Reinbek. Reinbek diskutiert über Unterkunft auf der Fläche „Alte Gärtnerei“. Und über die Frage, ob der dortige Wald überhaupt einer ist.

Baut die Stadt Reinbek auf der Fläche „Alte Gärtnerei“ im Gewerbegebiet ein großes Flüchtlingsheim? Diese Frage wurde am Dienstag ausgiebig im Sozial- und Schulausschuss der Stadt diskutiert – aber mit dem Ergebnis, die Standortfrage zunächst auf den Arbeitskreis, der sich mit Flüchtlingsunterkünften befasst, zu vertagen. Dieser allerdings tagt vor der nächsten Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 26. September, nicht mehr. Es ist also damit zu rechnen, dass vor einer endgültigen Entscheidung noch etwas Zeit vergehen wird.

Beschlossen wurde indes einstimmig, dass Bedarf zur Schaffung von Unterkünften im Jahr 2025 zur Unterbringung von Flüchtlingen mit 150 Plätzen besteht und dass an allen Standorten eine intensive Betreuung stattfinden soll. Mehrheitlich stimmten die Mitglieder des Sozialausschusses auf Antrag der FDP zudem dafür, dass eine etwaige Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet nicht mehr als 100 Plätze umfassen soll. Drei Ja-Stimmen reichten bei einer Nein-Stimme aus, alle übrigen Ausschussmitglieder enthielten sich.

Reinbek: Wird für neues Flüchtlingsheim ein Wald abgeholzt?

„In der Vergangenheit haben wir, wenn möglich, große Standorte gemieden“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzender Bernd Uwe Rasch. Während der ersten großen Flüchtlingswelle um 2015 habe die Stadt Reinbek darauf geachtet, keine Unterkünfte, die mehr als 50 Plätze umfassen, zu bauen, im Notfall seien es 100 gewesen. Eine Ausnahme stelle die Campusunterkunft dar, da die räumlichen Gegebenheiten vorgegeben gewesen seien.

Das Ziel sollten aber, so Rasch, möglichst kleine Unterkünfte sein, um Probleme sowohl in den Unterkünften selbst als auch etwaige Konflikte mit Anwohnern möglichst zu vermeiden. „Das hat sich in der Vergangenheit bewährt“, so Rasch. Der Standort solle nicht der einzige sein, um den festgestellten Bedarf zu decken, die Stadt solle nach weiteren suchen. Gleichwohl solle das Ziel sein, dauerhaften Wohnraum zu schaffen.

Für eine Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet müsste der Wald abgeholzt werden

Lange diskutiert wurde die Frage, ob der Sozial- und Schulausschuss denn nun über die Standortfrage entscheidet und für die Fläche im Gewerbegebiet stimmt. Dafür sprach sich Rasch aus. „Ich bin enttäuscht, dass der Sozialausschuss denkt, er ist bei der Frage nach dem Standort nicht zuständig“, so der FDP-Fraktionschef. Bei der Standortwahl seien soziale Aspekte wichtig. „Was könnte sozialer sein als die Frage nach dem richtigen Standort?“, so Rasch.

Das sah die Mehrheit der Ausschussmitglieder anders. Mehrheitlich wurde beschlossen, dass die Standortfrage an den Arbeiskreis für Flüchtlingsunterkünfte verwiesen wird. Sieben Ausschussmitglieder stimmten dafür, eines enthielt sich, vier waren dagegen. Obgleich die Standortfrage zunächst aufgeschoben ist, ließ Aksel Leimbach (Grüne) schon im Sozialausschuss anklingen, dass er den Standort im Gewerbegebiet kritisch sieht.

Ob der Wald abgeholzt werden darf, entscheidet die zuständige Forstbehörde

Er halte es für nicht ideal, den dortigen Wald für eine temporäre Flüchtlingsunterkunft abzuholzen. „Die Unterkunft muss bis 2027 genehmigt sein, sie ist nicht begrenzt in ihrem Dasein“, stellte Rasch klar. Und: „Es ist kein Traumwald, sondern eine zugewucherte Fläche“, so der FDP-Fraktionsvorsitzende. Um einen richtigen Wald, so auch Bürgeramtsleiter Torsten Christ, handele es sich nicht. „Es ist mehr eine zugewachsene Kompostfläche“, sagte er. Die Stadt selbst entscheide nicht, ob der Wald dort umgewandelt werden darf, sondern die zuständige Forstbehörde. Christ: „Ich denke, die Chance ist groß, dass sie zustimmen würde.“

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Wie berichtet, schlägt die Stadt Reinbek vor, auf der Fläche „Alte Gärtnerei“ im Gewerbegebiet ein Flüchtlingsheim zu errichten. Das Grundstück liegt an der Straße Holzvogtwiese. In der Nähe befinden sich zum Beispiel das Entsorgungsunternehmen Melor Edelmetall-Recycling oder auch der Infinity Fitness und Wellness Club Reinbek.

Die beschlossenen Unterkünfte decken den Bedarf zu rund 90 Prozent

Reinbek ist gezwungen, neuen Wohnraum für geflüchtete Menschen zu schaffen. Die Not ist groß. Es kommen immer mehr Flüchtlinge in die Stadt, die bestehenden Unterkünfte platzen aus allen Nähten. „Anfang des Jahres haben wir einen Bedarf von 150 Plätzen im Jahr 2024 festgestellt“, so Torsten Christ. Bislang habe die Stadt in diesem Jahr 64 Ukrainer und 62 Asylbewerber, also in neun Monaten 126 Menschen, aufgenommen. Bis Ende des Jahres müsse man voraussichtlich insgesamt 168 Menschen unterbringen.

Die bereits beschlossenen Unterkünfte decken den Bedarf zu rund 90 Prozent. In der Schulstraße entstehen 16 Plätze, in der ehemaligen Feuerwache Klosterbergenstraße 14 Plätze, auf der Mehrzweckfläche in Schönningstedt 96 Plätze und am Krabbenkamp 16 Plätze. Doch das ist langfristig zu wenig. „Auch dieses Jahr ist irgendwann vorbei. Für 2025 rechnen wir erneut mit rund 150 Flüchtlingen“, so Christ. Daher sei es wichtig, frühzeitig über neue Standorte zu entscheiden.