Glinde. Schulzentrum in Glinde muss zudem erweitert werden. Doch das dauert noch. Zunächst haben nämlich zwei andere Projekte Priorität.

Seit rund zehn Jahren werden am Glinder Schulzentrum laut Bürgermeister Rainhard Zug Messungen vorgenommen. Es gebe bislang keine Auffälligkeiten. Die Bildungseinrichtung am Oher Weg ist schadstoffbelastet und bedarf einer Sanierung. Sollten krebserregende Asbestfasern in der Luft festgestellt werden, müsste die Lehranstalt dichtmachen. Das wäre der Super-Gau. Dieses Risiko möchte die Politik so schnell wie möglich ausschließen, die Arbeiten zügig angehen sowie eine Erweiterung vollziehen ob des Platzmangels. Jetzt kam heraus, dass der Raumbedarf noch größer ist als bekannt. Zuletzt war von bis zu 4500 zusätzlichen Quadratmetern die Rede. Nun sind es bis zu 4900. Und dabei muss es nicht bleiben, weil eine Partei ein voluminöseres Forum möchte, in dem Theateraufführungen abgehalten werden.

„Es wird das größte Bauprojekt unserer Stadt“, sagte Zug im jüngsten Kulturausschuss und schob gleich eine Zahl hinterher: 55 Millionen Euro mit dem Zusatz plus. Gemeint ist das Investitionsvolumen. Der Verwaltungschef schätzt diese Summe und orientiert sich dabei am Schulgebäude am Mühlenredder in Reinbek. Dieses ist kleiner. Dort wurde 2018 bei Untersuchungen im Vorfeld der geplanten Sanierung in zwei Klassenräumen Schadstoffbelastung ermittelt. Der Asbestfund führte zur sofortigen Schließung. 30 Millionen Euro kostete es, die Immobilie auf Vordermann zu bringen. Während der Bauphase wurden Jungen und Mädchen in Containern unterrichtet. Die Übergangslösung mit 350 Modulen kostete rund sieben Millionen Euro.

Schulzentrum Glinde mit Asbest belastet: Reichen 55 Millionen Euro für den Umbau?

Im Glinder Schulzentrum, Heimat des Gymnasiums und der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe, muss auch in Sachen Brandschutz einiges gemacht werden. Für die sogenannte Leistungsphase null wurde das Büro Luchterhandt engagiert. Von Januar bis April gab es drei Workshops mit den Schulen, um den Bedarf zu skizzieren. Details nannten zwei Architektinnen des Unternehmens nun der Politik. Die beschloss, dass das Raumprogramm eine Planungsgrundlage ist. Unter anderem „soll in Verbindung zur Leselounge des Gemeinschaftsbereichs eine Bibliothek beziehungsweise ein Selbstlernzentrum entstehen“, heißt es im Ergebnisbericht der Firma. 

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Im kommenden Jahr wird dann eine Machbarkeitsstudie erstellt. Sie gibt Aufschluss darüber, wie gebaut wird und in welchem Tempo. Eine Containerschule als Provisorium ist nach Angaben von Zug möglich. Der Bürgermeister will die Kosten nicht ausufern lassen. Sollte eine Entkernung in mehreren Schritten bei laufendem Betrieb günstiger sein, wird er diese Variante vorschlagen. Zug sagt: „Das Projekt ist wie eine Operation am offenen Herzen.“

Schulzentrum Glinde: Bürgermeister will mehr Geld von anderen Kommunen

Um die Schule fit zu machen für die Zukunft, bieten sich zwei Optionen: Anbau oder ein separates Gebäude. Das Gymnasium stellt wieder von G8 auf G9 um. Für die zusätzlichen Klassen ist kein ausreichender Platz vorhanden. Bestandteil der Erweiterung ist auch eine neue Mensa. Die erste Baumaßnahme sehe er in 2027, verkündete der Bürgermeister und sagte in Richtung der Entscheidungsträger: „Bis das Projekt abgeschlossen ist, dauert es fünf bis sieben Jahre.“ Für eine Umsetzung im Eiltempo fehlt es zum Beispiel an Kapazitäten im Bauamt. Kollegen sind an andere Vorhaben gebunden. „Die neue Flüchtlingsunterkunft für 1,6 Millionen Euro sowie der Ausbau der Feuerwehrwache für mehr als 3,5 Millionen haben kommendes Jahr für uns Priorität“, sagt der Verwaltungschef.

Einen Großteil des Schulumbaus wird Glinde über Kredite finanzieren. „Wir kriegen maximal zehn Prozent Fördermittel vom Bund oder dem Land Schleswig-Holstein“, so Zug. Er sieht nicht ein, dass Glinde den Rest allein stemmt. Denn mehr als 40 Prozent der Jungen und Mädchen an den beiden weiterführenden Schulen kommen von auswärts. Pro Person zahlen Kommunen der Stadt jedes Jahr 475 Euro für Investitionen. Diesen Betrag möchte Zug aufstocken, wenn es zulässig ist. Sympathie für diesen Vorschlag gab es insbesondere vonseiten der FDP. In der Lehranstalt werden derzeit 1248 junge Menschen unterrichtet, 706 davon besuchen das Gymnasium.

Schulzentrum Glinde: Asbest befinden sich in Böden, Decken und Wänden

Das Forum mit rund 400 Sitzgelegenheiten nutzt Glinde für Theateraufführungen und generiert dadurch Geld. In der neuen Saison sind das Ohnsorg-Theater zu Gast und zum Beispiel der bekannte Schauspieler Gustav Peter Wöhler, der im Stück „Professor Mamlock“ mitwirkt. Die künstlerischen Darbietungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Deswegen will die CDU eine Vergrößerung mit einer Verdopplung der Stühle. Das betonte der zweite stellvertretende Fraktionsvorsitzende Matthias Sacher erneut im Kulturausschuss. Im jetzt aufgezeigten Raumprogramm fehlt dieser Aspekt. Ziehen die anderen Fraktionen mit, dürfte das Projekt noch teurer werden. Bislang wurde der Vorstoß der Christdemokraten lediglich zur Kenntnis genommen. Ans Eingemachte geht es erst, wenn eine fundierte Kostenrechnung eines Architekten vorliegt.

Das Glinder Schulzentrum existiert seit 1974, die beiden Dreifeldhallen auf dem Areal sind bereits energetisch saniert. Im vergangenen Jahr wurde der Umbau des naturwissenschaftlichen Bereichs für die Fächer Biologie, Chemie und Physik abgeschlossen. Die Modernisierung kostete vier Millionen Euro, 1,7 steuerte das Land bei. 2016 wurde ein Schadstoffkataster für den Schulkomplex erstellt. Asbest ist in Böden, Decken und teilweise in Wänden vorhanden.