Aumühle. Die Parkplatznot am S-Bahnhofs Aumühle ist groß. Jetzt gibt es Ärger um gern genutzte Parkplätze. Was Autofahrer dort zahlen müssen.

  • Gregor von Bismarck führt auf Privatstraße in Aumühle Parkgebühren ein
  • Wer ohne Ticket sein Auto parkt, muss eine Vertragsstrafe von 40 Euro zahlen
  • Bezahlung nur per Smartphone möglich

Die Parkplatznot im Umfeld des Bahnhofs in Aumühle treibt seltsame Blüten: Gregor von Bismarck hat in der Straße Am Mühlenteich ein Bezahlsystem einrichten lassen. Pendler aus den umliegenden Gemeinden haben die kleine Privatstraße bislang gern zum kostenfreien Parken genutzt – trotz des ausgeschilderten Halteverbots. Aber auch die Gäste der Restaurants am Mühlenteich sowie Bewohner und Besucher des benachbarten Augustinums Aumühle sind betroffen.

Die Parksituation rund um den S-Bahnhof Aumühle ist seit Jahren angespannt: Die vorhandenen Parkplätze reichen bei Weitem nicht aus für die vielen Pendler. Nachdem Mitte Februar bereits der Parkplatz des Restaurants Waldesruh am See in einen bewirtschafteten Parkraum umgewandelt wurde, ist jetzt auch mit dem wilden Parken Am Mühlenteich Schluss.

Bismarck führt Parkgebühren auf Privatstraße in Aumühle ein

Die Straße Am Mühlenteich ist eine Privatstraße, die sich im Besitz der von Bismarcks befindet. Gregor, Leopold und Maximilian von Bismarck sind gemeinsam für den Straßenzustand verantwortlich. Aktuell reiht sich ein tiefes Schlagloch an das nächste.

Gregor von Bismarck rechtfertigt die Parkgebühren, die er nun in der Straße Am Mühlenteich erhebt. (Archivbild)
Gregor von Bismarck rechtfertigt die Parkgebühren, die er nun in der Straße Am Mühlenteich erhebt. (Archivbild) © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

„Die Straßenreparaturen werden durch das hohe Aufkommen immer mehr und sind wegen parkender Autos schwer durchzuführen“, erklärte Gregor von Bismarck bereits im Februar. Ein Halteverbot werde ignoriert. Er äußerte im Frühjahr die Hoffnung, gemeinsam mit der Gemeinde Aumühle eine Lösung zu finden. Die gab es nicht, und deshalb wurde jetzt das Parken gegen Gebühr eingeführt, um diese Schäden beheben zu können, so von Bismarck gegenüber der Bergedorfer Zeitung.  

Am Mühlenteich: Neue Parkregelung überrascht auch Restaurantbetreiber

Die neuen Hinweisschilder auf das Parksystem EasyPark wurden vor Kurzem in den frühen Morgenstunden. „Wir wurden davon völlig überrascht“, sagt Christan Nacke, Bankettleiter in der Bismarckmühle. Weder ein Gespräch noch eine vorherige Information habe es gegeben.

Die Bismarckmühle hat für die Restaurant- und Hotelgäste 14 Parkplätze, für die Mitarbeiter gibt es ebenfalls einige Parkmöglichkeiten. „Grundsätzlich finde ich es richtig, dass Pendler, die die Straße nutzen, auch dafür zahlen“, sagt Kathrin Mallon, Pächterin der Bismarckmühle. Sie hätte sich allerdings im Vorfeld eine Information zu den geplanten Maßnahmen gewünscht.

Augustinum Aumühle gibt für Bewohner Parkausweise aus

Genauso sieht es Birgit Oellrich, Direktorin im Augustinum Aumühle. Zum Seniorenstift gehören 14 Parkbuchten, die sich in der Straße Am Mühlenteich neben der Bismarckmühle befinden. Auch in diesem Bereich wurden Hinweisschilder auf das Bezahlsystem installiert. „Diese Parkplätze befinden sich auf unserem Grundstück und sind für unsere Bewohner und Gäste gedacht“, so Oellrich. Sie hat die Schilder vorläufig mit blauen Müllsäcken abgedeckt und für die Bewohner des Seniorenstifts Parkausweise gedruckt, die diese in die Autos legen können.

Schluss mit kostenfreiem Parken am Mühlenteich
Birgit Oellrich, Direktorin im Augustinum Aumühle, zeigt einen der Parkausweise, die sie für ihre Bewohner gedruckt hat. © Stephanie Rutke | Stephanie Rutke

Genau wie Kathrin Mallon kritisiert Oellrich die fehlende Abstimmung. „Dieses Verhalten ist geschäftsschädigend“, sind sich die beiden Frauen einig. Auf Anfrage habe Gregor von Bismarck an seinen Verwalter verwiesen, mit dem jetzt ein Treffen stattfinden soll, um eine Lösung zu finden.

Restaurantbetreiberin: „Ich weiß nicht, wie ich die Parksituation mit den Gästen regeln soll“

„Wir sind in guter Nachbarschaft mit der Bismarckmühle und sprechen uns wegen der Parkplätze ab, wenn größere Veranstaltungen wie Theaterabende oder Konzerte anstehen“, sagt die Stiftsdirektorin. Für ihre Bewohner stehen in der Tiefgarage Stellplätze zur Verfügung, die aber nicht ausreichen. Mit den Außenparkplätzen gebe es genügend Stellmöglichkeiten.

„Ich weiß nicht, wie ich die Parksituation mit den Gästen regeln soll“, sagt Kathrin Mallon. Bisher konnte sie eine Fläche hinter der Bismarckmühle für ihre Gäste nutzen – jetzt stehen auch hier die neuen Schilder.

Wer parken will, muss eine App installieren und per Smartphone bezahlen

Bei dem System handelt es sich um eine Parkraumbewirtschaftung per EasyPark-App. Im Gegensatz dazu steht das System, das auf dem Parkplatz des benachbarten Waldesruh am See installiert wurde: Dort werden die Fahrzeugkennzeichen von einer Kamera erfasst und es kann ein Parkticket am Automat gelöst werden. Restaurant- oder Hotelgäste können sich für den Aufenthalt freischalten lassen und zahlen nichts.

Anders ist es in der Straße Am Mühlenteich: Hier muss eine App installiert werden, über die man die Parkzeit bucht. Informationen zu Parkzeiten und den Kosten gibt es auf den Schildern nicht. Wohl aber jede Menge Text zu den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Benutzung dieser Parkeinrichtung“ und den groß gedruckten Hinweis auf „mindestens“ 40 Euro Vertragsstrafe bei Verstößen.

Bismarck: Restaurant- und Augustinum-Besucher können sich anmelden

„Für die erste Stunde beträgt die Gebühr 1,29 Euro, jede weitere Stunde kostet 1,15 Euro“, erklärt Gregor von Bismarck auf Nachfrage der Bergedorfer Zeitung. „Diese Gebühren müssen über die EasyPark-App per Mobiltelefon bezahlt werden.“ Damit ist klar: Wer kein Smartphone besitzt, kann hier nicht parken. 

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Mitarbeiter der Firma EasyPark kontrollieren regelmäßig die Kennzeichen und gleichen sie mit den EasyPark-Einträgen ab, so von Bismarck. Für Restaurant-, Minigolfplatz- und Augustinum-Besucher sei das Parken kostenlos, wenn sie sich mit ihrem Autokennzeichen jeweils dort anmelden. Das setzt jedoch ebenfalls voraus, dass man ein Smartphone besitzt und die App installiert hat. Eine Information dazu hat Oellrich bisher nicht erhalten. „Für einige unserer Bewohner ist das kein Problem, für andere schon“, meint die Stiftsdirektorin.

Parkplatz für Pendler ist gut einen Kilometer vom Bahnhof entfernt

Kathrin Mallon sieht auch die Gemeinde Aumühle in der Pflicht, sich um genügend Parkraum für Pendler und Ausflügler zu kümmern. Einen Ausweichparkplatz gibt es tatsächlich – allerdings kennt den kaum jemand. Im März 2020 hat die Gemeinde einen kostenlosen Pendlerparkplatz auf dem Gelände der Bismarck-Quelle eingerichtet. Dort stehen zwar mit 80 Stellplätzen ausreichend Parkmöglichkeiten für Pendler zur Verfügung, allerdings liegt der Parkplatz gut einen Kilometer vom Bahnhof entfernt und ist vielen Autofahrern nicht bekannt.

„Im Sommer würde ich diesen Parkplatz vielleicht nutzen, aber nicht in der dunklen Jahreszeit“, sagt eine Pendlerin aus Geesthacht, die regelmäßig mit dem Auto bis zum S-Bahnhof Aumühle fährt. Sie wolle aufgrund der hohen Parkgebühren für EasyPark auf den Bus ausweichen.