Schwarzenbek/Lauenburg/Geesthacht. Lauenburger muss sich wegen Tierquälerei verantworten. Doch am ersten Verhandlungstag in Schwarzenbek gibt es Probleme.

Dieser Fall von Tierquälerei sorgte für eine riesige Empörungswelle. Ein Kater wurde im Januar an einer schwer zugänglichen Stelle in der Nähe des Kleingartenvereins Lauenburg zum Sterben wie Müll entsorgt. Spaziergänger entdeckten das Tier in einem verschlossenen, Urin durchtränkten Rucksack zufällig in letzter Minute.

Selten in so einem Fall: Der mutmaßliche Täter konnte ermittelt werden. Am Montag, 14. Oktober, sollte Tobias S. aus Lauenburg nun der Prozess gemacht werden. Aber dazu kam es nicht. Der 32-jährige Angeklagte erschien nicht zu seiner Verhandlung vor dem Amtsgericht Schwarzenbek.

Kater bei Minusgraden im Rucksack entsorgt – Halter konnte ermittelt werden

Das Aussetzen von Wirbeltieren ist laut Paragraf 3, Absatz 3 des Tierschutzgesetzes strafbar. Es droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 25.000 Euro. Leidet das ausgesetzte Wirbeltier oder empfindet Schmerzen, kann gegen den Täter sogar eine Haftstrafe bis zu drei Jahren verhängt werden.

Die Vorsitzende Richterin Maike Hupfeld ließ den Angeklagten innerhalb von 15 Minuten zweimal aufrufen. Vergeblich. Auch sein Verteidiger Christoph Schlüter aus Reinbek konnte nicht sagen, wo sein Mandant steckte. Der Platz vor der Richterbank blieb leer.

Angeklagter mittlerweile ohne festen Wohnsitz

Nun wird ein neuer Termin anberaumt, zu dem auch die Zeugen wieder geladen werden. Der Angeklagte hat inzwischen zwar keinen festen Wohnsitz mehr, da man aber weiß, wo er sich aufhält, wird ihm auch die erneute Ladung zum Prozess ordnungsgemäß zugestellt werden können. Auf richterlichen Beschluss können Angeklagte – falls nötig – sogar durch die Polizei vorgeführt werden.

Nicht glücklich über den Verlauf beim Auftakt waren die vielen Tierfreunde unter den Zuschauern, die sich zum Prozessauftakt eingefunden hatten, darunter auch Gerda Starke, Gründerin der Interessengemeinschaft Lauentown Katzenfreunde, und Sarah Kubisch, die Vorsitzende des Tierschutzvereins aus Geesthacht, der das Tierheim betreibt.

Tierfreunde fieberten Prozessauftakt entgegen – nun sind sie enttäuscht

Prozessauftakt wegen Tierquälerei vor dem Amtsgericht Schwarzenbek
Mehrere ehrenamtliche Tierschützer waren nach Schwarzenbek gekommen, um den Prozess zu verfolgen, darunter Sarah Kubisch, Vorsitzende des Geesthachter Tierschutzvereins (l.). © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Mit Spannung haben sie dem Gerichtstermin entgegengefiebert. „Wir alle wollten ihn da sitzen sehen, der Rucksack war fest verschlossen, der Kater war seinem Schicksal überlassen“, sprach Meike Hildebrandt-Klose, die zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins, der Gruppe aus dem Herzen. „Natürlich sind wir alle enttäuscht, dass es heute zu keinem Urteil kommen konnte. Aber wir hoffen noch auf ein gutes Ende“, fährt die Geesthachterin fort.

Genaue Zahlen, wie viele Tiere in Deutschland jährlich ausgesetzt werden, gibt es nicht. Nach Schätzung der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland landen jährlich rund 350.000 Tiere in deutschen Tierheimen. Für den Kater aus dem Rucksack, nachträglich auf Sonntag getauft nach dem Wochentag seines Auffindens, nahm das Schicksal am 21. Januar 2024 seinen Lauf.

Unterkühlte Katze musste mehrere Stunden im Rucksack ausharren

Der Himmel war strahlend blau, Lauenburg war mit einer leichten Schneedecke überzogen, und es herrschten Minusgrade. Unterhalb eines Hangs drang ein leises Miauen aus einem verschlossenen Rucksack. Dass die hübsche Katze, die vermutlich mehrere Stunden in dem olivfarbenen Rucksack ausharren musste, nicht erfroren ist, ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken.

Eine Lauenburgerin entdeckte den Rucksack bei einem Spaziergang. Sie nahm das verängstigte Fellbündel samt Rucksack mit nach Hause. Ihr Mann Oliver Lau löste über die Plattform Facebook eine Hilfsaktion aus. Der kleine Kater bekam von ihnen den Namen Sonntag und wurde wenige Stunden später von Lauenburg ins Geesthachter Tierheim gebracht. Seine Lebensretter konnten Sonntag aufgrund von Renovierungsmaßnahmen und einer Tierhaarallergie nicht selbst beherbergen.

Über die sozialen Netzwerke verbreitete Fotos führten zum Katzenhalter

Prozessauftakt wegen Tierquälerei vor dem Amtsgericht Schwarzenbek
Kater Sonntag war zunächst sehr verängstigt und wurde durch das Tierheim aufgepäppelt. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Die Polizei wurde eingeschaltet, und Tierschutzorganisationen, das Ordnungsamt und das Kreisveterinäramt setzten alle Hebel in Bewegung, den vormaligen Katzenbesitzer ausfindig zu machen. Ein Bekannter des mutmaßlichen Täters erkannte die grau-bräunlich getigerte Katze mit dem weißen Schnäuzchen auf Bildern wieder, die inzwischen in Zeitungen und sozialen Medien veröffentlicht wurden.

Der Lauenburger gab den entscheidenden Hinweis. Die Alarmstufe stand auf Rot, als bekannt wurde, dass es in dem Haushalt des Besitzers noch einen zweiten Kater geben soll. Das Ordnungsamt Lauenburg, die Polizei und das Kreisveterinäramt statteten dem Besitzer einen Besuch ab, der zweite Kater wurde kurzerhand mitgenommen.

Auch der Katzenbruder Mittwoch wurde dem Halter weggenommen

Da dies alles an einem Mittwoch geschah, wurde der zweite Stubentiger kurzerhand Mittwoch genannt. Er wurde zu Katzenbruder Sonntag ins Geesthachter Tierheim gebracht. Beide Tiere waren sichtlich mitgenommen, und obwohl sie sich kannten, vermieden sie sogar zunächst den Kontakt untereinander.

Es kam schließlich zu einem Happy End. Die Tierheimmitarbeiter päppelten beide Stubentiger auf und gaben ihnen mit viel Zeit und Liebe das Vertrauen zurück. „Am 3. August konnten die beiden Katzenbrüder in ihr neues ,Für-Immer-Zuhause‘ nach Amelinghausen ziehen“, berichtet Sarah Kubisch glücklich.

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Dieser glückliche Ausgang überstrahlte für einige auch den missglückten Prozessauftakt. „Mir ist hauptsächlich wichtig, dass Sonntag und sein Bruder alles gut überstanden haben. Sowas geht meist mit Todesfolge für die Tiere aus“, meinte Gerda Starke.

Im Tierheim Geesthacht, das auch für Fundtiere aus den Gemeinden des Amtes Hohe Elbgeest und Lauenburg zuständig ist, warten aktuell sieben Hunde, 42 Katzen sowie sechs Kaninchen – hiervon vier ausgesetzte – auf ein neues Heim.