Lauenburg. Der 68-jährige Lauenburger starb am 9. Dezember nach schwerer Krankheit. Nachruf auf einen Vollblutmusiker und Menschenfreund.
Kally Darm ist tot. Der Sänger und Gitarrist starb nach schwerer Krankheit am 9. Dezember im Alter von 68 Jahren. Auch wenn seine Auftritte in Lauenburg in den vergangenen Jahren weniger geworden waren, bleibt er in seiner Heimatstadt besonders für Alteingesessene eine Legende.
Willy und Kally Darm waren Mitte der 1970er-Jahre als die „Darm Brothers“ aus der regionalen Musikszene nicht wegzudenken.
Lauenburg: Ein Leben für die Musik – Trauer um Blueslegende Kally Darm
Als Kinder hatten sich die beiden Brüder nichts sehnlicher gewünscht, als Gitarre spielen zu können. Beide träumten sich auf die großen Bühnen der Welt. Doch ihre Familie war nicht auf Rosen gebettet. Für Unterricht oder gar eigene Instrumente reichte das Geld nicht.„Wir waren acht Kinder und kloppten uns um einen alten Plattenspieler“, erzählte Kally manchmal. Doch er und sein ein Jahr älterer Bruder glaubten an ihren Traum. Ihre Karriere führte sie später durch halb Europa, bis nach Asien – und schließlich wieder nach Lauenburg zurück.
Seine ersten musikalischen Schritte ging Kally Darm aber in Lauenburg. Er und Bruder Willy waren Gründungsmitglieder der Lauenburger Band „Folk Rovers“. Musikalisch passte es dann allerdings bald nicht mehr. Besonders Kally hatte sich inzwischen dem Blues verschrieben und schrieb eigene Songs. Nun rissen sich angesagte Clubs in Hamburg um die Brüder aus Lauenburg. Mittlerweile konnten sie von ihren Auftritten leben, wenn auch mehr schlecht als recht.
Es war ohnehin nie das Geld, das Kally Darm am meisten reizte. „Meine glücklichste Zeit hatte ich, als wir als Straßenmusiker durch Europa tingelten“, sagte er mal. Die Zufallsbegegnung mit einem Clubbesitzer führte die Brüder später nach Hongkong. Einen Vertrag für ein Engagement in Australien unterschrieb Kally nicht – der Liebe willen, die in Lauenburg auf ihn wartete. Ausgerechnet im nasskalten November des Jahres 1981 landete der Flieger in Deutschland. In Lauenburg gründeten die beiden Brüder dann den angesagten Club Wasserwerk und die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Künstler-WG.
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Nachruf auf Kally Darm: Wilder Rebell der leisen Töne
Ende der 80er-Jahre begann Kally Darm das, was man gemeinhin ein bürgerliches Leben nennt. Er wurde die gute Handwerkerseele im Hamburger Zeitverlag. Doch er ist immer der wilde Rebell von einst geblieben – wenn auch einer der leisen Töne. Er hasste Ungerechtigkeit und konnte sich maßlos aufregen über Menschen, die auf Kosten anderer leben. Laut werden musste er nie, damit die Leute ihm zuhörten.
Während der Lauenburger Kultur- und Kneipennacht im vergangenen Jahr standen die „Darm Brothers“ nach langer Zeit wieder gemeinsam auf der Bühne. Vom Publikum gab es ein großes Hallo. Nicht nur nur von ehemaligen Weggefährten und Freunden, die sich an die musikalischen Anfänge der Brüder in Lauenburg erinnerten. Und natürlich wollten alle wissen, ob es ein musikalisches Comeback geben würde. Vielleicht ahnte er zu diesem Zeitpunkt schon, dass dafür seine Kraft nicht reichen würde. „Es kommt alles so, wie es soll“, sagte Kally. Tschüs, du fehlst – nicht nur in Lauenburg.