Norderstedt. HSV-Vereinspräsident im Abendblatt-Gespräch über Breitensport, die Hauenschildt-Anlage und die Frage, wie lange er noch kicken möchte.
Marcell Jansen (38) kann mit allen Bällen was anfangen. Am meisten natürlich mit dem Fußball. Aber als Präsident des HSV e. V. liegt ihm zum Beispiel auch der Nachwuchs der Hockey-Spielerinnen und -spieler am Herzen, die kürzlich in Norderstedt das traditionsreiche Jugendturnier, den „Rautini-Cup“ ausgetragen haben. Am Rande des Hockey-Feldes auf der Paul-Hauenschild-Anlage des HSV in Norderstedt traf das Abendblatt den ehemaligen Nationalspieler und HSV-Profi zum Gespräch.
Zur Person: Marcell Jansen bestritt in seiner Karriere als Fußballprofi 242 Bundesligaspiele für den FC Bayern München, Borussia Mönchengladbach und, in der Zeit von 2008 bis 2015, auch 152 Partien (20 Tore) für den Hamburger SV. Hinzu kommen zwischen 2005 und 2014 noch 45 Länderspiele (3 Tore) für die deutsche Nationalmannschaft.
HSV-Präsident Marcell Jansen: Herz für Breitensport
Sesshaft geworden ist der gebürtige Mönchengladbacher nach seiner aktiven Profikarriere in Hamburg. Seit dem 19. Januar 2019 ist Jansen Präsident des Hamburger SV e.V. Zwischenzeitlich war er von 2018 bis 2023 auch im Aufsichtsrat der HSV Fußball-AG tätig. Sein Herz gehört aber dem Breitensport. So kickt er seit Januar 2018 regelmäßig bei den 3. Herren des HSV.
Marcell Jansen, was macht es mit Ihnen, wenn Sie die Begeisterung aller Beteiligten hier auf der Sportanlage beim Rautini-Cup sehen?
Marcell Jansen: Ganz ehrlich, was will man mehr als Sportverantwortlicher und in meinem Fall als Präsident? Da sieht man auch den unglaublichen Aufwand, den die Ehrenamtlichen aber auch die Eltern immer wieder leisten. Das ist es aber doch, was den Sport ausmacht. Egal ob der Ball etwas größer, runder oder eckiger ist. Wir sind da sehr dankbar für.
Welchen Stellenwert hat denn so ein Jugendturnier für den HSV als Gesamtverein?
Einen sehr hohen. Hockey ist ja in Hamburg und um die Stadt herum sehr präsent. Uns geht es mit diesem Turnier auch darum, Kinder und Jugendliche in die Bewegung, in den Sport, zu bekommen. Der Rautini-Cup strahlt natürlich aus. Wenn man sich anschaut, dass die Teams aus ganz Deutschland und sogar aus Dänemark und den Niederlanden kommen. Das ist heutzutage ja nicht selbstverständlich. Wir sind immer noch in der Zeit nach Corona. Man sieht aber, dass wieder ein Stück weit Normalität und Freude einkehren.
Sie können aber vermutlich viel besser mit dem Fußball umgehen. Sie spielen nach wie vor für den HSV III, mit dem Sie gerade wieder in die Oberliga aufgestiegen sind. Und dann haben Sie mit den Rothosen auch noch den Pokal geholt. Im Finale gab es im Stadion an der Hoheluft ein spektakuläres 9:8 nach Elfmeterschießen ausgerechnet gegen den FC St. Pauli III. Sie wurde in der 80. Minute eingewechselt und haben anschließend auch einen Elfmeter verwandelt. Ist so ein Spiel für einen Ex-Profi und Nationalspieler trotzdem auch noch etwas Besonderes?
Landesliga-Meister und Pokalsieger: das war das Größte, was ich im Amateurbereich je erlebt habe. Das war die geilste Saison, die wir bislang hatten. Beim Pokalfinale haben wir ganz große Werbung für den Amateurfußball gesehen. Die beiden Fan-Lager haben sich hervorragend verkauft und super Stimmung gemacht. Es waren viele Familien mit Kindern dabei, die gefeiert haben. Die Anlage hat ganz schön gebebt.
Marcell Jansen bleibt auch mit 38 Jahren am Ball
Sie sind als Landesliga-Meister souverän vor Eintracht Norderstedt II in die Oberliga aufgestiegen. Was muss jetzt passieren, damit es nicht gleich wieder runtergeht?
Wir wollen in der Oberliga bleiben. Da gehören wir auch hin. Wir sind aber aufgrund der vergangenen Jahre, mit zwei Abstiegen, auch gewarnt. Daraus müssen wir lernen. Es geht natürlich dann darum, schnellstmöglich die nötigen Punkte zu sammeln und Stabilität in die Leistung zu bekommen.
Werden Sie denn im zarten Alter von 38 Jahren auch weiterhin die Stiefel für den HSV III in der Oberliga Hamburg schnüren?
Ja, ich bleibe am Ball. Vor allem auch was das Training angeht. Allerdings muss der Körper auch mitmachen. Da habe ich die letzte Zeit ein bisschen Glück gehabt. Ich hoffe, dass ich im Training dann auch den einen oder anderen Spieler unterstützen kann. Das ist es, worum es mir geht, Spaß zu haben und zu helfen. Darauf freue ich mich jetzt schon.
Neben dem HSV III spielt auch TuRa Harksheide in der kommenden Saison in der Oberliga Hamburg. Da kommen schöne Derbys auf Spieler und Fans zu!
Das ist doch toll. Man merkt, dass wieder viel mehr los ist auf den Sportstätten. Es ist schön, dass der Amateurfußball in Hamburg so einen hohen Stellenwert genießt. Da kommen wir doch alle her. Da hat alles einmal angefangen.
„Hauenschildt-Anlage ist Herzstück des HSV e. V.“
Wie sieht es denn mit der Paul-Hauenschild-Sportanlage hier in Norderstedt an der Ulzburger Straße aus? Welche Rolle spielt diese noch für den HSV?
Das ist unser Herzstück vom HSV e. V. Daher versuchen wir auch immer wieder, die Bedingungen hier zu verbessern. Wir können ja auch viele Sporttreibende aus Norderstedt hier willkommen heißen. Das ist uns sehr wichtig. Schließlich sind wir schon seit über 100 Jahren hier.
Mehr aus Norderstedt
- „Als Deutschland gegen die DDR 1:0 verlor, habe ich geweint“
- Bildungshaus Norderstedt: Eröffnung verzögert sich bis 2026
- Zwangsversteigerung Norderstedt: 10 Häuser unterm Hammer
Wie gestaltet sich der Austausch mit der Norderstedter Stadtverwaltung und den Norderstedter Sportvereinen?
Der Austausch ist immer sehr gut und respektvoll. Für uns ist es wichtig auch mit den ansässigen Sportvereinen in Kontakt zu treten. Es gibt keine Alleingänge von uns. Ich bin jetzt in meiner zweiten Amtszeit als Präsident des HSV e. V. Es macht mir sehr viel Spaß. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, aber ich finde wir als Vereine pflegen einen sehr guten Umgang miteinander. Wir müssen in Norderstedt alle zusammenhalten.
Auch fast zwei Jahre nach seinem Tod fehlt in Norderstedt immer noch eine Würdigung in welcher Form auch immer für Uwe Seeler. Sind Sie darüber überrascht?
Wir wissen, dass wir hier sozusagen in seinem Garten spielen. Bei uns in der Dritten ist das etwas ganz Besonderes gewesen. Es war auch immer wieder schön, wenn Uwe bei mir nachgefragt hat, wie denn unser Spiel gelaufen sei. Er hat sich für Oberliga und Landesliga sehr interessiert. Alles, was man machen kann, sollte man daher tun. Eine Ehrung hat auch bei uns in der Geschäftsführung einen hohen Stellenwert. Natürlich aber immer auch in Absprache mit der Familie Seeler.