miteinander“, so Offermanns Antwort. Sachsenwaldau werde sich verändern, bleibe aber mit seinem naturnahen Charakter erhalten. Genau das zweifelten viele der Anwesenden an.
Forderung: Sachsenwaldau über eine andere Straße erschließen
Deutlich wurde an diesem Abend, dass niemand die Einrichtung Sachsenwaldau in Frage stellt. Bezüglich der Größe des geplanten Projektes, der Zahl der neuen Wohnungen und zum zu erwartenden Verkehr gibt es aber viel Ablehnung bei den Ohern. Sie forderten als Lösung eine andere Anbindungsstraße nach Sachsenwaldau, die zum Beispiel von der Möllner Landstraße abgehen könnte.
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Man habe früher mit den Ohern reden wollen, so Lisa Blümel, aber es hieß: „Erst die Politik, dann die Bürger“, und an diese Regularien müssten sich die Planer halten. Der Abend habe gezeigt, dass es viel zu viele Fragen gibt, auf die es zum aktuellen Zeitpunkt keine Antworten geben kann, da man noch ganz am Anfang des Projektes stehe. Für Fragen und Anregungen wurde folgende Mailadresse eingerichtet: sachsenwaldau@foerdernundwohnen.de.