Geesthacht. Direktorengebäude der Dynamitfabrik von Alfred Nobel öffnet sich für Veranstaltungen. Eigentümer arbeiten mit Kulturexperten zusammen.

Für die erste Veranstaltung in der Villa Nobel hatten die neuen Eigentümer Khaled und Clea Bouamoud ein besonderes Datum gewählt: den Todestag des schwedischen Erfinders sowie Stifters und Namensgebers der Nobelpreise. „Alfred Nobel – Ende gut, alles gut?“ hieß der Vortrag von Ulrike Neidhöfer, den die Vorsitzende des Förderkreises Industriemuseum Geesthacht zu der fast parallel laufenden Verleihung der Nobelpreise in Stockholm und Oslo am 10. Dezember hielt.

Bouamouds wohnen seit gut einem Jahr in der ehemaligen Direktorenvilla der früheren Dynamitfabrik am Kronsberg im Ortsteil Krümmel. Auf dem Krümmel hatte Nobel 1866 das Dynamit erfunden – es ist die dunkle Seite des noblen Stifters. „Hier hat er das Geld verdient, womit heute die Nobelpreise bezahlt werden“, erinnerte die frühere Bundestagsabgeordnete Dr. Christel Happach-Kasan (FDP), die das Grußwort hielt.

Villa Nobel in Geesthacht: Ein Gebäude mit Geschichte – und bald für Kultur

Die Familie Bouamoud weiß um die Bedeutung des Gebäudes, das ab 1915 als Wohnhaus für den Direktor der Dynamitfabrik Krümmel diente. Erbaut wurde das Haus von dem bekannten Bergedorfer Architekten Hermann Distel (1875-1945), der durch seine sogenannte Reformarchitektur nach der Jahrhundertwende bekannt wurde. Er erbaute unter anderem 1908 das Hauptgebäude der Hamburger Universität, etliche Villen und größere Gebäudekomplexe in Bergedorf und auch rund zehn Häuser in Geesthacht.

Villa Nobel
Die neuen Eigentümer Khaled und Clea Bouamoud mit einem Bild von Alfred Nobel, das der Förderkreis Industriemuseum ihnen geschenkt hat. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

In ihrem Haus am Kronsberg, das sie von der in Geesthacht bekannten Familie von Dr. Jürgen Wesner gekauft haben, hatten Clea und Khaled Bouamoud in diesem Jahr bereits ein schwedisches Filmteam zu Gast. Es ging um Dreharbeiten für eine Dokumentation über Alfred Nobel. Auch einen Gegenbesuch bei der Nobel-Stiftung in Stockholm hat es bereits gegeben.

Der Bergedorfer Architekt Hermann Distel hat die Villa entworfen

„Es geht darum, Alfred Nobel hier ein Plätzchen einzurichten“, sagt Khaled Bouamoud. Wie dieses aussehen kann und in welchem Rahmen, das steht noch nicht abschließend fest. Die Auftaktveranstaltung erfolgte in der großen, holzgetäfelten Halle mit dezenter Stuckdecke im Erdgeschoss. Anwesend waren nur geladene Gäste, darunter auch Karsten Wulff vom Kernkraftwerk Krümmel oder Klaus-Dieter Haase, der Besitzer des Gegenstücks zur Villa Nobel. Ihm gehört das ehemalige Haus für den Direktor der Düneberger Pulverfabrik.

Villa Nobel
In der holzgetäfelten Halle im Erdgeschoss gab es einen Vortrag des Förderkreises Industriemuseum Geesthacht, der parallel zur Verleihung der Nobelpreise stattfand. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Der womöglich wichtigste Gast war jedoch Frank Düwel, der von 2009 bis 2024 Intendant des Kultursommers am Kanal gewesen ist, und mit den Bouamouds Ideen für weitere Kulturveranstaltungen entwickeln will. „Die Villa Nobel ist ein Schmuckstück, von dem die Stadt Geesthacht profitiert“, sagt Ulrike Neidhöfer.

Villa Nobel steht am Kronsberg im Geesthachter Stadtteil Krümmel

Die Villa Nobel (450 Quadratmeter Wohnfläche) liegt imposant auf der Kante des Geestrückens: Große Sprossenfenster geben den Blick frei auf die Elbe, im Erdgeschoss gibt es zwei große Räume zur Wasserseite, verbunden mit einem Durchgang zum Wintergarten. Klinkersäulen rahmen die doppelflügelige Eingangstür.

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Den Förderkreis Industriemuseum Geesthacht gibt es mittlerweile seit 26 Jahren, nachdem sich zwölf Anwohner aus der Lichterfelder Straße in Geesthacht-Düneberg zusammengetan hatten. „Damals wurde ein romantisches Fabrikgebäude mit Schornstein, das frühere Maschinenhaus mit der Gebäudenummer 10 der Düneberger Pulverfabrik, einfach über Nacht abgerissen“, erinnert sich Neidhöfer. „Aus industriehistorischen Geschichtspunkten war das ein normaler Wandel, aber wir fanden, dass die Stadt ihre Industriegeschichte stiefmütterlich behandelt“, so die damalige Museumspädagogin.