Reinbek. Reinbek will im Gewerbegebiet 200 Flüchtlinge unterbringen. Dafür müsste es allerdings wohl dem dortigen Wald an den Kragen gehen.
Die Reinbeker Stadtverwaltung schlägt vor, im Gewerbegebiet auf der Fläche „Alte Gärtnerei“ ein großes Flüchtlingsheim zu errichten. Ein entsprechender Beschlussvorschlag wird am Dienstag, 3. September, im Schul- und Sozialausschuss der Stadt diskutiert. Der Sozialausschuss soll zunächst über den Bedarf beraten. Am Donnerstag, 19. September, ist der Standort Thema im Finanzausschuss. In letzter Instanz entscheidend dann die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 26. September. Alle Sitzungen finden ab 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses (Hamburger Straße 5-7) statt. Die „Alte Gärtnerei“ liegt an der Straße Holzvogtwiese. In der Nähe befinden sich zum Beispiel das Entsorgungsunternehmen Melor Edelmetall-Recycling oder auch der Infinity Fitness und Wellness Club Reinbek.
Reinbek ist gezwungen, neuen Wohnraum für geflüchtete Menschen zu schaffen. Die Not ist groß. Es kommen immer mehr Flüchtlinge in die Stadt, die bestehenden Unterkünfte platzen aus allen Nähten. „Für das Jahr 2024 haben wir im Januar dieses Jahres 150 neu unterzubringende Flüchtlinge prognostiziert. Bis zum 21. August werden wir davon bereits 105 untergebracht haben. Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahresende noch weitere 50 Flüchtlinge unterbringen müssen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.
Stadt Reinbek diskutiert über Standort für riesiges Flüchtlingsheim
Wegen der fehlenden Unterbringungsmöglichkeiten nimmt die Stadt aktuell weniger Flüchtlinge auf, als sie laut Quote eigentlich müsste. „In der Verteilquote sind wir immer noch bei minus zwölf Personen. Das heißt, dass wir immer noch nicht unseren rechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Kreis Stormarn nachkommen können und andere Stormarner Kommunen diese Verpflichtung für uns übernehmen müssen“, so die Stadtverwaltung.
Hinzu komme, dass Geflüchtete aktuell fast ausschließlich untergebracht werden können, indem städtische Unterkünfte überbelegt werden. Das führt wie berichtet nicht selten zu Konflikten und auch Gewalt unter den Flüchtlingen. „Aktuell beläuft sich die Überbelegung auf 97 Personen. Insgesamt besteht somit aktuell ein Unterbringungsbedarf von 159 Plätzen im Jahr“, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Zahl setzt sich zusammen aus 97 Personen durch Überbelegung, den 50 Personen, die 2024 noch untergebracht werden müssen, und zwölf aus der Negativquote.
Platz in den bereits beschlossenen Unterkünften wird nicht ausreichen
Um den Bedarf zu decken, haben die Stadtverordneten in den vergangenen Monaten bereits mehrere Standorte für Flüchtlingsheime im Jahr 2024 beschlossen. In der Schulstraße entstehen 16 Plätze, in der ehemaligen Feuerwache Klosterbergenstraße 14 Plätze, auf der Mehrzweckfläche in Schönningstedt 96 Plätze und am Krabbenkamp 16 Plätze.
Eigentlich sollten am Krabbenkamp zunächst 40, dann 32 Personen untergebracht werden. Doch daraus wurde offenbar nichts: „Auf der Baufläche konnten nur 16 Wohncontainer mit einer Grundfläche von je 11,5 Quadratmetern errichtet werden. Eine Doppelbelegung ist aufgrund der Wohnfläche nicht möglich“, heißt es dazu vonseiten der Stadt.
Für das Jahr 2025 rechnet die Stadt Reinbek mit weiteren 150 Personen
Zählt man alle Plätze, die neu entstehen, zusammen, ergibt das 142 Plätze. „Der Unterbringungsbedarf für das Jahr 2024 mit 159 Plätzen ist damit zu rund 90 Prozent gedeckt“, so die Stadtverwaltung. Doch: Langfristig ist das noch immer viel zu wenig. „Aufgrund der Zuweisungszahlen aus den Jahren 2023 und 2024 kann seriös von einer Unterbringungsverpflichtung von weiteren 150 Personen für das Jahr 2025 ausgegangen werden“, so die Stadtverwaltung. Die Verantwortlichen wollen offenbar keine Zeit verlieren: „Es ist daher erforderlich, schon jetzt weitere Standorte durch die Stadtverordnetenversammlung beschließen zu lassen.“
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Der vorgeschlagene Standort ist als Gewerbegebiet ausgewiesen. Damit sei dort laut Stadtverwaltung die Errichtung von Unterkünften bis Ende 2027 möglich. „Die Fläche bietet bei einer Grundstücksfläche von 11.900 Quadratmetern Platz für mehr als 200 Personen. Zudem befindet sie sich im Eigentum der Stadt Reinbek“, heißt es in der Beschlussvorlage. Einen Haken scheint es aber zu geben: „Zur Nutzung der Fläche ist jedoch eine Waldumwandlung erforderlich.“ Das bedeutet, der dortige Wald müsste für die Flüchtlingsunterkunft weichen.