Aumühle. Netzwerk statt Konkurrenz: Aumühles Gastronominnen arbeiten zusammen und tauschen sich aus. Das sind ihre Ideen.

Geballte Frauenpower in den drei Aumühler Restaurants Fürst Bismarck Mühle, Waldesruh am See und Ristorante Italia: Sie werden von Frauen geleitet. Die Pächterinnen sehen sich nicht als Konkurrentinnen, sondern ergänzen sich mit ihren Angeboten und verstehen sich gut. Der Mühlenteich in Aumühle ist ein beliebtes Ausflugsziel und bietet traditionell gleich drei Restaurants, die in unmittelbarer Nachbarschaft am Ufer des Teichs liegen. Besitzer der Gastronomie-betriebe sind Mitglieder der Familie von Bismarck.

„Man könnte sagen, dass wir hier die Frauenquote zu 300 Prozent erfüllen“, scherzt Kathrin Mallon, 54 Jahre alte Pächterin der Fürst Bismarck Mühle. Sie sitzt zusammen mit ihren Kolleginnen Susen Erdmenger (43) und Teresa Rodrigues (53) am Tisch in der Bismarck Mühle. Das ist kein seltenes Bild: Die drei Gastronominnen sind regelmäßig im Austausch und pflegen ihr Netzwerk.

Dreimal Frauenpower an Aumühles Mühlenteich

„Wir beleben uns hier gegenseitig“, erklärt Susen Erdmenger, Chefin des Waldesruh am See, „wir alle möchten, dass sich unsere Gäste wohlfühlen und jede von uns legt den Fokus auf andere Aspekte.“ Während die Fürst Bismarck Mühle und das Waldesruh am See sich auf regionale und saisonale Küche spezialisiert haben, setzt Teresa Rodrigues im Italia ganz auf Pasta, Pizza und italienische Spezialitäten.

Kathrin Mallon hat die Bismarck Mühle 2015 übernommen und das beliebte Traditionsrestaurant komplett renoviert. Mittlerweile liegt ihr Hauptgeschäft im Ausrichten von Veranstaltungen von der Familienfeier über Hochzeiten bis zu Tagungen.

Gastronomie am Mühlenteich: Das Ristorante Italia mit seiner großen Terrasse Richtung See liegt zwischen den Restaurants von Fürst Bismarck Mühle und Waldesruh am See.
Gastronomie am Mühlenteich: Das Ristorante Italia mit seiner großen Terrasse Richtung See liegt zwischen den Restaurants von Fürst Bismarck Mühle und Waldesruh am See. © Stephanie Rutke | Stephanie Rutke

Nah beieinander, trotzdem differenziert

Seit 2018 hat Teresa Rodrigues im Italia das Sagen. „Ich biete klassische Gerichte à la Carte an und organisiere eher kleinere Veranstaltungen für bis zu 40 Gäste“, erzählt die temperamentvolle Portugiesin. Sie hat das Restaurant zusammen mit ihrem italienischen Lebensgefährten Massimo Piroli von 2001 bis zu dessen Tod im Jahr 2018 gemeinsam geführt. Ihre Stammkunden halten ihr seit langem die Treue, einer kommt sogar täglich, um die italienische Küche zu genießen.

Dritte im Bunde ist Susen Erdmenger, die die Geschicke im Waldesruh am See seit 2020 leitet. Für sie war der Start nicht einfach. „Wir hatten gerade geöffnet, da begann die Pandemie mit ihren Lockdowns“, erinnert sie sich. Doch statt ihr Team nach Hause zu schicken, hat sie die Gelegenheit genutzt, das traditionsreiche Restaurant zusammen mit ihrer Mannschaft zu renovieren. „So sind wir zusammengewachsen“, sagt sie. Zu ihrem Konzept gehören neben Restaurant- und Hotelbetrieb die Themen Selfness – eine Weiterentwicklung des Wellness-Trends, Bewegung und Ernährung, sie bietet auch Workshops an.

Beliebte Location: Gastronomie am Mühlenteich

Susen Erdmenger hat sich mit ihrem Waldesruh am See auf Wellness spezialisiert.
Susen Erdmenger hat sich mit ihrem Waldesruh am See auf Wellness spezialisiert. © Stephanie Rutke | Stephanie Rutke

„Wir sehen uns hier als Begegnungsort“, erläutert Erdmenger. Dank der idyllischen Lage am Mühlenteich sind alle drei Restaurants beliebte Orte für Feiern und Familienfeste. Bei größeren Gesellschaften haben die drei Pächterinnen oft die gleichen Probleme: Ihre Kapazitäten reichen dann mit acht bis zwölf Zimmern bei Weitem nicht aus. Wenn es mehr Übernachtungsanfragen als Zimmer gibt, geht es ganz pragmatisch zu am Mühlenteich: „Wenn unsere Zimmer belegt sind, frage ich im Italia oder im Waldesruh an“, erklärt Kathrin Mallon. Genauso machen es auch ihre beiden Kolleginnen – sie schicken ihre Gäste einfach ein Haus weiter. „Wir helfen uns gegenseitig“, sagt Susen Erdmenger.

Das Netzwerk zwischen den drei Gastronominnen ist über die Jahre gewachsen. Egal ob es um den Austausch von Bettwäsche, fehlende Eiswürfel oder Servietten oder einen bestimmten Schnaps geht – hier wird pragmatisch geguckt, wer helfen kann. Besonders viel Austausch gab es während der Corona-Zeit, als immer wieder neue Verordnungen die Gastronomie vor neue Herausforderungen gestellt haben.

Ansprüche der Gäste haben sich geändert

Manche Themen betreffen alle drei Pächterinnen gleichermaßen: Die drei Betriebe liegen entlang der Straße Am Mühlenteich. Die Straße gehört jeweils zu Teilen Maximilian, Leopold und Gregor von Bismarck, den drei Eigentümern der Restaurants. Für Teile der Straße ist außerdem die Gemeinde Aumühle zuständig. Damit die Gäste entspannt anreisen und nicht von einem Schlagloch ins nächste fahren müssen, sind manchmal Geduld und Fingerspitzengefühl nötig, um zu klären, welcher der Eigentümer welche Schäden beseitigt.

Fürst Bismarck Mühle Aumühle
Fürst Bismarck Mühle Aumühle © HA | www.lichtbildstudio.com

Nach der Pandemie beobachten die drei Gastro-Fachfrauen, dass sich die Ansprüche der Gäste zum Teil gerändert hat. „Die Gäste sind bedachter, stellen viel öfter gezielte Fragen nach der Herkunft der Lebensmittel und Themen wie vegetarische und vegane Gerichte sind jetzt wichtiger“, sagt Kathrin Mallon, was ihre Kolleginnen bestätigen.

Die drei Chefinnen hecken auch neue Ideen aus

Das idyllische Areal am Mühlenteich bietet viel Potenzial, um auch gemeinsam Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Eine Idee könnte ein Weihnachtsmarkt sein mit Buden zwischen den Restaurants. Es gab Anfragen von Profi-Flohmarktveranstaltern und auch über die Idee eines „Menü-Karussells“ wird lebhaft diskutiert: Darin könnten die Gäste Vorspeise, Hauptgang und Dessert jeweils in einem anderen der Restaurants genießen und dann zum nächsten weitergehen.

„Es gibt viele Ideen in unseren Köpfen, aber meist ist die Zeit knapp, noch etwas zusätzlich zu organisieren“, sagt Kathrin Mallon. Eines ist klar: Alle drei Pächterinnen haben es im Laufe der Jahre geschafft, ihre Gäste von sich zu überzeugen und freuen sich jetzt über eine treue Stammkundschaft.