Norderstedt. Bildhauer Thomas Behrendt will „Uns Uwe“ ehren und präsentiert seinen ersten Entwurf. Was die Oberbürgermeisterin dazu sagt.
- Der Norderstedter Bildhauer Thomas Behrendt möchte HSV-Legende Uwe Seeler ein Denkmal setzen.
- Der Künstler präsentiert bereits ein erstes Modell aus Ton.
- Die Stadt Norderstedt diskutiert seit dem Tod des Fußballers, wie man ihn in seiner Heimat ehren könnte.
Die wenigen Passanten, die an diesem sonnigen, aber kühlen Nachmittag über den Marktplatz in Henstedt-Rhen an der Norderstedter Straße schlendern, gucken ein wenig verdutzt. Ein älterer Herr im HSV-Trikot beugt sich gerade über die dort stehende Bronze-Skulptur mit dem Titel „Anschieben“. In den Händen hält er irgendeine Figur aus Knetmasse, die aussieht wie ein Fußballer.
Bei dem Mann handelt es sich um den freischaffenden Norderstedter Bildhauer Thomas Behrendt. Und was er da gerade in die Kamera des Fotografen hält, ist tatsächlich der erste Entwurf eines Fußballspielers aus Ton. Die Figur soll den am 21. Juli 2022 im Alter von 85 Jahren in Norderstedt verstorbenen Uwe Seeler vom Hamburger SV darstellen.
HSV-Idol Uwe Seeler wohnte „quasi um die Ecke“
Gerade erst hatte das Abendblatt über das zufällige Treffen von Thomas Behrendt mit Schwedens Königin Silvia während eines Bildhauer-Workshops in Österreich berichtet. Nun sorgt der 66 Jahre alte Kulturpreisträger der Stadt Norderstedt und des Kreises Segeberg schon wieder für Schlagzeilen. Denn er würde gerne eine lebensgroße Bronzestatur des HSV-Idols Uwe Seeler anfertigen: „Ich hatte von der Diskussion gehört, Uwe Seeler auch in Norderstedt ein Denkmal zu setzen, weil er hier ja viele Jahre gewohnt hat. Und es ist ja quasi bei meiner Werkstatt um die Ecke. Als Bildhauer juckt es einen dann natürlich. Ich finde es auch sehr spannend, Persönlichkeiten darzustellen.“
Den Ort des Treffens für Foto und Interview hat er übrigens ganz bewusst gewählt. Die lebensgroße Skulptur am Rhener Marktplatz stammt auch von Behrendt. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg hatte vor ein paar Jahren einen Kunstwettbewerb für diese Fläche ausgeschrieben. Das Thema lautete „Jung und Alt miteinander am Ort“. Behrendt erhielt den Zuschlag, schuf daraufhin eine lebensgroße Bronzestatur von einem Vater mit seinem Kind.
Uwe-Seeler Skulptur in Norderstedt: Figur aus Ton als Model
So etwas in der Art könnte er sich auch in Bezug auf Uwe Seeler vorstellen. Extra für den Foto-Termin mit dem Abendblatt hat er schon mal eine rund 25 Zentimeter große Figur aus Ton mitgebracht, welche er innerhalb von zwei Tagen angefertigt hat. „Ich war selbst überrascht, dass ich dieses Tonmodell in so kurzer Zeit hinbekommen habe“, lächelt Behrendt. Als Vorlage diente ihm dabei ein Foto von Uwe Seeler mit dem Ball am Fuß im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Davon hat er dann eine Skizze angefertigt. Statt des Bundesadlers hat Behrendt aber kurzerhand die HSV-Raute auf der Brust eingraviert.
„Das merkt später bestimmt keiner. Da die Figur ja für Norderstedt bestimmt ist, passt die Raute meiner Meinung nach besser“, schmunzelt der Künstler. „Ihn in einer spielerischen Situation zu zeigen, finde ich auch wesentlich spannender, als einen Fuß von ihm darzustellen. Denn er hat ja auch wahnsinnige Dynamik, Kraft und Energie in seinem Spiel gehabt. Viele Fotos von ihm haben auch so eine finale Situation. In dem Augenblick, wenn der Torschuss abgegeben wird, ist es ja auch immer das Ende einer Bewegung. Das wollte ich nicht so gern haben. Es gab aber nur wenige Aufnahmen, die ihn zeigen wo er ein bisschen dribbelt und versucht jemanden auszuspielen. Da weiß man nicht, was vorher war und was danach kommt. Wichtig ist natürlich auch, dass die Figur später in Lebensgröße (Uwe Seeler war 1,70 Meter groß, Anm. d. Red.) auf dem Boden gut verankerbar ist“, gibt Behrendt ein paar Einblicke in seine Motivauswahl.
HSV-Idol Seeler lebte seit 1959 in Norderstedt
Im Juli 2022 waren Bestürzung und Anteilnahme nach dem Tode des Ehrenspielführers der deutschen Nationalmannschaft auch in Norderstedt groß. Immerhin hat Seeler seit 1959 mit seiner Familie direkt an den HSV-Sportplätzen gewohnt und sich mit seiner Stiftung auch regelmäßig in der Stadt engagiert.
Auch wenn es seitens der Norderstedter Verwaltung und Politik in der Vergangenheit immer wieder einmal Diskussionen und Ideen gab, wie man Uwe Seeler in der Stadt gedenken könnte, ist bis heute noch nichts geschehen. Das bestätigte dem Abendblatt auch Mete Öztunali, Schwiegersohn der verstorbenen HSV-Legende. Man konnte aus seinen Worten durchaus eine gewisse Verwunderung und Enttäuschung darüber heraushören.
Seeler-Witwe Ilka hatte zuletzt 2023 den Wunsch einer Statue für ihr „Mäuschen“, wie sie ihren Gatten immer liebevoll genannt hatte, geäußert. Ein Stadt-Sprecher sagte auf Nachfrage vom Abendblatt, dass in den vergangenen Wochen und Monaten aufgrund des immer noch nicht genehmigten Doppelhaushaltes 2024/2025 auch keine Gespräche über ein Denkmal für Uwe Seeler geführt wurden.
Norderstedt: „Kreisel Marommer Straße beim HSV wäre geeignet“
„Es ist aber doch klar, dass wir als Stadt Norderstedt auf jeden Fall etwas tun werden. Im vergangenen Sommer habe ich mich diesbezüglich ja auch einmal mit Ilka Seeler getroffen. Der Kreisel an der Marommer Straße bei der HSV-Anlage wäre als Standort sicherlich gut geeignet. Was dort dann in welcher Form hinkommen könnte, ist noch völlig offen. Das muss aber eng mit der Familie Seeler abgestimmt werden. Außerdem möchte ich auch nicht den Gesprächen mit der Politik vorgreifen. Die muss letztlich auch darüber entscheiden“, erklärt Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder.
Zurück zu Thomas Behrendt. Rund sechs Monate würde es dauern, bis er eine lebensgroße Bronzefigur von Uwe Seeler fertig hätte. Die Kosten schätzt der Bildhauer dabei auf rund 10.000 Euro. „Ich will mir damit keine goldene Nase verdienen. Für mich wäre es eine große Ehre, wenn ich so eine Figur machen dürfte“, so Behrendt.
Der hat früher in den 1970er- und 1980er-Jahren übrigens auch selbst einmal Fußball gespielt. Als Stürmer bei den 3. Herren vom HSV Barmbek-Uhlenhorst: „Ich war zu schnell. Deswegen konnte ich nicht in die 2. Mannschaft. Die 3. Herren brauchten mich. Die hatten nämlich nur langsame Leute.“
HSV-Fan: Behrendt hat ebenfalls Fußball gespielt
Seinen Sturm-Kollegen Uwe Seeler hat er zwar nie live im Stadion spielen sehen, dennoch übte dieser schon auf den jungen Burschen Behrendt immer eine gewisse Faszination aus: „Er ist ein absolutes Vorbild gewesen. Er hat ja auch eine ähnliche Statur wie ich gehabt. Klein und gedrungen, aber trotzdem immer kraftvoll und mit Energie. Mir glauben viele auch gar nicht, dass ich Bildhauer bin und so große Steine wie zum Beispiel am Kreisel an der Berliner Allee machen kann. Ich habe Uwe Seeler immer bewundert. Er hatte auch diese Hartnäckigkeit und ist immer dran geblieben. Das kenne ich auch vom Arbeiten am Stein.“
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Bevor Behrendt nun aber loslegt mit „Uns Uwe“ in Lebensgröße, bräuchte er eigentlich einen Auftrag für diese Arbeit. Daher möchte er vorab auch unbedingt einmal mit der Familie Seeler und/oder der Stadt Norderstedt in Kontakt treten, um zu erfahren, wie diese zu seinem Projekt stehen. Sollte es auf Ablehnung stoßen, würde Behrendt das jetzige Tonmodell noch ein wenig ausarbeiten und es dann bei seinen Ausstellungen ins Portfolio mit aufnehmen.