Norderstedt. Das beliebte Event war diesmal ein „White Picknick“ mit stark reduziertem Programm. Das sorgte bei vielen Gästen für Enttäuschung.
Wenigstens die Sonne schien, und es regnete nicht. Denn sonst hätte man noch argumentieren können, dass das sonst so beliebte „Alternative Autofreie Straßenfest“ entlang der Ulzburger Straße von der Waldstraße bis zum Steindamm „ins Wasser fiel“. Doch die Feiermeile, ausgerichtet von den anliegenden Geschäften mit der Stadt Norderstedt, musste offenbar in diesem Jahr etwas anders gestaltet werden. Keine Samba-Gruppe mit ihren pittoresken Tänzerinnen und Tänzern und den mitreißenden Rhythmen. Keine Kulturvereine, die ihr Können präsentierten, keine Charity-Clubs, die für Gutes mit allerlei Spaß und Spiel gutes Geld sammelten.
Schon die Planung für das „Ulze-Fest“ 2024 sorgte für Unmut. Voraus ging erst ein Streit ums Geld, das die politischen Gremien der Stadt wegen des lange nicht abgesegneten Haushalts nicht rausrücken konnten. Oder nicht wollten. Dann sollte eine Baustelle auf der Meile eingerichtet werden. Die aber kam dann doch nicht. Doch es kam auch niemand, der die Lücke dann doch noch füllte.
Ulzburger Straße: Autofreies Fest fällt beim Publikum durch
Zurück blieb die abgespeckte Lösung eines „White Picknick“. Eine charmante Lösung. Die aber vom Publikum nicht angenommen wurde. Zwar stellten die Veranstalter auf der gesamten Strecke mit weißen Tüchern gedeckte Biertisch-Garnituren auf. An denen aber nahm kaum jemand Platz. Ratlos guckten viele Besuchende die weißen Tische an und schlenderten weiter. Vom Steindamm zur Waldstraße. Oder umgekehrt.
Das ging schnell, denn viel zu sehen gab es nicht, außer ein paar Nachbarn, ein paar Musikanten, darunter zwei Bänkelsänger mit Dudelsack und Trommel und ein enttäuschter Drehorgel-Spieler Josef Jäger. Er freute sich aber, dass die Kinder einmal nicht aufs Handy starrten, sondern seinen Leierkasten begutachteten, Fragen stellten und sogar zu seiner Musik tanzten. Platz genug hatten sie diesmal ja auf der autofreien Ulzburger Straße.
Kasperletheater fand sein Publikum, der Dudelsackspieler nicht
Gut besetzt waren indes die kleinen Stühle vor dem Kasperletheater Hoppe aus Kappeln. „Seid ihr alle da?“ krähte der Kasper. „Jaaa!“ krähte es begeistert zurück, während der Dudelsack-Spieler und der Trommler wenige Meter weiter mit „Was wollen wir trinken, sieben Tage lang?“ leicht verzweifelt um Publikum buhlten.
Rar waren sogar die beliebten Info-Stände, beispielsweise über Nachhaltigkeit, Ressourcen-Sparen und Müllvermeidung. „Das Fest lebt von der Beteiligung vieler Interessengruppen“, hieß es vorab von den Veranstaltenden. Doch die „vielen Interessengruppen“ waren irgendwie nicht vorhanden.
Besucherin Elke Wulff: „Ich habe mir das schöner vorgestellt“
Einzig vor der Bäckerei Nitt waren die Tische und Stühle dicht besetzt. „Das Fest ist in diesem Jahr gewöhnungsbedürftig“, sagte Gast Jürgen Wulff enttäuscht. „Ich habe mir das schöner vorgestellt“, ergänzte seine Ehefrau Elke Wulff. „Hier fühlen wir uns wohl, aber sonst war wirklich mehr los“, sagten Edda und Hardi Hartmann, Rita und Erhard Wulff.
„Wir sind wie jedes Jahr extra aus Ahrensburg gekommen, weil es immer so ein schönes Fest war, aber diesmal sind wir enttäuscht“, sagten Hanno und Jana Thiessen aus Ahrensburg. Auch die Norderstedterin Margot Bankonin und ihre Familie saßen etwas verloren an einem weiß gedeckten Tisch.
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Es gab aber auch Lob. „Das ist schön, dass die Tischdecken aus Stoff sind“, freuten sich Sylvana Zahn, Renate Baasner, Ralf Schütt, Dagmar Mund und Claudia Rademacher, prosteten sich mit einem Glas Wein zu und hofften: „Vielleicht wird es ja nächstes Jahr wie es früher einmal war.“