Norderstedt. Hamburg hat die Uwe-Seeler-Allee. Der Wohnort Norderstedt der HSV-Legende hat – nichts. Was Ilka Seeler, die Familie und Freunde sagen.
60 Jahre seines Lebens verbrachte Fußball-Legende Uwe Seeler mit Frau Ilka und Kindern in Norderstedt. Der Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft und HSV-Held, der für seinen Verein in 476 Spielen 404 Tore erzielte, ist also auch untrennbar mit der Stadt verbunden. Doch immer noch gibt es in der Stadt keine öffentlich sichtbare Würdigung des am 21. Juli 2022 im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Norderstedt verstorbenen „Uns Uwe“.
Politisch diskutiert wurden Straßenumbenennungen oder die Aufstellung eines Uwe-Seeler-Denkmals. Der Norderstedter Bildhauer Thomas Behrendt hatte sich mit einer bereits fertigen Idee für eine Statue ins Gespräch gebracht. Und auch HSV-Vereinspräsident Marcell Jansen sprach sich für eine Ehrung Seelers in Norderstedt aus. Doch geschehen ist seit Monaten nichts weiter.
„Trauerspiel“: Keine Ehrung für HSV-Legende Uwe Seeler in Norderstedt
Als die Stadt Hamburg vor ein paar Tagen die Sylvesterallee am Volksparkstadion in Uwe-Seeler-Allee umbenannt hatte und der HSV als Postanschrift, in Anlehnung an die Rückennummer Seelers, die Hausnummer Neun bekam, äußerten sich nun zum ersten Mal Seelers Witwe Ilka und der Schwiegersohn Mete Öztunali über die Situation in Norderstedt.
Bei dem kleinen Festakt direkt am Bronze-Fuß von Uwe Seeler vor dem Volksparkstadion, hielten sich aber beide mit Forderungen an die Stadt Norderstedt zurück: „Wir sind halt so, und auch Uwe war immer so, dass wir nichts einfordern. Wenn irgendjemand auf uns zukommt, dann reagieren wir. Wir sind aber nicht in der Position, dass wir sagen, ihr müsst nun aber dieses und jenes tun“, sagte Öztunali. Ilka Seeler hat keine Idee, wie eine Ehrung in Norderstedt aussehen könnte: „Im Moment fällt mir nichts Dolles ein, was man in Norderstedt machen könnte. Noch eine Hausnummer Neun zu vergeben, geht ja nicht. Das ist vorbei.“
Kritik kommt von Sportreporter Dieter Matz
Der langjährige Abendblatt-Sportreporter Dieter Matz und Freund der Familie Seeler äußert hingegen Kritik: „Hamburg hat es mit der Straßenumbenennung vorgemacht. Was in Norderstedt passiert, ist ein Trauerspiel. Ich war kurz nach Uwes Tod mit der jetzigen Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder bei Ilka Seeler zu Hause. Damals war die Rede davon, dass es einen Uwe-Seeler-Kreisel geben sollte. Bis heute hat sich aber nichts getan. Das finde ich beschämend.“
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Gemeint ist der Kreisverkehr auf der Kreuzung Ulzburger und Marommer Straße, direkt vor dem HSV-Gelände und unweit von Seelers Haus. Immer wieder wurde die Idee geäußert, dort eine Statue oder Skulptur von Uwe Seeler zu errichten. „Es gab auf jeden Fall diese Gedankenspiele. Und es wurde auch darüber gesprochen. Die Politik hatte sich, soweit ich weiß, auch schon geeinigt. Woran es nun genau hakt, kann ich nicht sagen“, sagt Gunnar Becker, Vorsitzender des Hauptausschusses der Stadt Norderstedt.
Uwe-Seeler-Denkmal: Steinbildhauer hat Vorschlag
An einer Idee für eine Seeler-Skulptur hakt es auf jeden Fall nicht. Der Norderstedter Steinbildhauer, Künstler und Dozent Thomas Behrendt war als HSV-Fan und Seeler-Verehrer im Frühjahr proaktiv an die Sache herangegangen und hatte mit dem Entwurf einer 25 Zentimeter großen Ton-Figur von „Uns Uwe“ begonnen. „Das Modell habe ich fast fertig“, sagt Behrendt, der sich zurzeit in Südtirol aufhält. „Wenn ich Mitte August wieder zurück in Norderstedt bin, könnte es auch in Bronze gegossen werden. Das wird allerdings ein wenig Geld kosten. Ich weiß ja gar nicht, wer so etwas letztlich entscheiden muss.“
Kontakt seitens der Verwaltung zu Behrendt habe es zuletzt nicht gegeben. „Im Frühjahr hieß es, der Haushalt müsste erst noch beschlossen werden. Aktuell sei kein Geld für so eine Skulptur vorhanden. Auch von der Familie Seeler habe ich nichts gehört. Sie können aber gerne bei mir in meiner Werkstatt auf dem Bauspielplatz einmal vorbeischauen und sich die Skulptur angucken. Wir können auch gerne zusammen einen Entwurf machen. Da würde ich mich natürlich nach den Wünschen der Familie richten“, sagt Behrendt. Käme eine entsprechende Anfrage, würde er eine Skulptur von Uwe Seeler in Lebensgröße (1,70 Meter) fertigen.
Ganz gleich, wie die Geschichte einer möglichen Ehrung für ihren Mann in Norderstedt ausgehen wird – Ilka Seeler fordert ganz dringend etwas ganz anderes. Und zwar vom HSV: „Die sollen endlich wieder in die Bundesliga aufsteigen. Das würde ich mir wünschen.“