Ahrensburg. Aus für die Elektro-Shuttles in Ahrensburg schien trotz Fahrgastrekord besiegelt. Kann ein neues Förderprogramm das Angebot doch noch retten?

Das Aus für HVV hop in Ahrensburg zum Ende des Jahres schien besiegelt. Zu teuer sei ein Weiterbetrieb der On-Demand-Shuttles, befanden die Stadtverordneten und strichen dem Projekt mit dem Beschluss des Haushaltes im Februar die Mittel. Nun die überraschende Wende: Die Fortführung des Angebots ist doch wieder eine Option. Grund ist ein neues Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums.

„Dieses Programm wurde kurzfristig aufgelegt und ermöglicht eine Förderung in Höhe von bis zu 65 Prozent der Kosten mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2026“, informierte Ahrensburgs Bauamtsleiter Peter Kania am Mittwoch im Bau- und Planungsausschuss. Bei einer Bewilligung könnten die Kosten der Stadt für den Weiterbetrieb von HVV hop somit erheblich reduziert werden.

HVV hop in Ahrensburg: Neues Förderprogramm könnte Aus für Shuttleservice abwenden

Mit dem Förderprogramm mit dem Titel „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ (DkV) unterstützt das Bundesverkehrsministerium „nachhaltige Mobilitätslösungen in ländlichen und städtischen Räumen“. Antragsberechtigt sind alle Städte und Gemeinden, Landkreise, kommunale Unternehmen und Zweckverbände sowie Verkehrsverbünde.

„Die Richtlinie wurde erst im Mai veröffentlicht“, sagt Ahrensburgs Mobilitätsmanager Steffen Pollmann. Die Auswahl der geförderten Projekte erfolge in einem zweistufigen Verfahren. „Bereits bis zum 17. Juni müssen wir eine Projektskizze einreichen.“ Daran arbeite die Verwaltung zurzeit mit externer Unterstützung. Anschließend müsse bis Mitte Juli der vollständige Förderantrag eingereicht werden, sollte das Projekt es in die engere Auswahl schaffen.

Im besten Fall würde der städtische Anteil auf unter 300.000 Euro im Jahr schrumpfen

„Es ist keinesfalls sicher, dass wir eine Förderung bekommen“, betont Pollmann. Und auch wenn man eine Zusage erhalte, sei die Höhe des Zuschusses schwer abzusehen. Im besten Fall schrumpfe der städtische Anteil auf unter 300.000 Euro im Jahr bei Beibehaltung des bisherigen Leistungsangebots, „vielleicht sogar deutlich darunter“, so der Mobilitätsmanager.

Die Elektro-Shuttles von HVV hop, die von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betrieben werden, fahren in Ahrensburg seit Dezember 2020, zunächst noch unter dem Namen Ioki. Seit dem Start des Pilotprojektes haben die fünf im Stadtgebiet eingesetzten Wagen rund 190.000 Fahrgäste befördert. Besitzer eines gültigen HVV-Tickets können den Shuttleservice gegen den Aufpreis von einem Euro (Einzelfahrt), fünf Euro (Wochenkarte) oder 15 Euro (Monatskarte) nutzen.

Aktuell zahlt Ahrensburg im Jahr 310.000 Euro für die fünf eingesetzten Shuttles

Gedacht ist das Angebot als Ergänzung zum Busverkehr für die sogenannte „letzte Meile“. Die Wagen können per App auf dem Smartphone vorab gebucht werden. Entweder der Startpunkt oder das Fahrtziel muss eine öffentliche Bushaltestelle oder ein hop-Haltepunkt sein. Es ist möglich, dass die Shuttles unterwegs andere Fahrgäste mit ähnlichem Ziel einsammeln. Die Autos haben sechs Sitzplätze und sind montags bis freitags von 4.30 bis 0.30 Uhr, sonnabends von 5.15 bis 0.30 Uhr und sonntags von 8 bis 23 Uhr unterwegs.

Im ersten Jahr wurden die Kosten komplett von dem damaligen Förderprogramm Reallabor Hamburg übernommen. Seit 2022 zahlt der Bund einen jährlichen Zuschuss von rund 320.000 Euro, der aber im Dezember ausläuft. Auf Ahrensburg entfallen aktuell rund 310.000 Euro jährlich. Die restlichen 170.000 Euro trägt der Kreis Stormarn. Diese Summe spart er an anderer Stelle im städtischen Busverkehr in Ahrensburg ein, da einige Linien durch das HVV-hop-Angebot reduziert wurden.

Bisheriges Förderprogramm des Bundes läuft Ende dieses Jahres aus

Doch die Bundesförderung aus dem Projekt ÖVerKAnT („Stärkung des Öffentlichen Verkehrs. Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“) läuft zum 31. Dezember dieses Jahres aus. Allein wollen Ahrensburgs Stadtverordnete die Kosten für die Fortsetzung nicht tragen. Die Politiker strichen die für den Weiterbetrieb von 2025 bis 2027 vorgesehenen Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro aus dem Haushalt.

Die Stadt Ahrensburg hatte bereits im Juni 2023 beantragt, dass der Kreis den On-Demand-Verkehr als Bestandteil des ÖPNV-Angebots weiterführt und analog zum Buslinienverkehr finanziert. Das hat der Verkehrsausschuss des Kreistags inzwischen abgelehnt. Die Politiker wollen lieber in einen Ausbau des Angebotes im Bediengebiet Brunsbek-Lütjensee-Trittau investieren, wo HVV hop ebenfalls seit Ende 2020 fährt. In der ländlichen Gegend sei die Anbindung an das Busnetz deutlich schlechter als in Ahrensburg.

Durchschnittlich nutzen rund 6000 Fahrgästen im Monat den Shuttleservice

Die Ahrensburger Verwaltung machte sich dennoch für eine Fortführung in der Schlossstadt stark, betont die Bedeutung für die Mobilitätswende und die stetig steigende Nutzerzahl. Laut VHH zählt der Service inzwischen im Durchschnitt rund 6000 im Monat. Der Januar 2024 sei mit 6800 Fahrgästen sogar der bisherige Rekordmonat gewesen, so Ahrensburgs Mobilitätsmanager Pollmann.

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Mit zwei U-Bahn-Stationen und seinen Bahnhöfen an der Bahnlinie Lübeck–Hamburg sei Ahrensburg bestens angebunden an die beiden Hansestädte und durch das Stadtbussystem zudem innerstädtisch sehr gut vernetzt. „Das erleichtert den Verzicht auf die Nutzung des privaten Autos und hilft, Lärm- und CO2-Emissionen spürbar zu reduzieren“, so Pollmann.

Rund 40 Prozent gaben in Befragung an, wegen HVV hop auf Autofahrt zu verzichten

Ein Problem gebe es unterdessen oftmals auf der ersten und letzten Meile. HVV hop helfe, diese Lücke zu schließen, insbesondere mit Blick auf Schichtarbeiter und Teilzeitbeschäftigte. „Wenn der Weg zur nächsten Haltestelle womöglich zu lang und zu dunkel ist, steigt die Versuchung, doch das eigene Fahrzeug zu nutzen und auf den ÖPNV zu verzichten“, sagt Pollmann. Verstärkt nutzten zudem durch die Öffentlichkeitsarbeit des Seniorenbeirates auch ältere Menschen das Angebot.

Als beliebteste Strecke habe sich die Route zwischen dem U-Bahnhof West und dem Gewerbegebiet Nord/Beimoor herauskristallisiert. Eine Fahrgastbefragung im Herbst 2023 hatte ergeben, dass 60 Prozent der Befragten HVV hop mit klassischen Verkehrsmitteln des ÖPNV kombinieren. Rund 40 Prozent gaben an, mit der Nutzung eines der fünf bislang eingesetzten Shuttles eine Autofahrt ersetzt zu haben. 60 Prozent nutzten den Service für den Weg zur Arbeit, 40 Prozent für diverse Freizeit- und Versorgungsanlässe.

Verwaltung prüft höheren Ticketzuschlag und Reduzierung des Bediengebietes

Um das Angebot zu retten, hatte die Ahrensburger Verwaltung unter anderem eine Erhöhung des Ticktzuschlags und eine Reduzierung des Bediengebietes, das derzeit das gesamte Stadtgebiet sowie den Ammersbeker Ortsteil Daheim umfasst, geprüft. Dadurch könnte die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge und Fahrer reduziert werden, so die Idee. Sollte Ahrensburg die Förderung bekommen, wären Leistungskürzungen möglicherweise gar nicht nötig.

Ob HVV hop nun doch eine Zukunft in Ahrensburg hat, darüber entscheiden letztlich die Stadtverordneten. In einer ersten Reaktion begrüßten die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses die Bemühungen der Verwaltung. Ein belastbares Stimmungsbild, ob es unter den neuen Bedingungen eine Mehrheit für eine Fortführung des Angebots gibt, ließ sich aber noch nicht erkennen.