Geesthacht. Fall von Tierquälerei hat Schlagzeilen gemacht. Generell belasten Fundkatzen das Tierheim Geesthacht finanziell. Es gibt eine Lösung.

Kater Sonntag ist nur die Spitze des Eisberges, mit der sich das Tierheim Geesthacht auseinandersetzen muss. Wie Müll entsorgt fanden Spaziergänger das Tier in einem verschlossenen Rucksack im Januar an einer schwer zugänglichen Stelle in der Nähe des Kleingartenvereins Lauenburg. Das Tierheim an der Lichterfelder Straße ist voll mit Fundkatzen, auch wenn nicht alle so ein Schicksal wie Kater Sonntag hinter sich haben.

Laut Auflage des Veterinäramts darf der Tierschutz Geesthacht und Umgebung e.V. maximal 50 Katzen, acht Hunde und 13 Kleintiere in dem Gebäude aus dem Ensemble der früheren Düneberger Pulverfabrik aufnehmen. Anfang November gab es gerade einmal noch Platz für einen Hund, Ende 2023 schon mal einen Aufnahmestopp. Und bei dieser Auslastung kommt der Verein an seine finanziellen Grenzen, beziehungsweise hat sie bereits erreicht. Die Geesthachter Politik will das Katzenproblem jetzt angehen..

Kater zum Sterben ausgesetzt: Wie sich das verhindern lässt

Zur Verdeutlichung: Während vor allem die Kosten für Futter und den Tierarzt seit Jahren aus dem Ruder laufen, ist analog das durch Spenden eingenommene Geld stark rückläufig. Von 2021 bis 2024 vervierfachten sich die Aufwendungen für Futter (von 5000 auf 20.000 Euro) und verdoppelten sich die Veterinärskosten auf 85.000 Euro. Auch die Personalkosten für die sechs angestellten Tierpfleger, die nur den Mindestlohn erhalten, stiegen wegen dessen Erhöhung an. Gleichzeitig sanken die Spenden von 183.000 Euro in 2021 auf aktuell rund 40.000 Euro.

Sarah Kubisch, Vorsitzende des Tierschutzvereins Geesthacht und Umgebung, mit Mopsdame Lizzy.
Sarah Kubisch, Vorsitzende des Tierschutzvereins Geesthacht und Umgebung, mit Mopsdame Lizzy. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Für dieses Jahr rechnet die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, Sarah Kubisch, mit einem Defizit von 60.000 Euro und für 2025 sogar mit einem Minus von 100.000 Euro. Trotz regelmäßiger Zuwendungen der Städte Geesthacht und Lauenburg sowie vom Amt Hohe Elbgeest, die zusätzlich bereits Sonderzahlungen geleistet haben.

Geld von Kommunen reicht für Tierheim nicht aus

Hintergrund: Diese Kommunen zahlen Geld an den Tierschutzverein, damit er Fundkatzen aufnimmt, was eigentlich eine kommunale Aufgabe ist. Von 130.000 Euro übernimmt Geesthacht eine Hälfte, Lauenburg und das Amt Hohe Geesthacht teilen sich den Rest. Nach diesem Schlüssel ist auch die Sonderzahlung in Höhe von 120.000 Euro aufgeteilt.

Tierschutzverein Geesthacht
Der Tierschutzverein Geesthacht war mit insgesamt 23 Vertretern zur Sitzung des Geesthachter Hauptausschusses gekommen, um mehr Aufmerksamkeit für seine prekäre Lage zu bekommen. © privat | Privat

Derweil ist der Tierschutzverein für sogenannte Abgabekatzen zuständig. Doch persönlich hat in diesem Jahr noch kein Halter seine Katze abgegeben. „Weil sie die Gebühr über 300 Euro, die wir dafür nehmen, nicht zahlen wollen oder können, setzen sie ihre Katze stattdessen dann aus“, sagte Kubisch, als sie im Geesthachter Hauptausschuss auf die prekäre Lage der Einrichtung hinwies.

Wegfall von Tierheimförderung verschärft Probleme

Zur Verdeutlichung und Unterstützung der prekären Lage hatte sie 22 Mitstreiter von den insgesamt rund 50 Ehrenamtlichen in den Ratssaal mitgebracht. Denn auch an der Immobilie müssten dringend Investitionen getätigt werden. Hierfür hatte die Landesregierung in Kiel einen Fördertopf, aus dem Investitionsprojekte zu 75 Prozent finanziert werden. Allerdings: Auch Schleswig-Holstein ist knapp bei Kasse und hat die Tierheimförderung ab 2025 gestrichen.

„Weil die Förderung nicht abgegriffen würde“, kennt Sarah Kubisch sowohl die Argumentation aus Kiel als auch die Gründe, warum das so ist. „Wir wollten unsere Fenster sanieren. Das sollte 40.000 Euro kosten. Wir können uns aber das nicht leisten, und auch nicht 25 Prozent davon“, so Kubisch.

Katzen chippen und kastrieren

Während sie weiß, dass es hierbei um Landespolitik handelt, hat sich hinsichtlich der Fundkatzen-Problematik einen Lösungsvorschlag unterbreitet. „Eine Verbesserung wäre möglich, wenn es eine Katzenschutzverordnung gäbe“, sagt Kubisch. Diese könnte etwa beinhalten, dass private Tiere im Freigang kastriert und gechippt sein müssen. Mit den gespeicherten Daten ließen sich so Halter ermitteln und könnten wir die Übernahme von Kosten herangezogen werden.

Wir standen einer Katzenschutzverordnung erst kritisch gegenüber, haben aber gelernt, dass Verbesserungen möglich sind und wollen das in Angriff nehmen“, sagte Petra Burmeister im Hauptausschuss für die SPD. Björn Reuter (CDU) ergänzte: „Wir haben das in kleiner Gruppe auch schon überlegt und sind auf jeden Fall für eine Chip-Pflicht offen.“

Prozess wegen Tierquälerei läuft

Ohne eine solche ist es nämlich Zufall, wenn der Halter einer ausgesetzten Katze ermittelt werden kann. Im Fall von Kater Sonntag aus Lauenburg sei dies laut Kubisch erstmals der Fall gewesen. Gegen eine 32-jährigen Lauenburger läuft jetzt ein Prozess. Zum Auftakt war dieser nicht erschienen, ein neuer Verhandlungstag ist noch nicht angesetzt.

Auch interessant

Das Aussetzen von Wirbeltieren ist laut Tierschutzgesetzes strafbar. Es droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 25.000 Euro. Leidet das ausgesetzte Wirbeltier oder empfindet Schmerzen, kann gegen den Täter sogar eine Haftstrafe bis zu drei Jahren verhängt werden. Kater Sonntag und sein Bruder Mittwoch, der dem 32-Jährigen später weggenommen worden war, geht inzwischen wieder gut. Sie haben ein neues Zuhause in Amelinghausen gefunden.