Norderstedt. Sportverein verhandelt mit Bank und will „Schreckensszenario“ abwenden. In defizitären Sparten würde der „Gürtel enger geschnallt“.

Jörg Rau und Christoph Blöh haben sicherlich schon angenehmere Termine als den Besuch im Ausschuss für Schule und Sport im Norderstedter Rathaus wahrgenommen. Dort gaben der Vorsitzende und der Geschäftsführer des 1. SC Norderstedt als geladene Gäste unter Tagesordnungspunkt sieben der Politik, der Verwaltung, Vereinsmitgliedern und Bürgern einen Einblick in die aktuelle Situation beim in finanzielle Schieflage geratenen SCN.

Die beiden Funktionäre wiederholten in ihren Statements noch einmal das, was schon allgemein bekannt ist: dass Übungsleiter schon seit Monaten auf ihre Honorare warten, die Kündigungswelle von 500 Mitgliedern wegen der Corona-Pandemie (geschätzter Einnahmeverlust: 120.000 Euro) sowie die nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine explosionsartig gestiegenen Energiepreise (110.000 Euro im Jahr 2023 gegenüber 60.000 Euro im Jahr 2022) den 1. SC Norderstedt massiv getroffen haben.

1. SC Norderstedt: Sportverein verhandelt mit Hausbank über Darlehen

Jörg Rau („Ja, wir haben zurzeit ein Problem mit der Liquidität“) machte gar nicht erst den Versuch, um den heißen Brei herumzureden, der 1. SC Norderstedt verhandele mit seiner Hausbank über ein Darlehen. „Wir führen aussichtsreiche Gespräche, es geht um einen sechsstelligen Betrag“, so Geschäftsführer Christoph Blöh.

Ehe das Geldinstitut die Entscheidung über eine Zusage trifft, will es allerdings noch den Jahresabschluss des Vereins für 2023 sehen. Blöh: „Der ist noch nicht ganz fertig, die Zahlen werden aber zeitnah von unserem Steuerberater geliefert.“ Sollte das aus Sicht der Clubverantwortlichen eher unwahrscheinliche Schreckensszenario eintreten, dass der SCN die erhoffte Geldspritze nicht bekommt, müsse mit der Stadt geredet werden.

Clubchef und Geschäftsführer informieren Ausschuss für Schule und Sport

Das Führungsduo präsentierte dem Ausschuss für Schule und Sport einige Ideen, wie der 1. SC Norderstedt – eine gesunde finanzielle Basis vorausgesetzt – handlungs- und und vor allem zukunftsfähig gemacht werden kann. So soll generell der Gürtel enger geschnallt, vor allem in den Abteilungen, die erheblich defizitär arbeiten, Kosten gespart werden. Allerdings nicht mit dem Hintergedanken, das Angebot des Vereins auszudünnen. „Wir wollen den gesamten Sportbetrieb aufrechterhalten“, sagt Christoph Blöh, „wie das geschafft werden kann, muss in internen Gesprächen geklärt werden.“

Gesprächsbedarf herrsche zudem bezüglich einer Reform der Spartenbeiträge, die im Gegensatz zu den Grundbeiträgen noch nicht zum 1. Juni erhöht worden sind. Es sei schon länger geplant, dass eine Arbeitsgruppe den Tarifdschungel mit je 32 Varianten für Kinder und Erwachsenen durchleuchtet und die unübersichtlichen Strukturen verschlankt.

1. SC Norderstedt: In puncto Kommunikation ist viel Luft nach oben

Luft nach oben gebe es zudem im Bereich der vereinsinternen Kommunikation. Symptomatisch: Diverse Mitglieder fühlten sich zuletzt vom Vorstand schlecht oder gar nicht über die heikle Lage beim 1. SC Norderstedt informiert. Geschäftsführer Blöh kritisierte seinerseits, dass nicht der direkte Kontakt mit ihm oder der Geschäftsstelle gesucht worden sei, niemand hätte dort Auskünfte erbeten, es werde viel zu viel via Flurfunk über den Club geredet. Am Ende stand in der Ausschusssitzung seine Aussage gegen die des Übungsleiters Werner Bielefeld. Dass es auch anders geht, demonstrierten beide einen Tag später, als sie sich telefonisch unterhielten und aussprachen.

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Interessante Gedankenspiele gibt es hinsichtlich der Räumlichkeiten des Sportparks Scharpenmoor. Der zurzeit nicht verpachtete Gastronomiebereich könnte in einen zusätzlichen Multifunktions-Sportraum umgebaut, das letzte noch vorhanden Tennisfeld anders als bisher genutzt werden.

Jörg Rau und Christoph Blöh äußerten sich auch zum Thema Übungsleiterhonorare, dem größten Aufreger der vergangenen Wochen. Zum jetzigen Stand sind die Zahlungen für März, April und Mai noch offen. Diese sollen – wenn sich die finanzielle Situation beim SCN entspannt hat – so schnell wie möglich nachgeholt werden. Dabei helfen werden mit Sicherheit die Übungsleiterzuschüsse des Kreissportverbandes Segeberg in Höhe von 27.000 Euro, die in diesem Monat beantragt werden und im August fließen.