Geesthacht. Interimsgeschäftsführer Stefan Denkhaus und Tobias Vaasen geben Einblick in die Investorensuche. Auch unschöne Entscheidungen möglich.

Der Bewerberprozess neuer Investoren am Geesthachter Krankenhaus ist im vollen Gange. Der Generalhandlungsbevollmächtigte Stefan Denkhaus und Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen informieren über den Stand der Dinge. Danach habe das Krankenhaus seit 2019 rund 2700 Fälle verloren, was ein Defizit von 6,5 Millionen Euro bedeute. „Das konnte in den letzten Jahren in keiner Weise kompensiert werden“, sagt Vaasen. Daher werde es für das Krankenhaus Geesthacht auch für dieses Jahr ein negatives Geschäftsergebnis geben. „Unsere Aufgabe ist es, zu identifizieren, wo diese Defizite herkommen“, so Vaasen.

Daher seien er und der Generalhandlungsbevollmächtigte Stefan Denkhaus positiv überrascht gewesen, wie viele Investoren sich auf die Übernahme des Geesthachter Krankenhauses beworben haben. Um wie viele es sich konkret handelt, möchte Denkhaus jedoch nicht verraten. Zum einen wolle er keine falschen Erwartungen bei der Belegschaft wecken, zum anderen sollen Interessenten nicht wissen, wie viele Mitbewerber es gibt.

Krankenhaus Geesthacht fährt auch 2024 wieder ein Defizit ein

Dass es jedoch ganz unterschiedlich gelagerte Angebote gibt, ließ er durchblicken. „Es kann sein, dass die Altenpflege einen anderen Träger bekommt. Aber es gibt auch die „All in One“-Möglichkeit“, so Denkhaus. Insgesamt seien die Angebote von guter Qualität. Daher seien beide guter Dinge, dass das Geesthachter Krankenhaus eine Zukunft hat. „Aus unserer Sicht ja, auf jeden Fall“, sagt Vaasen.

Jens Glasow (Vorsitzender der Mitarbeitervertretung), Tobias Vaasen, Stefan Denkhaus und Andreas Romey (Vorläufiger Sachverwalter) zeigen sich optimistisch, dass das Geesthachter Krankenhaus eine Zukunft hat.
Jens Glasow (Vorsitzender der Mitarbeitervertretung), Tobias Vaasen, Stefan Denkhaus und Andreas Romey (Vorläufiger Sachverwalter) zeigen sich optimistisch, dass das Geesthachter Krankenhaus eine Zukunft hat. © Marc Nasner | Marc Nasner

Aktuell arbeite die Interimsgeschäftsführung an einer 360-Grad-Analyse, die alle Bereiche des Standortes durchleuchtet. „Wir sehen Potenziale“, sagt Vaasen. Ein wesentlicher Aspekt sei dabei die Akut-und Notfallmedizin, da dort der Bedarf in Geesthacht steige. „Wir haben deutlich anziehende Zahlen in diesem Jahr. Das sind viele stationäre, aber auch ambulante Fälle, die hier in Geesthacht in die Notaufnahme kommen“, so Vaasen. Dass auch die Intensivstation infrastrukturell gut aufgestellt sei, helfe die Notaufnahme zu stärken. Möglich sei dabei auch eine Kooperation mit dem Krankenhaus in Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern.

Was wird aus Geriatrie im Edmundsthal?

Überzeugt sind Vaasen und Denkhaus von der Versorgungsrelevanz des Geesthachter Krankenhauses für die Region. Dafür sprächen neben der Geriatrie und der Psychiatrie auch die innere Chirurgie und die Allgemeinchirurgie. „Auch die Geburtenhilfe wird durch einen Sicherstellungszuschlag unterstützt seit Jahren“, erklärt Vaasen.

Unklar sei zurzeit, ob die Geriatrie im Edmundsthal bestehen bleibt oder ob es eine sogenannte Einhäusigkeit geben wird, sprich eine Eingliederung der Geriatrie in die Räume am Runden Berge. Für letztere Option spricht, dass für Geriatrie und Seniorenzentrum im Edmundsthal ein Investitionsbedarf von rund 30 Millionen Euro besteht, um diese zukunftsfähig zu gestalten. Andererseits müssten auch die Räumlichkeiten im Haupthaus für rund 6,5 Millionen Euro umgebaut werden, um die Einhäusigkeit zu ermöglichen, wie Tobias Vaasen sagt.

Krankenhaus Geesthacht: Geburtenstation braucht mehr Babys

Aktuell stehen am Runden Berge einige Stationen leer. Von rund 185 Betten werden nur 120 genutzt. Wenn man von außen auf das Haus schaut, könne man den Eindruck gewinnen, dass nur wenige Abteilungen eine Zukunft haben. „Das sehen wir anders“, sagt Vaasen.

Eine der wichtigsten Abteilungen für die Region dürfte die Geburtenhilfe im Geesthachter Krankenhaus sein, die vielfach ausgezeichnet wurde. Allerdings braucht es auch hier mehr Fälle, damit sich diese refinanziert. „Wir brauchen eine gewisse Größe, damit das wirtschaftlich darstellbar ist. Kein Investor möchte hier einsteigen und Defizite erwirtschaften“, sagt Vaasen. 200 bis 300 zusätzliche Geburten seien hierfür notwendig. Mitte Oktober sprach Vaasen im Kieler Landtag sogar davon, dass statt der bisherigen 600 Geburten rund 1200 angestrebt werden müssten.

Scharfe Kritik am Kreis Herzogtum Lauenburg

Apropos Landtag: Wie Stefan Denkhaus erklärt, stünde man mit der Landesregierung in einem konstruktiven Austausch, um eine gute Lösung zu finden. „Auch der Bürgermeister bemüht sich sehr im Rahmen seiner eingeschränkten Möglichkeiten“, sagt Denkhaus. Weniger warme Worte hat der Generalbevollmächtigte jedoch für den Kreis Herzogtum Lauenburg. „Den Kreis haben wir natürlich auch eingeladen, sich die Häuser anzugucken. Der hat uns eine Absage geschickt“, so Denkhaus.

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Unklar ist unterdessen, wann ein neuer Träger für das Krankenhaus Geesthacht gefunden ist. „Wir sind täglich mit Interessenten im Austausch, es gab bereits einzelne Begehungen. Wir machen sanften Druck, der erforderlich ist, um über die Zielline zu kommen“, sagt Denkhaus. Geplant sei, dass die Mitarbeiter an Weihnachten wissen, wie es weitergeht. Auch wenn es bisher nur eine geringe Mitarbeiterfluktuation gebe, können keine Jobgarantien ausgesprochen werden. „Wir wissen, dass es auch unschöne Entscheidungen eines Investors geben kann“, so Denkhaus. Daher solle die Hängepartie möglichst zeitnah beendet werden.