Ahrensburg. Stormarn will das Mobilitätsangebot im ländlichen Raum ausbauen. Welche Kommunen hinzukommen. Und warum Ahrensburg ohne Zuschuss bleibt.
Während die Fortsetzung des Mobilitätsangebots HVV hop in Ahrensburg weiter auf der Kippe steht, geht der Shuttle-Service im Raum Brunsbek–Trittau inzwischen ins vierte Jahr. Und es spricht vieles für eine Verlängerung bis zum Dezember 2026. „Die Nachfrage hat sich inzwischen auf einem guten Niveau stabilisiert, kleinere Rückgänge sind zumeist auf Ferien und Feiertage zurückzuführen“, sagt Björn Schönefeld, ÖPVN-Experte bei der Kreisverwaltung. Zahlreiche Nachfragestatistiken und Fahrgastbefragungen hätten das untermauert. Insofern gebe es keinen Grund, das Angebot infrage zu stellen. Das haben jüngst auch der Verkehrsausschuss und der Finanzausschuss gezeigt, in denen eine Fortführung jeweils einstimmig befürwortet worden ist.
Fünf E-Shuttles bedienen das Gebiet Brunsbek-Trittau
Der On-Demand-Service wird von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) derzeit mit fünf E-Shuttles erbracht und ist durch eine Zusatzvereinbarung zum bestehenden Verkehrsvertrag Südstormarn zwischen dem Kreis und den VHH festgeschrieben. Zu den angebundenen Kommunen zählen aktuell Brunsbek, die Ortsteile Willinghusen, Stemwarde und Stellau der Gemeinde Barsbüttel, Rausdorf, Großensee, Lütjensee samt Ortsteil Dwerkaten, sowie Trittau und Grönwohld. Die letzten beiden allerdings ohne innerörtliche Ziele.
Als Umsteigepunkte werden außerhalb des eigentlichen Bediengebiets der Bahnhof Rahlstedt, die U-Bahn-Station Schmalenbeck in Großhansdorf, Großlohe, die Reinbeker Straße in Stapelfeld und Neuschönningstedt-Haidkrug angefahren. „Bei den Fahrgästen erfreut sich das Angebot einer hohen Beliebtheit und ist deshalb aus der Region kaum noch wegzudenken“, so Schönefeld.
Menschen zwischen 9 und 88 Jahren nutzen das Angebot
Als große Pluspunkte gelten unter anderem die hohe Flexibilität, die Integration in die Tarife des Hamburger Verkehrsverbunds (hvv), dass die E-Shuttles an sieben Tagen in der Woche verkehren und von 5 bis 0.30 Uhr geordert werden können. Deshalb wird das Angebot inzwischen von Menschen jeder Altersgruppe zwischen 9 und 88 Jahren genutzt.
Auffällig ist, dass HVV hop von immer mehr jungen Leuten nachgefragt wird. „Die Hälfte der Fahrgäste ist unter 23 Jahren alt und mehr als die Hälfte weiblich“, weiß Schönefeld. 75 Prozent wohnen innerhalb des Bediengebiets, wobei die Nachfrage vor allem in Brunsbek, Großensee und Lütjensee besonders groß ist.
80 Prozent der Befragten nutzen eigenes Auto seltener
75 Prozent der Fahrgäste nutzen das Angebot mindestens einmal in der Woche, jede zweite Fahrt steht im Zusammenhang mit dem Beruf oder einer Ausbildung und ersetzt eine Tour mit dem privaten Fahrzeug. Offenbar werden zudem viele Elterntaxifahrten durch HVV hop ersetzt, womit die eigenständige Mobilität junger Menschen gefördert wird.
„Insgesamt stärkt das Angebot sowohl die örtliche Mobilität mit dem ÖPNV als auch die bestehenden Bus- und Bahnangebote“, erklärt Schönefeld. Ein gutes Viertel aller Befragten habe angegeben, seit Bestehen des On-Demand-Angebots auch öfter Bahn zu fahren. Während sogar knapp 80 Prozent das eigene Auto seltener nutzen würden.
Bundesmittel in Höhe von 320.000 Euro fallen weg
Während die Finanzierung im ersten Jahr zu 100 Prozent durch ein erstes Förderprogramm (Reallabor) übernommen worden ist, wird es seit 2022 mit rund 320.000 Euro pro Jahr durch Zuschüsse aus dem ÖVerKAnT-Projekt des Bundes kofinanziert. Dieses Förderprogramm zur Stärkung des ÖPNV im ländlichen Raum läuft Ende dieses Jahres allerdings aus. Damit würden sich die Kosten für den Kreis von jetzt 560.000 auf dann 880.000 Euro erhöhen.
Die Summe könnte bei einer Erweiterung des Bediengebiets sogar noch steigen. Der Erfolg von HVV hop hat nämlich zu Begehrlichkeiten in weiteren Kommunen geführt. So hat unter anderem Siek sein Interesse für alle Gemeinden des Amtes bekundet, um es so besser gen Süden anbinden zu können. Und auch Braak, wo es bereits einen hop-Haltepunkt gibt, wäre gern dabei.
Gewerbegebiete in Siek und Braak bleiben außen vor
In Absprache mit den VHH als Betreiber und unter Abwägung der entstehenden Kosten soll das Bediengebiet zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 nun um diese beiden Ortschaften erweitern werden. „Allerdings ohne die Gewerbegebiete. Sie würden aller Voraussicht nach erhebliche Kapazitäten binden und den Fahrzeugbedarf deutlich erhöhen“, so Schönefeld. Außerdem würden beide Gewerbegebiete durch die Linien 462 Richtung Bahnhof Rahlstedt und 869 Richtung Bahnhof Ahrensburg bereits über gute Busanbindungen verfügen.
Doch auch so wird die Erweiterung des Bediengebiets zu einem Mehrbedarf von drei Fahrzeugen führen. Die Gesamtkosten des Kreises für das Mobilitätsangebot HVV hop könnten sich einer ersten Schätzung nach dann auf etwa 1,4 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Diese Summe ist auch ein Grund dafür, auf eine zusätzliche Anbindung von Hoisdorf und Stapelfeld vorerst zu verzichten. Zumal Stapelfeld über die Linien 263, 264 und 364 bereits jetzt ganzjährig gut angebunden ist.
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Mit dieser Argumentation hatte der Kreis zuletzt auch eine erhöhte Kofinanzierung von HVV hop in Ahrensburg abgelehnt, nachdem Ende des Jahres der Bundeszuschuss von 320.000 Euro entfällt. Er sehe On-Demand-Angebote und das Anruf-Sammeltaxi (AST) von jeher als Stärkung und Ergänzung des ÖPNV-Angebots im ländlichen Raum. Städte wie Ahrensburg verfügten schließlich schon über einen Stadtbus-Verkehr mit mehreren Linien.
„An der Finanzierung der Bus- und U-Bahn-Angebote im Netz Ahrensburg beteiligt sich der Kreis schon jetzt mit mehr als sechs Millionen Euro im Jahr“, gab ÖPNV-Fachmann Björn Schönefeld zu Bedenken. Für HVV hop in der Schlossstadt würden ab 2025 dann weitere 800.000 Euro fällig. Das wurde vom Verkehrsausschuss des Kreistags bereits abgelehnt. Entschieden wird das Ganze aber erst im Kreistag am kommenden Freitag, 14. Juni, ab 15 Uhr in Bad Oldesloe.