Schwarzenbek. Aktivplätze auf Wegen und Plätzen sollen Passanten in Bewegung bringen. Der TSV plant einen Pfad mit 30 unterschiedlichen Modulen.
Die Idee ist genau so einfach wie genial: Diverse bunte Spielfelder auf dem Asphalt und den Betonsteinen auf den Wegen und Plätzen der Europastadt sollen zunächst einmal Aufmerksamkeit erwecken. Wer sich näher mit den Feldern befasst, findet auch einen QR-Code mit Anregungen zur Bewegung. Das kann ein schlangenförmiger Parcours oder ein Hüpfspiel mit Kästchen oder ein Geschicklichkeitsspiel für die Feinmotorik sein.
Hauptsache, der Nutzer entdeckt den Spaß an der Bewegung. Unter dem Motto „Aktivplätze für Schwarzenbek“ will der TSV mit vielen Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Gesellschaft und der Stadt diesen bislang einzigartigen Pfad mit etwa 30 Stationen als Pilotprojekt schaffen.
Pilotprojekt: Ganz Schwarzenbek soll ein Sportparcours werden
Die einzelnen Plätze sollen auf der Homepage des TSV zu finden sein. „So können sich Menschen auch eine eigene Strecke zusammenstellen, auf der sie die einzelnen Stationen ablaufen können. Das kann ein Riesenspaß für die ganze Familie sein“, so Mareike Neuber. Erstmals hat die TSV-Geschäftsführerin das Projekt gemeinsam mit FSJler Matti Ahrens (Freiwilliges Soziales Jahr in Sport) jetzt im Sozialausschuss der Stadt vorgestellt und breite Zustimmung seitens Politik und Verwaltung erhalten.
Aber der Weg bis zur Realisierung des Projekts ist noch weit und der Zeitplan absolut ehrgeizig. Die einzelnen Flächen kosten je nach Aufwand etwa 1500 Euro, bis zum Jahresende sollen ausreichend Sponsoren und geeignete Flächen im öffentlichen Raum gefunden sein, damit Ende März, Anfang April 2025 mit dem Aufmalen der Motive begonnen werden kann. „Wir würden das Projekt gerne nach den Frühjahrsferien mit einer Einweihungsfete an den Start bringen“, betonte Mareike Neuber.
Die Temperatur muss stimmen, damit die Farbe auf dem Asphalt dauerhaft hält
Vorher wäre das auch gar nicht möglich. Denn für die Realisierung werden trockene und saubere Untergründe aus Pflastersteinen, Beton oder Asphalt benötigt. „Es geht auch auf Kopfsteinpflaster“, so Mareike Neuber. Neben der Beschaffenheit des Untergrundes ist aber auch die Außentemperatur entscheidend. Unterhalb von fünf Grad darf sie nicht fallen, sonst haftet die Farbe nicht. Für das Aufbringen der Farbe steht der TSV auch schon in Kontakt mit mehreren Fachbetrieben, die diese Arbeiten vornehmen könnten.
Hinsichtlich der Finanzierung zeigte sie sich optimistisch, da es Gespräche mit finanzkräftigen Sponsoren wie beispielsweise Schwarzenbeks größtem Arbeitgeber, LMT, geben soll und es auch Fördermittel aus dem Projekt „Gesundheitsort Sportverein“ seitens des Landesportverbandes, der Kreissparkasse und der AOK Nordwest geben könnte. Das Projekt soll aber auf eine möglichst breite Basis gestellt werden. Deshalb sollen Politik, Stadtverwaltung, Kitas, Schulen und die Wirtschaft sowie Vereine und Verbände nicht nur in die Finanzierung, sondern auch in Standortsuche und Ideenfindung eingebunden werden.
Stadt wird sich wohl eine eigene Spielfläche in dem Parcours sichern
Auch wenn die Sozialausschussvorsitzende Maja Bienwald nicht über die Konzeptvorstellung des TSV abstimmen ließ, zeichnete sich breite Zustimmung für die Idee ab. „Wir werden doch wohl 1500 Euro im Haushalt finden, um eine eigene Fläche für die Stadt zu sponsern?“, fragte die Christdemokratin mit Seitenblick auf Kämmerer Jens-Ole Johannsen, der zustimmend nickte. Maja Bienwald merkte an, dass es schön wäre, wenn das Projekt langfristig nicht nur für Kinder konzipierte Bewegungsangebote umfassen würde, sondern auch auf die Belange und die Bewegungsmöglichkeiten von Senioren ausgeweitet werden könnte.
Auch der Erste Stadtrat, Burkhard Franke (CDU), lobte das Konzept und regte an, solche Flächen auch auf den eher tristen Schulhöfen anzulegen. „Das können wir zusätzlich andenken, aber die Flächen gehören in den öffentlich zugänglichen Raum. Es ist die Grundidee der Aktivplätze, das jeder sie nutzen kann und soll. Die Flächen sollen überall dort sein, wo Leute sich treffen oder viel zu Fuß unterwegs sind“, betonte Mareike Neuber.
Spielparcours könnte auch bei auswärtigen Gästen punkten
„Für uns kann so ein Projekt ein Alleinstellungsmerkmal werden, das uns in der Region bekannter macht. Mit touristischen Attraktionen können wir im Gegensatz zu anderen Kommunen im Kreis ja leider nicht punkten“, betonte Maja Bienwald. „Wir haben die Chance, nicht nur die kinderreichste, sondern auch die kinderfreundlichste Stadt in Schleswig-Holstein zu werden“, ergänzte Burkhard Franke. Denn daran hapert es bislang.
Mit 19,9 Prozent (Stand 2021) hat Schwarzenbek den größten Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Schleswig-Holstein. Aber nur 34 Prozent von ihnen werden mit Sportangeboten erreicht. Auch bei der Kinderbetreuung gibt es Defizite. Das soll sich ändern. Ein Schritt in diese Richtung ist die Kooperation „Gesundheitsort Sportverein“, in der alle Initiativen gebündelt werden, die Angebote für Kinder bieten. Und ein Bestandteil sollen die „Aktivplätze“ werden.
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Es gibt kein vergleichbares Konzept in Deutschland
Die Idee für das neue Projekt des Großsportvereins mit mehr als 3000 Mitgliedern entstand bei Gesprächen innerhalb der TSV-Geschäftsstelle, in der auch das vor einem Jahr begonnene und sehr erfolgreiche Projekt „Gesundheitsort Sportverein“ gestartet wurde. „Wenn ich mit meiner Tochter zur Kita gehe, nutzen wir auf dem gepflasterten Gehweg nur die großen Steine. Das macht ihr Spaß, verkürzt die Laufzeit und verschafft ihr mehr Bewegung“, erzählt Mareike Neuber.
So kam die Idee gemeinsam mit den FSJlern und ihrem Co-Geschäftsführer Florian Leibold auf, Aktivplätze zu entwickeln. „Wir haben uns überall im Netz umgeschaut und beim Landessportverband nachgefragt, aber nichts Vergleichbares gefunden. Deshalb gibt es auch keine Erfahrungswerte. Das ist unserer Meinung nach ein absolutes Pilotprojekt“, so die TSV-Geschäftsführerin.