Ahrensburg. Sowohl Fortführung mit Fördergeld als auch abgespecktes Angebot sind vom Tisch. Nun sind die Tage der Elektro-Shuttles gezählt.

Der Shuttleservice HVV hop wird in Ahrensburg zum Jahresende eingestellt. Das hat der Bau- und Planungsausschuss jetzt endgültig entschieden und damit den Diskussionen, das Angebot mit neuen Fördermitteln oder in einer reduzierten Variante fortzuführen, ein Ende gesetzt.

„Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende“, brachte Burkhart Bertram (CDU) die Position auf den Punkt, die eine große Mehrheit der Politiker auch in den anderen Fraktionen teilte. Lediglich die Grünen sprachen sich für eine Fortführung des Shuttleservice aus.

Ahrensburg beschließt endgültiges Aus für Shuttleservice HVV hop

Die Elektro-Shuttles von HVV hop, die von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betrieben werden, fahren in Ahrensburg seit Dezember 2020, zunächst noch unter dem Namen Ioki. Besitzer eines gültigen HVV-Tickets können sie gegen den Aufpreis von einem Euro (Einzelfahrt), fünf Euro (Wochenkarte) oder 15 Euro (Monatskarte) nutzen.

Gedacht ist das Angebot als Ergänzung zum Busverkehr für die sogenannte „letzte Meile“. Die Wagen können per Smartphone-App gebucht werden. Entweder der Startpunkt oder das Fahrtziel muss eine öffentliche Bushaltestelle oder ein hop-Haltepunkt sein. Die Idee ist, dass die Shuttles, die über sechs Sitzplätze verfügen, entlang der Route weitere Fahrgäste einsammeln und absetzen, um Synergieeffekte zu schaffen.

Förderprogramm des Bundes läuft zum Endes dieses Jahres aus

Im ersten Jahr nach dem Start des Pilotprojektes wurden die Kosten komplett von dem damaligen Förderprogramm Reallabor Hamburg übernommen. Seit 2022 erhält Ahrensburg über ein Pogramm des Bundes einen jährlichen Zuschuss von rund 320.000 Euro, weitere 170.000 Euro kommen vom Kreis Stormarn. Der städtische Anteil liegt bei rund 310.000 Euro.

Doch das Förderprogramm läuft zum Jahresende aus. Und auch der Kreis Stormarn lehnt es ab, für das Projekt in die Bresche zu springen. Die Kreispolitiker wollen den Service stattdessen im zweiten Stormarner Bediengebiet, Brunsbek – Trittau – Lütjensee, weiter ausbauen. Im ländlichen Raum, so die Argumentation, würden die Elektro-Shuttles ob der schlechteren Busanbindung dringender benötigt.

Ahrensburgs Stadtverordnete haben Mittel für Fortführung gestrichen

Allein wollen Ahrensburgs Politiker die Kosten für HVV hop aber nicht tragen. Mit dem Beschluss des Haushaltes 2024 im Februar haben die Stadtverordneten die Mittel von rund 2,5 Millionen Euro gestrichen, die für einen Weiterbetrieb bis Ende 2027 erforderlich wären.

Damit schien das Aus für den Shuttleservice in der Schlossstadt besiegelt. In den vergangenen Monaten kamen dann aber, angetrieben durch die Verwaltung, die gern an dem Angebot festhalten würde, Varianten auf den Tisch, wie es für HVV hop doch weitergehen könnte.

Ahrensburgs Mobilitätsmanager hätte das Angebot gern fortgeführt

Ahrensburgs Mobilitätsmanager Steffen Pollmann verweist auf stetig steigende Nutzerzahlen und betont die Bedeutung des On-Demand-Verkehrs für die Mobilitätswende. Laut VHH zählt der Service inzwischen im Durchschnitt rund 6000 Kunden im Monat. Der Januar 2024 sei mit 6800 Fahrgästen sogar der bisherige Rekordmonat gewesen.

Eine Variante sah einen Weiterbetrieb in abgespeckter Form vor. HVV hop würde in diesem „Insellösung“ genannten Szenario nur noch in drei nicht gut ans Busnetz angeschlossenen Stadtteilen fahren. Diese wären die Steinkamp-Siedlung, Wulfsdorf sowie Am Hagen bis Ahrensfelde. Außerdem sollen die Nutzer je Fahrt zwei statt einen Euro Komfortzuschlag zahlen. Der Betrieb ließe sich dann mit zwei statt jetzt fünf Autos und entsprechend weniger Fahrern realisieren. Laut Kostenschätzung müsste die Stadt bei diesem Modell mit einem Eigenanteil von 205.000 bis 235.000 Euro jährlich kalkulieren.

Insellösung für Stadtteile ohne Busanbindung überzeugt die Politiker nicht

Ende Mai ergab sich dann überraschend die Möglichkeit, doch weiter Fördergeld vom Bund zu bekommen. Durch ein kurzfristig aufgelegtes, neues Programm des Bundesverkehrsministeriums wäre ein Zuschuss in Höhe von bis zu 65 Prozent der Betriebskosten bis zum 31. Dezember 2026 möglich.

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Bei einer Maximalförderung von 65 Prozent bliebe für Ahrensburg bei Aufrechterhaltung des derzeitigen Angebots ein Eigenanteil von 88.000 Euro jährlich. Das spielt nun keine Rolle mehr. Beide Varianten stießen bei den Politikern auf deutliche Ablehnung. Für die Insellösung gab es ein einhelliges Nein. „Es ist gut, dass diese Variante untersucht worden ist, aber das Ergebnis überzeugt uns nicht“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bela Randschau.

CDU kritisiert: Ziele des Pilotprojektes wurden wiederholt umdefiniert

Auch ein Weiterbetrieb unter der Bedingung einer neuen Förderung fiel im Ausschuss durch. „Wenn wir das jetzt beschließen, werden wir in zwei Jahren wieder hier sitzen. Nur wird es dann noch schwieriger sein, den Leuten zu erklären, warum wir ein liebgewonnenes Angebot über die Pilotphase hinaus verlängert haben und dann von einem Tag auf den anderen einstellen“, so Randschau.

Die CDU kritisierte, dass die Ziele des HVV-hop-Projektes wiederholt umdefiniert worden seien, um eine Fortführung zu rechtfertigen. Uwe Gaumann: „Ursprünglich ging es darum, die Leute mit einem Angebot für die letzte Meile zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen“, sagte er. Jetzt handele es sich plötzlich um einen Teil der Daseinsvorsorge, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Menschen. „Gemessen an unseren ursprünglichen Zielen sind wir krachend gescheitert“, so Gaumanns Fazit.

FDP verweist auf hohe Kosten, die dem Steuerzahler nicht zuzumuten seien

Die FDP hätte das Projekt gern schon früher beendet. „Es ist dem Steuerzahler nicht zuzumuten, dass er jede Fahrt mit acht bis zwölf Euro mitfinanziert“, sagte Danny Liew. Ihren Sinn, Synergieeffekte zu schaffen, hätten die Elektro-Shuttles verfehlt. „Eigentlich müssten immer vier oder fünf Personen gleichzeitig in den Fahrzeugen sitzen, es sind aber im Schnitt nicht einmal zwei.“

Randschau kritisierte in Richtung der Verwaltung, es sei der falsche Weg, nun zu argumentieren, dass vom Busverkehr abgehängte Gebiete auf HVV hop angewiesen seien. „Das Angebot war ganz klar als Ergänzung zum Busverkehr konzipiert, nicht als Ersatz.“ Tatsächlich seien aber in den betroffenen Stadtteilen nach dem Start von HVV hop Busverbindungen abgebaut worden. „Hier wurde ganz klar ein Versprechen gebrochen“, so Randschau. „Die Lücken, die nun geschlossen werden sollen, haben wir selbst geschaffen.“

Taktung und Linienführung der Busse sollen verbessert werden

Stefan Gertz (Grüne) hätte die Shuttles hingegen gern behalten. „On-Demand-Verkehr kann als Zusatz zu einem guten ÖPNV hilfreich sein“, betonte er. „Wir als Grüne glauben weiterhin an das Konzept.“ Letztlich standen Gertz und sein Fraktionskollege Christian Hack mit dieser Position allein da.

Einig waren sich alle Politiker, dass mit dem nun beschlossenen Aus für HVV hop Verbesserungen in der Taktung und der Routenführung der Buslinien umgesetzt werden sollen. Zudem müsse die Anbindung der Gebiete, die derzeit nicht von Bussen angefahren werden, wiederhergestellt werden. Wie schnell das umsetzbar ist und was das kostet, soll die Verwaltung nun möglichst zeitnah klären.