Ahrensburg. Nur noch drei Stadtteile erreichbar und zwei statt ein Euro Zuschlag? Oder doch die große Lösung mit hoher Förderung vom Bund?

Das Ahrensburger Rathaus startet einen weiteren Versuch, den Shuttleservice HVV hop in der Stadt zu halten. Zwei Varianten stehen nach dem Auslaufen des Pilotprojekts zum Dezember dieses Jahres zur Debatte. Zum einen könnte der On-Demand-Verkehr in einer abgespeckten und damit günstigeren Variante fortgeführt werden. Zum anderen läuft die Bewerbung für ein Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums, das die Beibehaltung des jetzigen Angebots zu deutlich niedrigeren Eigenkosten ermöglichen würde. Ob sie eine der Möglichkeiten favorisieren oder die auffälligen Elektrofahrzeuge nicht weiter subventionieren, besprechen die Kommunalpolitiker im nächsten Bau- und Planungsausschuss am Mittwoch, 3. Juli.

„Um einen nahtlosen Weiterbetrieb sicherzustellen, sollte die Entscheidung bis zum 31. August vorliegen“, sagt Steffen Pollmann, Mobilitätsmanager im Rathaus. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die HVV hop organisieren, bräuchten Zeit für die Personal- und Fahrzeugbeschaffung. So gebe es längere Lieferzeiten. Die weißen Elektroautos mit den bunten Streifen bringen Kunden des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) für einen Euro Aufpreis im Stadtgebiet beispielsweise vom Bahnhof nach Hause oder in die Firma.

HVV hop in Ahrensburg: Im günstigsten Fall nur 88.000 Euro Eigenanteil

Die Stadtverwaltung hat Mitte Juni beim Bund fristgerecht eine Projektskizze für das Förderprogramm „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ für nachhaltige Mobilitätslösungen in ländlichen und städtischen Räumen eingereicht. Das verspricht bis Ende 2026 einen Zuschuss von bis zu 65 Prozent. „Wir rechnen in den nächsten Wochen mit der Benachrichtigung, ob wir berücksichtigt werden“, sagt Steffen Pollmann. Bei einem positiven Bescheid sollte bis Mitte August der detaillierte Antrag vorliegen.

Bei einer Maximalförderung von 65 Prozent bliebe für Ahrensburg laut Berechnung aus dem Rathaus für das aktuelle HVV-hop-Angebot ein Eigenanteil von 88.000 Euro jährlich. Sollte es 50 Prozent Förderung vom Bund geben, blieben für Ahrensburg noch 228.000 Euro. Derzeit zahlt die Stadt bei Gesamtkosten von mehr als 900.000 Euro selbst rund 350.000 Euro.

Stadtverordnete strichen das Angebot komplett aus dem Haushalt

Für kommendes Jahr hatte die Schlossstadt zunächst mit einer drastischen Erhöhung gerechnet, da der Zuschuss des Bundes aus dem Programm ÖVerKAnT von etwa 320.000 Euro wegfällt. Deshalb strichen die Stadtverordneten das HVV-hop-Projekt mit großer Mehrheit komplett aus dem Haushalt. Auch der Stormarner Kreistag lehnte eine zusätzliche finanzielle Beteiligung nahezu einstimmig ab.

Steffen Pollmann, Mobilitätsmanager der Stadt Ahrensburg.

„ Wir rechnen in den nächsten Wochen mit der Benachrichtigung, ob wir beim neuen Förderprogramm berücksichtigt werden.“

Steffen Pollmann,
Mobilitätsmanager im Ahrensburger Rathaus

Für den Fall, dass das Bundesverkehrsministerium den Ahrensburger Förderantrag nicht berücksichtigt, hat die Verwaltung ein alternatives Szenario ausgearbeitet: die Reduzierung des Angebots auf drei nicht gut ans Busnetz angeschlossene Stadtteile. Diese wären die Steinkamp-Siedlung bis Schulzentrum Am Heimgarten (von Bünningstedter Straße über Rosenweg bis Buchenweg), Wulfsdorf (von Bornkampsweg bis Am Scharberg) und Am Hagen/Ahrensfelde (Brauner Hirsch, Dorfstraße bis zum Ahrensburger Redder). Außerdem sollen die Nutzer je Fahrt zwei statt einen Euro Komfortzuschlag zahlen.

Komfortzuschlag für Kunden könnte von einem auf zwei Euro steigen

„Start- oder Zielort müssen in einem der Teilgebiete liegen“, sagt Mobilitätsmanager Pollmann. Der Betrieb ließe sich dann mit zwei statt jetzt fünf Autos und entsprechend weniger Fahrern realisieren. Eine Simulation hat ergeben, dass die Zahl der Fahrgäste von jetzt 72.000 auf 25.000 im Jahr sinken wird. Laut Kostenschätzung müsste die Stadt bei diesem Modell mit einem Eigenanteil von 205.000 bis 235.000 Euro jährlich kalkulieren.

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Die Elektro-Shuttles fahren in der 34.500-Einwohner-Stadt seit Dezember 2020, zunächst noch unter dem Namen Ioki. Sie können per App montags bis freitags von 4.30 bis 0.30, sonnabends von 5.15 bis 0.30 und sonntags von 8 bis 23 Uhr gebucht werden. Außerdem gibt es eine telefonische Service-Hotline im Peter-Rantzau-Haus, die mit rund 14.000 Euro jährlich zu Buche schlägt. Besitzer von HVV-Tickets können den Shuttleservice gegen den Aufpreis von einem Euro (Einzelfahrt), fünf Euro (Wochenkarte) oder 15 Euro (Monatskarte) nutzen.

Die Entscheidung über einen Weiterbetrieb muss Mitte Juli fallen

Die barrierefreien Autos mit sechs Sitzplätzen sollen den Busverkehr auf der sogenannten „letzte Meile“ ergänzen. Unterwegs nehmen sie auch weitere Fahrgäste mit ähnlichem Ziel mit. Die Zahl der Kunden ist seit dem Start mitten in der Corona-Pandemie stetig gestiegen. Im Januar dieses Jahres wurde mit fast 6800 Passagieren der bisherige Rekord gezählt. Große Hoffnungen für den On-Demand-Verkehr setzen die Verantwortlichen ins autonome Fahren. So testet HVV hop bis Mitte 2027 in Hamburg-Harburg eine gemischte Flotte aus 20 autonom und 28 manuell gesteuerten Fahrzeugen. Der Einsatz würde die Personalkosten deutlich sinken lassen.

Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Wenn die HVV-Hop-Elektroautos des englischen Herstellers LEVC auch im Januar 2025 noch durch Ahrensburg rollen sollen, drängt die Zeit. Nach der Abstimmung im Bau- und Planungsausschuss müsste die Stadtverordnetenversammlung am Montag, 15. Juli, final zustimmen. Denn im Anschluss sind Sommerferien, sodass die Stadtverordneten erst wieder am 23 September zusammenkommen.

Bau- und Planungsausschuss Ahrensburg, Mi 3.7., 19 Uhr, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9