Norderstedt. Haushaltsdebatte in Norderstedt: Beliebte autofreie Veranstaltung bleibt für 2025 gestrichen. Wie kommerziell darf ein Fest sein?

Vermutlich war es der finale Versuch, eine beliebte Großveranstaltung in Norderstedt zu retten: Im Rahmen der Debatte in der Stadtvertretung um den Nachtragshaushalt haben Bündnis 90/Die Grünen ein weiteres Mal dafür geworben, auf den letzten Drücker doch die Finanzierung für das autofreie Ulzburger Straßenfest in den Etat mit aufzunehmen. Im November war dies durch eine politische Mehrheit aus CDU, SPD und FDP gestrichen worden. Eine Kehrtwende gab es so kurz vor Weihnachten aber nicht.

„Wir hatten ein kleines, feines Fest“, so Marc-Christopher Giese, Fraktionschef der Grünen, „dort konnten Familien hingehen, Verbände und Vereine haben sich getroffen, da ging es nicht um Kommerz“. Er beantragte, die ursprünglich vorgesehenen 190.000 Euro wieder zu berücksichtigen in der Planung für 2025. Schon in diesem Jahr hatte es lediglich eine sehr reduzierte Variante gegeben, der Grund war ein spät beschlossener Doppelhaushalt, was wiederum zu wenig Zeit ließ, um die nötigen Aufträge auszuschreiben und zu vergeben.

Rettung des Ulzburger Straßenfestes in Norderstedt: Grüne blitzen erneut ab

Die Resonanz der Besucher war verhalten, das bunte Treiben früherer Jahre fehlte, auch das Konzept einer langen Picknick-Tafel scheiterte. Und daher entschied der zuständige Umweltausschuss: Das Straßenfest, in der Vergangenheit mit Zehntausenden Gästen und stets Teil der Europäischen Mobilitätswoche, wird es nicht mehr in der früheren Form geben. Einzig 20.000 Euro verblieben im Haushalt, aber eher für kleinere Quartiers-Veranstaltungen.

Katrin Fedrowitz (SPD) sagte, warum ihre Fraktion bei ihrem Standpunkt blieb: „Wir sind nochmal in uns gegangen, werden das Autofreie Straßenfest weiterhin ablehnen.“ Zur Erinnerung: Die Sozialdemokraten hatten ihrerseits kürzlich eine Initiative gestartet, damit eine Renaissance des klassischen Stadtfestes in Norderstedt seitens der Verwaltung geprüft werde. Auch das war nicht mehrheitsfähig.

„Fast die Hälfte der 190.000 Euro ist für Absperrmaßnahmen“

Dieses würde man weiterhin bevorzugen, so Fedrowitz. Beim Ulzburger Straßenfest hätten sich „immer weniger Vereine und Verbände beteiligt, die Abstände zwischen den Ständen wurden immer größer, der Mobilitäts-Charakter geriet immer mehr in den Hintergrund“.

Auch die CDU bewegte sich nicht. „Fast die Hälfte der 190.000 Euro ist für Absperrmaßnahmen“, so Stadtvertreter Lars Krückmann. „Das hat derartige Ausmaße angenommen, dass es nicht mehr mit vernünftigen Kosten zu handeln ist.“ Zudem sei das Fest „nicht nachhaltig“, unter anderem, weil auswärtige Besucher mit dem Auto kämen. Die Fraktion will eher „quartiersnahe Lösungen“, es müsse „nicht immer bombastisch sein“.

Mehr aus der Region

Norderstedt: „Am Schmuggelstieg haben wir ein dreitägiges Weinfest, da zahlt die Stadt keinen Euro“

Tobias Mährlein (FDP) mokierte sich ein wenig über die Feststellung, das Ulzburger Straßenfest sei nicht kommerziell. Seine Argumentation: Die 190.000 Euro seien Steuergeld. „Am Schmuggelstieg haben wir ein dreitägiges Weinfest, da zahlt die Stadt keinen Euro, die Veranstalter müssen für die Fläche an die Stadt zahlen.“

Nur Sonja Gebert (WiN/Freie Wähler) sprang den Grünen bei. „Das Ulzburger Straßenfest haben 20.000 Menschen besucht, es sind viele Leute von außerhalb gekommen, Nachbarn und Verwandte haben sich getroffen. Man muss auch mal gemeinsam feiern können.“ Doch das Votum war eindeutig, mit 38-Neinstimmen bleibt es dabei: Für ein großes autofreies Straßenfest gibt es auch 2025 kein Geld.

Marc-Christopher Giese bedauerte diese Entscheidung anschließend: „Anders als bei einem Stadtfest, das viel teurer wäre, wofür wir keinen wirklich gut geeigneten Platz haben und welches in der Vergangenheit Vermüllung und Probleme durch übermäßigen Alkoholkonsum verursachte, hätten wir mit dem Autofreien Fest in der Ulze ein identitätsstiftendes Event für Norderstedt gehabt, das Gelegenheit zum Kennenlernen, zu Austausch und nachbarschaftlichem Miteinander geboten hätte und gerade durch seinen nicht kommerziellen, familienfreundlichen Charakter auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel attraktiv gewesen wäre.“