Aumühle. Wanderer und Pendler sehen kaum noch eine Chance, ihre Wagen kostenlos und legal abzustellen. Aber es gibt einen Geheimtipp.
Das trifft Spaziergänger, die von Aumühle aus in den Sachsenwald wollen: Seit einer Woche gelten auf den Parkplätzen des Hotels und Restaurants Waldesruh am See neue Regeln: Kostenlos parken dürfen nur noch die Gäste. Alle anderen Nutzer werden zur Kasse gebeten. Über ein System namens smart parking wird ermittelt, ob der Fahrer einen Parkschein gezogen hat. Wenn nicht, droht eine saftige Strafe. Damit verschärft sich die Situation weiter: Den Parkplatz an der Reithalle hatte Eigentümer Gregor von Bismarck bereits vor einigen Jahren sperren lassen.
„Das Thema Fremdparker beschäftigt uns schon lange“, erklären Susen Erdmenger und Christian Möller, Inhaber des Waldesruh am See. Bis vor einer Woche war der große Parkplatz für jeden Nutzer frei zugänglich. Nicht nur Gäste, sondern auch viele Pendler und Ausflügler stellten dort ihr Auto ab. „Montag ist unser Ruhetag, und im Schnitt standen montags 30 bis 40 Autos auf dem Parkplatz“, erklärt Möller. Und die gehörten nur selten seinen Gästen.
Aumühle: Parkplätze am Sachsenwald sind jetzt kostenpflichtig
Rund 100 Parkplätze gehören zum Waldesruh. „Für diese Parkplätze zahlen wir Pacht, genau wie für das Hotel und Restaurant“, so Erdmenger. Bei größeren Veranstaltungen standen nicht immer ausreichend Parkmöglichkeiten für die Hausgäste zur Verfügung. Mit dem neuen System smart parking ist das jetzt anders.
Unübersehbar weisen zehn große Schilder auf die Regeln hin. Vor dem Restaurant steht ein Parkscheinautomat. Das Kennzeichen jedes Fahrzeugs, das auf den Parkplatz fährt, wird von einer Kamera erfasst. Der Fahrer kann einen Parkschein ziehen. Die Stunde kostet einen Euro, das Tagesticket 15 Euro. Hausgäste können sich für die Dauer des Aufenthaltes freischalten lassen. Das System smart parking ermittelt, ob ein Parkschein gezogen wurde. Wenn nicht, drohend mindestens 40 Euro Strafe.
Parkplätze am Sachsenwald: Steine verengen Zufahrt
„Wir fragen unsere Gäste, ob sie mit dem Auto angereist sind, und schalten sie frei“, erklärt Möller. Das kann jeder Gast auch selbst machen: Im Foyer steht ein Display, die Handhabung ist ganz einfach.
Neu sind auch die großen Findlinge, die jetzt die Zufahrt zum Parkplatz einengen. Die hat Gregor von Bismarck, dem das Waldesruh gehört, anliefern lassen. Noch sind sie mit rot-weißem Flatterband umwickelt. „Wenn es das Wetter zulässt, sollen die Steine gestrichen werden“, sagt Susen Erdmenger. Auch zusätzliche Beleuchtung sei geplant.
Parkplätze am Sachsenwald: Kamera filmt jedes Auto
Überlegungen, den Parkplatz vor Fremdparkern zu schützen, gab es bereits bei früheren Pächtern. Die hätten zum Beispiel eine Schranke installieren können. Das neue System ist praktischer in der Handhabung: Nur die Kamera und die entsprechende Software sind nötig. Der Parkscheinautomat funktioniert über eine Solaranlage. Bezahlt werden muss mit Kredit- oder EC-Karte, das System arbeitet bargeldlos und papierfrei.
Noch gibt es kaum Erfahrungen mit der neuen Regelung, die auf gemischte Resonanz stößt. Stammgäste freuen sich, dass sie jetzt immer einen Parkplatz finden. Die Pendler haben noch mehr Probleme: Die Parkmöglichkeiten rund um den S-Bahnhof sind begrenzt und mittlerweile wieder überlastet.
Parkplätze am Sachsenwald: Geheimtipp wird kaum genutzt
Als Ausweichmöglichkeit hat die Gemeinde im März 2020 einen kostenlosen Pendlerparkplatz auf dem Gelände der Bismarck-Quelle eingerichtet. Der hat zwei Nachteile: Er liegt gut einen Kilometer vom Bahnhof entfernt und ist vielen Autofahrern nicht bekannt. Am Mittwoch standen dort auf den 80 Stellplätzen für Pendler gerade vier Fahrzeuge.
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Die Straße Am Mühlenteich dagegen, die vor dem Mühlenteich verläuft und nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt liegt, ist mittlerweile komplett zugeparkt. Es ist eine Privatstraße: Sie gehört Gregor, Leopold und Maximilian von Bismarck, die gemeinsam für den Straßenzustand verantwortlich sind. Aktuell reiht sich ein tiefes Schlagloch an das nächste.
Parkplätze am Sachsenwald: Gregor von Bismarck spricht von schweren Straßenschäden
„Die Straßenreparaturen werden durch das hohe Aufkommen immer mehr und sind wegen geparkter Autos schwer durchzuführen“, erklärt Gregor von Bismarck. Es herrscht absolutes Halteverbot, das aber ignoriert werde. Er hofft, gemeinsam mit der Gemeinde eine Lösung zu finden.
Die Pächterinnen der beiden anderen Restaurants am Mühlenteich nehmen die neue Situation gelassen. „Wir haben ausreichend Parkmöglichkeiten für unsere Gäste“, sagt Theresa Rodriguez, Inhaberin des Ristorante Italia. Auch Kathrin Mallonn, Pächterin der Fürst-Bismarck-Mühle, ist entspannt. „Ich finde es zwar nervig, dass die Straße so zugeparkt ist, aber bisher hatte ich keine Probleme.“ Dabei gehören zu ihrem Haus nur rund 25 Parkplätze. „Wir kooperieren mit dem Augustinum“, so Mallonn. Die Mitarbeiter des benachbarten Seniorenstiftes teilen sich Parkraum mit Mitarbeitern und Gästen der Bismarck-Mühle.