Lauenburg. Die Millionenspritze macht es möglich: In Lauenburg entsteht einer der modernsten Busbahnhöfe im Land. Noch ist nicht alles perfekt.

Lange haben die Fahrgäste darauf gewartet, jetzt steht der Eröffnungstermin fest: Am Montag, 2. Dezember, wird das neue, beheizte Empfangsgebäude am Lauenburger ZOB zum ersten Mal für die Öffentlichkeit aufgeschlossen. Zwar ist dann der Kiosk noch nicht geöffnet und auch das Außengelände ist nicht fertig, aber das Warten auf den Bus dürfte dann deutlich angenehmer werden, als im Moment an den provisorischen Haltestellen ohne Schutz vor Wind und Wetter.

Finanziell ist das Großprojekt auf jeden Fall auf gesunde Füße gestellt. Petra Coordes von der Nahverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein (Nah.SH) übergab am Dienstag (12. November) an Bürgermeister Thorben Brackmann einen Förderbescheid über 1,5 Millionen Euro zur weiteren Aufwertung des Platzes. Weitere Mittel stammen aus dem Bundesprogramm ÖVer.KAnt – genauer gesagt „Kreisübergreifende Angebots-Offensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“. 

Lauenburg: 1,5 Millionen Euro für den ZOB – Neueröffnung am 2. Dezember

Die Übergabe des Förderbescheides durch die Nah.SH-Vertreter verband Lauenburgs Bürgermeister gleich mit einer kleinen Führung. Sichtlich stolz präsentierte Brackmann der Prokuristin Petra Coordes und der Projektleiterin Wiebke Preckwinkel den neuen Wartebereich. Auch wenn der Fußboden noch mit Filzmatten und Folie ausgelegt ist und die elektronischen Info-Tafeln noch montiert werden müssen, der Charme des Gebäudes ist schon jetzt nicht zu übersehen. Der Lauenburger Tischlereibetrieb Horstmann hat die Entwürfe des Architekturbüros Reichwald aus Hamburg umgesetzt und individuelle Holzmöbel extra dafür geschaffen.

Vor Regen und Kälte geschützt E-Mails checken oder Sehenswürdigkeiten in Lauenburg googeln – das wird hier dank eines leistungsstarken WLAN-Bereiches möglich sein. Natürlich kann man die Wartezeit auf den Bus auch nutzen, um das Handy aufzuladen. Wer will, kann auch sein Gepäck einschließen oder sogar seinen Laptop an einem der Arbeitsplätze aufklappen. Moderne WC-Anlagen, teils behindertengerecht, sind im Außenbereich des Gebäudes angeordnet. Kleiner Wermutstropfen: Betreiber Erhan Tamer will den Kiosk mit angeschlossener Küche erst im Frühjahr nächsten Jahres öffnen – dann allerdings mit erweitertem Angebot.

Neubau ZOB
Die Visualisierung zeigt das neue Gebäude mit Kiosk, Wartebereich und Arbeitsplätzen. © Architekt Leifpeter Reichwald | Architekt Leifpeter Reichwald

Barrierefreier Einstieg in die Busse künftig am ZOB möglich

Mindestens genauso wichtig wie ein moderner Wartebereich ist eine ansprechende und funktionale Planung des eigentlichen Busbahnhofes. Auch in diesem Punkt werden sich die Fahrgäste aber noch gedulden müssen. Erst im Frühjahr nächsten Jahres geht es an die Gestaltung des Außenbereiches. Ein Manko des Lauenburger ZOB war bisher die Anordnung der Haltestellen. Wenn sich mittags noch die Schulbusse zu den normalen Linienbussen gesellen, wurde es bisweilen recht eng.

In Zusammenarbeit mit der VHH haben die Planer den gesamten Vorplatz unter die Lupe genommen und neu strukturiert. An dem neuen Bussteig im Westen sind zwei zusätzliche Fahrgastunterstände vorgesehen. Auch wird es künftig möglich sein, stufenfrei in den Bus zu steigen, was besonders älteren und gehbehinderten Fahrgästen zugutekommen wird. Der desolate Zustand des Gehwegs am Rand des Platzes wird bei dieser Gelegenheit auch endlich beseitigt. Vorgesehen ist überdies ein großzügiger Freiraum mit Radabstellanlagen, Grünflächen und Sitzgelegenheiten. Auch ein Trinkbrunnen ist hier zur Erfrischung vorgesehen. 

Neubau ZOB
So wird der Außenbereich des neuen Lauenburger ZOB aussehen. © Architekt Leifpeter Reichwald | Architekt Leifpeter Reichwald

Umbaupläne für den ZOB vor acht Jahren auf Eis gelegt

„Ohne die großzügigen Fördermittel hätten wir das Projekt auf keinen Fall umsetzen können“, sagte Bürgermeister Thorben Brackmann bei der Übergabe des Zuwendungsbescheides. Schon 2016 hatte es in Politik und Verwaltung Überlegungen gegeben, den wenig einladenden Platz aufzuwerten. Es standen sogar schon Städtebaufördermittel für den Umbau bereit. Ein Architekturwettbewerb wurde aber im letzten Moment gestoppt.

Denn damals wäre es die Umgestaltung des ZOB nur eine halbe Sache geworden – entweder der Wartebereich oder die Außenanlagen. Das Büro Plateau Landschaftsarchitekten hat aktuell die Außenanlagen für den neuen ZOB entworfen. Das Berliner Unternehmen hatte nach dem Architekturwettbewerb auch den Zuschlag für die Gestaltung der Lesegärten rund um das neue Medienzentrum Stappenbeck erhalten.

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Lauenburger ZOB: Etwa 150 Busse fahren hier werktags ab und kommen an

Manchmal ist es tatsächlich gut, Pläne vorläufig auf Eis zu legen. Die komplette Erneuerung des Lauenburger ZOB passte nämlich voll in die Förderrichtlinien der Nah.SH. „Wir wollen gemeinsam mit den Kommunen mehr Menschen für den Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel begeistern. Dazu gehören gut angebundene, moderne Verknüpfungspunkte. Lauenburg ist hier auf einem guten Weg“, lobte Prokuristin Petra Coordes.

Werktags gibt es am Lauenburger ZOB rund 150 Abfahrten und 150 Ankünfte verschiedener Buslinien der VHH und von Autokraft. Dazu gehören auch Direktverbindungen nach Geesthacht, Bergedorf und in die Hamburger City.