Geesthacht. In der Doku im Auftrag von Arte und ORF werden auch Szenen filmisch nachgestellt. Die Preview könnte in Geesthacht laufen.
Pech hatte ein schwedisches Kamerateam in Geesthacht mit dem Wetter. So regnete es beim Außendreh am Wasserturm in Krümmel in Strömen. Aber die Filmleute hielten sich nur kurz in Geesthacht auf, da mussten sie die Witterung nehmen, wie sie kommt.
In Schweden ist Alfred Nobel hauptsächlich wegen des von ihm gestifteten Nobelpreises populär. Es gibt Museen, Filme und Biografien. Nun ist ein neuer Dokumentstreifen über das Leben des Erfinders des Dynamits in Arbeit. Gedreht wurde dafür von Nordic Eye Productions auch in Geesthacht, ein Kamerateam aus dem Norden war auf seinen Spuren in Geesthacht unterwegs.
Schwedisches Kamerateam auf den Spuren von Alfred Nobel in Geesthacht unterwegs
Das Team drehte außer am Wasserturm noch in der alten Direktorenvilla am Kronsberg 9, die bewohnt ist. Insgesamt waren sechs Stunden an den Drehorten angesetzt. Das Team hielt sich anderthalb Tage in Geesthacht auf, war im Holsteiner Hof einquartiert. Die Doku, in der auch Szenen filmisch nachgestellt werden, wird im Auftrag von Arte und dem ORF produziert.
Es steht noch nicht fest, aber womöglich könnte eine Preview vor der Ausstrahlung im Fernsehen noch in diesem Jahr in Geesthacht laufen, vielleicht schon im Sommer oder im Herbst. Vorführort könnte das KTS sein, das Geesthachtmuseum gilt aufgrund des zu erwartenden Publikumsinteresses als zu klein.
Nach Erfindung des Dynamits wurde Nobel zu einem der reichsten Männer der Welt
Alfred Nobel erfand 1866 in Geesthacht das Dynamit und wurde so zu einem der reichsten Männer der damaligen Welt. Maßgeblich mithilfe der Werke in Krümmel. Mit seiner Erfindung sollten ursprünglich kontrollierte Sprengungen wie beispielsweise im Bergbau sicherer werden. Letztendlich kam die durchschlagende Erfindung im Krieg zum Einsatz. Ein Umstand, der den gebürtigen Stockholmer ein Leben lang gegrämt haben soll.
Eine Schule oder eine Universität hat Alfred Nobel nie besucht, er wurde ausschließlich von Privatlehrern unterrichtet. So ist er kein studierter Wissenschaftler, sondern eher ein Erfinder. Am Ende seines Lebens hatte er 355 Patente angemeldet. Seine 90 Fabriken produzierten in 20 verschiedenen Ländern.
Von der Hansestadt Hamburg gab es keine Genehmigung für eine Fabrik in der Stadt
Die Dynamitfabrik in Krümmel war die erste Sprengstofffabrik des Erfinders außerhalb von Schweden. Einer der Gründe, warum Alfred Nobel das Dynamit in Geesthacht produzierte, war, dass die Elbe und damit der Weg zum Hamburger Hafen auch im Winter in der Regel eisfrei war, damit konnte das ganze Jahr über produziert werden. Sie machte Geesthacht zur Pulverkammer Deutschlands. Ursprünglich wollte er direkt in Hamburg produzieren. Von der Hansestadt bekam er aber keine Genehmigung.
„Hätte Alfred Nobel nicht den Nobelpreis gestiftet, wäre er heutzutage nicht so populär“, sagt Ulrike Neidhöfer, Vorsitzende vom Förderkreis Industriemuseum. Sie stand dem Drehteam Rede und Antwort, war außer am Wasserturm auf bei den Aufnahmen in der Direktorenvilla dabei. Die Filmleute kamen auf Empfehlung der schwedischen Autorin und Journalistin Ingrid Carlberg nach Geesthacht.
Biografie-Autorin gab Tipp für den Trip nach Geesthacht
Ingrid Carlberg, die vor etwa sieben Jahren für ihre Recherche über Alfred Nobel in Geesthacht war, gab den Tipp, sich mit der Vorsitzenden zu treffen. Die preisgekrönte Schriftstellerin hat ein 600 Seiten starkes Sachbuch unter dem Titel „Alfred Nobel: Die Biografie“ geschrieben. Das Werk ist mittlerweile auch ins Deutsche übersetzt und ist beim btb Verlag erschienen. Ingrid Carlberg wird vermutlich auch zur Preview nach Geesthacht reisen.
Wer beim Warten auf den Film schon etwas mehr erfahren möchte, kann die Ausstellung „Pulver und Dynamit, Geesthachts brisanter Einstieg in die Industriegeschichte“ besuchen. Die Ausstellung hat der Förderkreis Industriemuseum auf die Beine gestellt. Sie ist von Freitag, 21. Juni, bis Dienstag, 23. Juli, zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei Ratzeburg (Unter den Linden 1) in deren Räumen zu sehen.
Ausstellung zu Nobel und Geesthacht eröffnet am Freitag in Ratzeburg
Grußworte zur Eröffnung um 17 Uhr sprechen die Bundestagsabgeordnete Christel Happach-Kasan (FDP), aufgewachsen in Ratzeburg, und Landrat Dr. Christoph Mager. Durch die Ausstellung führt Ulrike Neidhöfer vom Förderkreis Industriemuseum Geesthacht.
Der kinderlose Erfinder, dessen Erfindung die Welt veränderte, vermachte Freunden und Mitarbeitern nur einen kleineren Teil seines Vermögens. Der Großteil, des auf umgerechnet 200.000 Millionen Euro geschätzten Vermögens, floss in eine Stiftung. In seinem vierseitigen Testament verfügte er, dass jährlich jeweils diejenigen belohnt werden, die im Vorjahr, der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben.
Nobel-Preisträger erhalten Goldmedaille und 890.000 Euro
Treuhänder sollten das Geld in „sichere Wertpapiere“ anlegen. Künftig sollte der Zinsertrag zu fünf gleichen Teilen auf die Nobelpreise verteilt werden. Die jeweiligen Preise können auf maximal drei Personen oder Institutionen verteilt werden, was in der Vergangenheit auch häufig vorkam.
Seit 1901, immer am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters im Jahr 1896, werden bahnbrechende Innovationen in den fünf Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden belohnt. Neben einer Medaille aus Gold erhalten die Preisträger jeweils rund 890.000 Euro. Obwohl der Preis seit 1901 schon 970 Mal verliehen wurde, gab es bisher erst 65 Frauen unter den Preisträgern.
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In Schweden ist die Verleihung ein großer Staatsakt. Überreicht wird der Preis von Schwedens König Carl XVI. Gustaf. Sogar das Geschirr, von dem beim Festakt gespeist wird, ist heiß begehrt. Sonderproduktionen sind ein Verkaufsschlager. Außerdem gibt es vielerorts Übertragungen und Feiern. Personen, die die begehrte Auszeichnung erhalten haben, waren zum Beispiel Wilhelm Conrad Röntgen (1901), Albert Einstein (1921) und Mutter Teresa (1979).