Lauenburg. Die Kultur-und Kneipennacht in Lauenburg ist für Überraschungen bekannt. Womit die Organisatoren bei den Besuchern diesmal punkteten.

Es gab sie auch in diesem Jahr wieder: Besucher, die hofften, am Veranstaltungsabend doch noch eine Karte zu ergattern. Aber die Kultur- und Kneipennacht war schon zwei Wochen vorher komplett ausgebucht. Über 1000 Tickets gingen über die Tresen der Verkaufsstellen. „Wir hätten die doppelte Anzahl verkaufen können“, sagt Lauenburgs Veranstaltungsmanager Andy Darm. Das Konzept „Einmal zahlen, alles besuchen“ kommt an.

Vor elf Jahren hatten er und Wirt Sönke Ellerbrock die Idee zu dieser Veranstaltungsform, die damals vor allem in größeren Städten Furore machte. Der Wirt des alten Schifferhauses ist selbst ein musikalisches Urgestein. In seinem Haus verbindet er seit Jahrzehnten Gastfreundschaft mit Unterhaltung. Mit seiner Idee, die Gastroszene in Lauenburg zu beleben, rannte er bei dem damals frisch gebackenen Veranstaltungsmanager offene Türen ein.

Kultur- und Kneipennacht Lauenburg: Wo sich Legenden treffen

Klar, dass das Alte Schifferhaus auch in diesem Jahr wieder Veranstaltungsort der Kultur- und Kneipennacht war – und zwar ein ganz besonderer. Vor etwa 50 Jahren war Lauenburg für seine vielfältige Musikszene bekannt. Es war unter anderem die Sternstunde der Folk Rovers, die heute noch auf der Bühne stehen. Gründungsmitglied war damals Willy Darm. Aber auch sein Bruder Kally war damals schon angesagt auf norddeutschen Bühnen. Oft standen die „Darm Brothers“ damals auch gemeinsam auf der Bühne.

Die beiden Vollblutmusiker sind älter geworden, genau wie ihre Fans, die sich das Comeback der Lauenburger Musiklegenden im Alten Schifferhaus nicht entgehen lassen wollten. Die Namensgleichheit mit Lauenburgs Veranstaltungsmanager ist übrigens kein Zufall. Andy Darm ist der „kleine Bruder“ des Duos. Ob er auch deren musikalisches Talent in sich trägt, ist bis heute sein Geheimnis.

Die Lauenburger Partyband Grinch rockt die Heinrich-Osterwold-Halle.
Die Lauenburger Partyband Grinch rockt die Heinrich-Osterwold-Halle. © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff - Kasdorff@magenta.de

Aber nicht nur im Alten Schifferhaus war es rappelvoll. Zwischen der Lauenburger Marina und dem Bootshaus an Kuhgrund drängten sich die Besucher. Zeitweise mussten die Wirte sogar den Einlass beschränken. Meist aber ging es urgemütlich zu. Getränke wurden über den Köpfen der Besucher weitergereicht. Nach der offiziellen Eröffnung der achten Kultur- und Kneipennacht rockte die Lauenburger Band Grinch die Heinrich-Osterwold-Halle.

Lesungen und Ausstellungen ergänzen das Angebot

Aber nicht nur Musikfreunde kamen auf ihre Kosten. Im Café von Herzen las Journalistin Silke Geerken aus ihrem Erstlingswerk. In der Jugendherberge Zündholzfabrik stellte der Kultkoch, Sänger und Maler Oscar Campello seine Bilder aus. Wieder dicht umringt war Schnellzeichner Jan Baylon, der es versteht, Musik in Minutenschnelle als farbige Inspiration aufs Papier zu bringen.

Schnellzeichner Jan Baylon ließ sich in den Kneipen von der Musik inspirieren.
Schnellzeichner Jan Baylon ließ sich in den Kneipen von der Musik inspirieren. © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff - Kasdorff@magenta.de

Während einige Besucher sich gezielt einen Plan über die Veranstaltungsorte gemacht hatten, ließen sich andere eher treiben. Wer auf der Elbstraße Richtung Westen flanierte, wurde bald von wummernden Klängen mitgerissen. Nicht jeder wird sofort darauf gekommen sein, dass die aus der altehrwürdigen Maria-Magdalenen-Kirche nach außen drangen. „The World needs more Techno“ (Die Welt braucht mehr Techno) stand auf dem T-Shirt des DJ. Aber ausgerechnet in einer Kirche?

Lauenburgs Pastor Hans-Christian Baden-Rühlmann hatte die Idee zu diesem ungewöhnlichen Gottesdienst. Altar und Kirchenkreuz waren in eine bunte Lichtshow getaucht. Der Pastor streute Bibelverse in die hämmernden Klänge und tanzte ansonsten mit der Menge zwischen den Kirchenbänken.

Techno-Gottesdienst ein gemeinsamer Wunsch

Andy Darm wollte eigentlich nur auf einen Sprung vorbeikommen, blieb dann aber länger. „Die Wirkung auf die Besucher hat mich völlig überrascht. Senioren mischten sich unter die jungen Leute und gingen voll ab“, erzählt er. Lauenburgs junger Pastor hatte sich mit dem Techno-Gottesdienst einen gemeinsamen Wunsch mit Pastorin Johanna Lembcke-Oberem aus Lütau erfüllt. „Wir kannten das vom Kirchentag. Mir war klar, wenn es irgendwo geht, dann in einer so aufgeschlossenen Gemeinde wie Lauenburg“, sagte er.

Eine bunte Lichtshow und Techno-Klänge in der Maria-Magdalenen-Kirche.
Eine bunte Lichtshow und Techno-Klänge in der Maria-Magdalenen-Kirche. © privat | Privat

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Kurz nach Mitternacht wurde es langsam wieder ruhig in der Altstadt von Lauenburg. Die letzten Besucher machten sich gegen 2 Uhr auf den Heimweg. Nach solchen Nächten kommt Andy Darm nur schwer zur Ruhe. „Ich bin immer wieder begeistert davon, was sich die Wirte einfallen lassen, um die Kultur- und Kneipennacht zu einem gemeinsamen Lauenburger Event zu machen“, sagt er. Hier und da stand ein Grill vor der Tür oder eine Feuerschale, woanders war sogar ein Büfett aufgebaut.

Erste Ideen für nächste Kultur- und Kneipennacht in Lauenburg

Am Konzept der Kultur- und Kneipennacht soll sich auch im nächsten Jahr nicht viel ändern. Andy Darm und sein Team haben mit den Vorbereitungen dafür längst begonnen. In Kürze wird er das Datum bekannt geben. Dann, so seine Erfahrung, steht das Telefon in der Tourist-Information und den Übernachtungsbetrieben nicht mehr still.

„Besonders ehemalige Lauenburger streichen sich den Tag im Kalender an. Sie wissen, in dieser Nacht werden sie viele alte Freunde treffen. Das ist wie ein Klassentreffen“, weiß der Partymacher. Viel verraten möchte er noch nicht, von den Plänen für die nächsten Kultur- und Kneipennacht. Nur soviel: „Wir denken darüber nach, wie wir südliche Lebensfreude in unsere Altstadt bringen.“