Großhansdorf. Jugendliche blockieren Wege, Fahrräder werden manipuliert. Leiter des Großhansdorfer Gymnasiums: „Linie ist für mich überschritten.“
Der Schulverband Großhansdorf setzt ab sofort einen Sicherheitsdienst am Schulzentrum Schmalenbeck ein. In den vergangenen Wochen hätten sich wiederholt Jugendliche auf dem Schulgelände und in der Umgebung aufgehalten und jüngere Schüler eingeschüchtert, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß, der auch Schulverbandsvorsteher ist. Zudem sei es zu diversen Sachbeschädigungen gekommen.
„Wir sind uns in der Verwaltung gemeinsam mit den Schulleitungen einig geworden, dass wir tätig werden müssen“, so Voß in der jüngsten Schulverbandsversammlung. Der Sicherheitsdienst habe zum 1. Juli seine Arbeit aufgenommen. Die Maßnahme sei zunächst auf sechs Wochen befristet.
Kinder verängstigt: Schulzentrum Schmalenbeck setzt Sicherheitsdienst ein
Das Schulgelände an der Sieker Landstraße im Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck teilen sich die Grundschule Schmalenbeck, die Friedrich-Junge-Schule (FJS) und das Emil-von-Behring-Gymnasium (EvB). Alle drei Schulen zusammen werden von rund 1800 Jungen und Mädchen aus den Verbandsgemeinden Großhansdorf, Hoisdorf und Siek sowie umliegenden Orten besucht.
Auf dem Gelände befinden sich auch der Sportplatz Kortenkamp, die Geschäftsstelle und das Sportlerheim des SV Großhansdorf und die Gemeindebücherei. Es wird deshalb nicht nur von Schülern frequentiert, sondern ist einer der zentralen Orte des Gemeindelebens in Großhansdorf. Zudem führt die wichtige Wegeverbindung zwischen dem südlichen Schmalenbeck und den Sportanlagen über das Schulgelände.
Einige der Jugendlichen kommen offenbar aus dem benachbarten Ahrensburg
Woher die ungebetenen Besucher kommen, ist nicht restlos geklärt. „Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich nicht um Schüler unserer drei Schulen“, sagt Frank Weis, Leiter des EvB. Einige von ihnen besuchten offenbar eine Schule im benachbarten Ahrensburg. „Wir wissen nicht, warum sie nach Großhansdorf kommen“, so der Schulleiter.
Weis vermutet, dass die Jugendlichen einfach Spaß daran haben, Jüngere einzuschüchtern. Doch harmlose Neckereien sind die Vorfälle für den Schulleiter schon lange nicht mehr. „Die Schüler der jüngeren Jahrgänge haben Angst“, sagt er. „Diese Vorfälle haben in einem Maß zugenommen, dass ich um die Sicherheit meiner Schüler besorgt bin.“ Deshalb sei er mit der Bitte an die Verwaltung herangetreten, tätig zu werden. „Wenn Kinder Angst haben, ist es Zeit zu handeln, dann ist für mich eine Linie überschritten.“
Ältere Jugendliche blockieren Fünft- und Sechstklässlern den Weg
Der Schulleiter berichtet von älteren Jugendlichen, die sich den Fünft- und Sechstklässlern nach Unterrichtsschluss auf bedrohliche Weise in den Weg stellten und sie am Weitergehen oder-fahren hinderten. „Es gibt einen Engpass im Bereich der Sportplätze, da stellen die sich als Gruppe in einer Reihe auf und lassen die Schülerinnen und Schüler nicht durch.“
Sobald sich Lehrkräfte näherten, flüchteten die Jugendlichen. „Als es mal gelungen ist, einzelne von ihnen zu stellen, haben sie falsche Namen und Personalien angegeben“, so Weis. Zu verbalen Bedrohungen sei es nach seinem Wissen aber nicht gekommen, auch Forderungen nach Wertgegenständen oder Ähnlichem hätten die Jugendlichen nicht erhoben. „Es scheint einfach um die Lust an der Einschüchterung zu gehen.“
Fahrräder werden gestohlen oder Schrauben herausgedreht
Parallel zu diesen Vorfällen häufe sich die Zahl der Farraddiebstähle und Sachbeschädigungen auf dem Schulgelände. Mehr als ein Dutzend Räder sei in den vergangenen Wochen verschwunden. In anderen Fällen würden Fahrräder manipuliert. „Zum Beispiel werden Schrauben herausgedreht, sodass sich beim Fahren der Lenker löst.“ Das gefährde die Verkehrssicherheit der Jungen und Mädchen. Teilweise seien die Räder so präpariert, dass sie beim Fahren regelrecht auseinanderfielen.
Ein weiteres Ärgernis: Außerhalb der Pausenzeiten drängen schulfremde Jugendliche in die Toiletten des Schulzentrums ein, um dort Drogen zu konsumieren. „Wir haben in den vergangenen Wochen wiederholt Reste von Joints in den Sanitärbereichen gefunden“, sagt Weis.
Polizei registiert keine übermäßige Zahl Straftaten am Großhansdorfer Schulzentrum
Während der Pausen gebe es zwar Aufsichten, doch da sich die Vorfälle überwiegend während der Schulstunden oder am Rand des Geländes abspielten, könnten die Lehrkräfte dieser nicht Herr werden. Die Polizei ist laut Weis über das Problem informiert. „Wir haben jeden Vorfall gemeldet“, sagt er. „Verständlicherweise gibt es aber keine Kapazitäten, um alle halbe Stunde eine Streife vorbeizuschicken.“
Auch interessant
- Starkregen flutet Rettungswache in Reinbek
- Post-Fahrzeuge beschmiert – mehrere Tausend Euro Schaden
- So will Ahrensburg HVV hop weiterfahren lassen
Die Polizei bewertet die Situation indes weniger bedrohlich als Schule und Schulverband. Zwar lägen den Beamten einzelne Strafanzeigen wegen Diebstahl oder Sachbeschädigung vor. „Wir registrieren im Umfeld des Schulzentrums Schmalenbeck aber keine übermäßige Zahl an Straftaten“, sagt Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. „Wir haben nicht mehr derartige Vorfälle als an anderen Schulen.“
Zwei Sicherheitsleute sind während der gesamten Unterrichtszeit präsent
Allerdings würden der Polizei nur die Fälle bekannt, die von Betroffenen angezeigt werden. Die Entscheidung, einen Sicherheitsdienst hinzuzuziehen, habe der Schulverband getroffen. Dabei handele es sich nicht um eine Empfehlun der Polizei.
Nach Angaben aus dem Großhansdorfer Rathaus sind bis zum Ferienbeginn am 22. Juli während der gesamten Unterrichtszeit zwei uniformierte Sicherheitsleute auf dem Schulgelände präsent. Sie sollen auffällige Jugendliche ansprechen, die Fahrradabstellanlagen kontrollieren und im Zweifelsfalls die Polizei verständigen.
Videoüberwachung könnte an datenschutzrechtlichen Bestimmungen scheitern
Nach den Ferien soll die Maßnahme für drei weitere Wochen fortgeführt und anschließend Bilanz gezogen werden, ehe über eine mögliche Verlängerung entschieden wird. Die Kosten für den Sicherheitsdienst liegen laut Verwaltungsangaben für sechs Wochen bei rund 6500 Euro.
Man erhoffe sich, dass die Maßnahme mögliche Täter abschrecke und das Bewusstsein bei Schülern und Eltern erhöhe. Parallel wird laut Schulverbandsvorsteher Voß auch über eine Videoüberwachung des Schulgeländes nachgedacht. EvB-Schulleiter Frank Weis würde einen solchen Schritt begrüßen: „Ich wünsche mir das, weiß aber auch, dass Überwachungskameras aus datenschutzrechtlichen Gründen problematisch sind.“