Bad Oldesloe. Wie leben die Menschen? Welche Berufe haben sie? Wo sind ihre Wurzeln? Zensus liefert teils überraschende Erkenntnisse.
245.053 – so viele Menschen lebten zum Stichtag 15. Mai 2022 in Stormarn. Das sind rund 15.000 mehr als noch elf Jahre zuvor und etwa 25.000 mehr als 2003. Das geht aus den Ergebnissen des Zensus 2022 hervor, die das Statistische Bundesamt jetzt veröffentlicht hat.
Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind verpflichtet, die große Volksbefragung alle zehn Jahre durchzuführen. Wegen der Corona-Pandemie war sie um ein Jahr verschoben worden. Rund zehn Prozent der Stormarner, die zufällig ausgewählt wurden, sowie alle Eigentümer von Wohnimmobilien erhielten dazu vor zwei Jahren Besuch von einem der etwa 350 Interviewer, die kreisweit im Einsatz waren.
Zensus 2022: Das sind die wichtigsten Ergebnisse für den Kreis Stormarn
Abgefragt wurden detaillierte Informationen zu Themen wie Bildung, Wohnsituation und Berufstätigkeit. Und so bietet der Zensus 2022 einen ziemlich genauen Überblick darüber, wer in Stormarn lebt. Einige Ergebnisse waren erwartbar, andere sind überraschend. Das Abendblatt fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Stormarn wächst weiter: Alle großen Städte und Gemeinden im Kreis sind gewachsen. Mit 34.199 Einwohnern (2011: 31.380) leben weiterhin die meisten Menschen in Ahrensburg. Damit nahm die Bevölkerung in der Schlossstadt um rund 3000 Personen zu, so stark wie in keiner anderen Stormarner Kommune. Auf Platz zwei folgt Reinbek mit 27.990 Einwohnern (2011: 26.169) vor Bad Oldesloe mit 24.782 Einwohnern (2011: 24.263).
Glinde gehört mit Ahrensburg zu den Kommunen, in denen die Einwohnerzahl in den vergangenen elf Jahren am deutlichsten gestiegen ist. 18.295 Menschen lebten 2022 in der Stadt, rund 1700 mehr als 2011. Damit liegt Glinde knapp vor Bargteheide, wo 16.121 Personen gemeldet waren (2011: 15.164). Dahinter folgt Barsbüttel (13.152; 2011: 11.850). Ammersbek (9981; 2011: 9606) und Großhansdorf (9500; 2011: 9199) kratzen an der Marke von 10.000 Einwohnern, während Reinfeld (8978; 2011: 8720) und Oststeinbek (8724; 2011: 8614) auf 9000 Einwohner zusteuern.
Mehr Einwohner können sich für die Kommunen auszahlen, müssen sie aber nicht
Für die Städte und Gemeinden kann sich Wachstum auszahlen. Denn mit der Einwohnerzahl steigt auch die Höhe der finanziellen Zuwendungen, welche die Kommunen von Kreis, Land und Bund erhalten. Zugleich steigen aber auch die Ausgaben für Kindergärten und für Schulen.
Keine Alterung: Ein knappes Fünftel (45.782) der Stormarner sind Kinder und Jugendliche. Mehr als ein Fünftel (52.090) sind 67 Jahre oder älter, davon 31.141 Personen sogar älter als 75 Jahre. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung des Kreises ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen gegenüber 2011 gleich geblieben. Dasselbe gilt für die Senioren. Eine deutliche Alterung der Gesellschaft lässt sich für Stormarn somit nicht erkennen.
Jeder zweite Stormarner ist verheiratet: Im Kreis leben etwas mehr Frauen (125.879) als Männer (119.169). Etwa die Hälfte (113.353) der Stormarner ist verheiratet. 18.696 Menschen im Kreis sind geschieden, etwas mehr als ein Drittel der Menschen (94.367) sind ledig. Die meisten Stormarner wohnen allein. Der Zensus zählt von 112.962 Haushalten 41.912 Singlehaushalte, 38.022 Zwei-Personen-Haushalte, 15.752 Drei-Personen-Haushalte und 12.191 Vier-Personen-Haushalte. In 3478 Haushalten leben fünf Personen gemeinsam, in 1602 sogar sechs oder mehr Personen.
Bei den Stormarnern, die nicht allein wohnen, handelt es sich am häufigsten um Paare ohne Kind (32.640), gefolgt von Familien mit Kindern (27.736). In 8348 Haushalten kümmert sich ein Elternteil allein um die Kinder. Auffällig: Frauen (6622) sind um ein Vielfaches häufiger alleinerziehend als Männer (1721).
Mehr Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund als elf Jahre zuvor
Ausländeranteil steigt: Rund 8,3 Prozent (20.277) der Stormarner haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das sind mehr als noch vor elf Jahren. Damals lag der Ausländeranteil bei 3,9 Prozent. Besonders hoch ist der Ausländeranteil in Glinde mit 12,6 Prozent. In Ahrensburg liegt er bei 9,1 Prozent, in Reinbek bei 9,9 Prozent und in Bad Oldesloe bei 11,5 Prozent. Jeder sechste Stormarner (rund 16 Prozent) hat einen Migrationshintergrund. Zum Stichtag lebten 41.340 Eingewanderte und oder Nachkommen von Eingewanderten im Kreis. 2011 waren es knapp 13 Prozent.
Gymnasium am beliebtesten: 29.190 Kinder und Jugendliche gingen zum Stichtag noch zur Schule. Fast zwei Drittel der Stormarner Jugendlichen (9420), die die weiterführende Schule besuchten, waren an einem Gymnasium angemeldet, 6650 Jungen und Mädchen an einer Gemeinschaftsschule. 9330 Kinder besuchten eine Grundschule.
Fast 43.000 Stormarner sind Ausbildungs- oder Studienabschluss
Ausbildung verbreiteter als Studium: Die meisten Stormarner (78.660) verfügen über das Abitur oder Fachabitur als höchsten Schulabschluss. 63.700 Personen haben die Schule mit der Mittleren Reife verlassen und 43.480 mit einem Hauptschulabschluss. 7030 Stormarner verfügen über keinen Schulabschluss.
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Die allermeisten Menschen im Kreis (101.950) haben nach der Schule eine Lehre oder Berufsausbildung absolviert. 14.670 Menschen haben eine Fachschule besucht. 28.280 Stormarner haben ein Diplom-Studium abgeschlossen. 8130 bzw. 4900 Personen verfügen über einen Bachelor- oder Master-Abschluss, die 2002 in Deutschland eingeführt wurden. 2610 Stormarner haben promiviert.
42.690 Personen im Kreis verfügen über gar keinen beruflichen Bildungsabschluss. Zwischen den Geschlechtern gibt es deutliche Unterschiede: Männer haben deutlich häufiger studiert oder sind promoviert als Frauen, die häufiger eine Ausbildung absolviert haben. Außerdem sind Frauen häufiger ohne Berufsabschluss. Etwas mehr Männer (68.880) sind erwerbstätig als Frauen (64.580).
Nur etwas mehr als zehn Prozent der Handwerker im Kreis sind Frauen
Starke Geschlechterunterschiede bei Berufen: Bei der Berufswahl und der beruflichen Stellung spielt das Geschlecht noch immer eine große Rolle in Stormarn. So führen beispielsweise doppelt so viele Männer als Selbstständige ein eigenes Unternehmen mit Mitarbeitern wie Frauen. Die allermeisten Menschen im Kreis arbeiten als Angestellte (105.330), gefolgt von Selbstständigen (13.370) und Beamten (6410).
Die meisten Stormarner (29.510) sind als Techniker oder in einem gleichrangigen, nichttechnischen Beruf tätig. Zu dieser Gruppe gehören etwa ingenieurtechnische Fachkräfte, Informations- und Kommunikationstechniker, Assistenzberufe im Gesundheitswesen, kaufmännische Tätigkeiten sowie nichtakademische Tätigkeiten in den Bereichen Justiz, Kultur und Sozialpflege. Dahinter folgen Akademiker (27.610), Bürokräfte und ähnliche Berufe (18.030), Dienstleistungsberufe und Verkäufer (17.290) sowie das Handwerk (11.930).
Auch hier gibt es starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Von den 11.930 Handwerkern in Stormarn sind etwa nur 1300 Frauen. Führungspositionen haben in zwei von drei Fällen Männer inne. Zwei Drittel der Bürokräfte sind hingegen weiblich. In Dienstleistungsberufen arbeiten doppelt so viele Frauen wie Männer. In den akademischen Berufen ist das Geschlechterverhältnis hingegen ausgeglichen.