Norderstedt. Übungsleiter bekamen nach Monaten endlich ihr Geld. Warum der Verein zahlen konnte, obwohl Kreditverhandlungen mit der Bank stocken.

Die 1800 Mitglieder des drittgrößten Sportverein der Stadt können aufatmen: Der 1. SC Norderstedt, der seine Übungsleiter monatelang nicht bezahlen konnte und diese mehr als einmal um Verständnis und Geduld bitten musste, ist wieder liquide. Laut Geschäftsführer Christoph Blöh haben bis auf 15 von 94 Honorarkräften ihr Geld bis einschließlich Juni bekommen. Die für Juli und August ausstehenden Beträge sollen in den kommenden Tagen überwiesen werden.

Im März hatte der SCN-Vorstand die finanzielle Schieflage des Clubs begründet. Als Ursachen wurden ein beträchtlicher Mitgliederschwund wegen der Corona-Pandemie mit Einnahmeverlusten von 120.000 Euro, explodierende Energiekosten wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sowie eine ungewöhnlich späte Überweisung des Zuschusses der Stadt Norderstedt für das Jahr 2022 genannt.

Finanzkrise 1. SC Norderstedt: Gerüchteküche brodelte monatelang

Das Herzstück des 1. SC Norderstedt: der Sportpark Scharpenmoor.
Das Herzstück des 1. SC Norderstedt: der Sportpark Scharpenmoor. © Frank Best | Frank Best

Obwohl sich die Vereinsverantwortlichen um Transparenz bemühten, im Mai während einer Delegiertenversammlung im Sportpark Scharpenmoor und im Juni im Norderstedter Rathaus dem Ausschuss für Schule und Sport Rede und Antwort standen, hörte die Gerüchteküche nicht auf zu brodeln. „Besorgte und ärgerliche Mitglieder des 1. SC Norderstedt“ machten ihrem Unmut in anonymen Schreiben Luft, warfen dem Vorstand „Täuschung in großem Umfang“ vor, brachten sogar die Insolvenz des SCN sowie die Übernahme des Sportparks Scharpenmoor durch die Firma Tesa für ihre Betriebssportsparte ins Spiel.

Letzteres wurde von Henrike Riemann aus dem Presseteam des Unternehmens („Wir können die von Ihnen aufgeworfenen Frage in keiner Weise bestätigen“) sowie von Christoph Blöh („Das war nie ein Thema“) dem Abendblatt gegenüber energisch dementiert.

Stadt Norderstedt hilft Verein aus der Patsche

Dass der 1. SC Norderstedt finanziell wieder flüssig ist, ist vor allem der Stadt Norderstedt zu verdanken. Politik und Verwaltung machten die ungewöhnlich schnelle Zahlung des Zuschusses für 2023, bei dem es sich um einen hohen fünfstelligen Betrag, handelt, möglich. „Dafür sind wir außerordentlich dankbar, das hat uns sehr geholfen“, so Blöh. Unter normalen Umständen wäre die Summe erst im Dezember auf dem Konto gewesen. Hinzu kommen noch ausstehenden Übungsleiterzuschüsse vom Kreissportverband Segeberg, die Rückkehr des SCN in ruhiges Fahrwasser ist somit gesichert.

Allerdings gibt es noch immer keine Einigung mit der Norderstedter Bank über ein erhofftes Darlehen in sechsstelliger Höhe, was aktuell allerdings keine existenzielle Bedrohung ist. „Die Verhandlungen sind ins Stocken geraten“, sagt Christoph Blöh, der sich darüber ein wenig wundert. „Wir haben den von Bank geforderten Bürgen gefunden und außerdem alle Unterlagen geliefert, die wir liefern mussten. Seitdem hat sich nichts mehr getan, aber wir bleiben im Gespräch.“

Finanzkrise 1. SC Norderstedt: Neue Beitragsstruktur ist in Arbeit

Fortschritte macht derweil eine aus zwölf Vereinsmitgliedern bestehende Gruppe, die den Auftrag hat, eine zukunftstauglich, transparente, soziale und gerechte Beitragsstruktur für den SCN zu erarbeiten. Es gibt bereits ein konkretes Konzept, das im Oktober oder November auf einer außerordentlichen Delegiertenversammlung präsentiert werden soll und möglicherweise am 1. Januar 2025 in Kraft treten könnte.

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Eine Veränderung gibt es schon jetzt im siebenköpfigen Präsidium des 1. SC Norderstedt: Michael Schulze ist auf eigenen Wunsch aus dem Gremium ausgeschieden. Sein vakanter Posten wird bis zur nächsten regulären Delegiertenversammlung kommissarisch besetzt.