Schwarzenbek. Als Burkhard Franke den Schuldienst verließ, lag ihm eine politische Karriere fern. Jetzt ist er Schwarzenbeks Erster Stadtrat.
Mehr als 38 Jahre hat Burkhard Franke als Lehrer Schüler in Englisch, Erdkunde sowie Wirtschaft und Politik unterrichtet. Doch der wohlverdiente Ruhestand dauerte nicht lange: Bei der Kommunalwahl erhielt der 67-Jährige die meisten Stimmen aller Kandidaten. Die CDU nominierte ihren „Shooting-Star“ nicht nur in den Fraktionsvorstand, sondern schlug ihn auch als Ersten Stadtrat und Stellvertreter des Bürgermeisters vor.
Es war die Silvesternacht, als sich das Leben von Burkhard Franke in eine andere Richtung zu entwickeln begann: Sein Nachbar, der CDU-Ortsvorsitzende Thimo Krebs, fragte den pensionierten Lehrer, ob er bei der Kommunalwahl im Mai nicht für die CDU antreten wolle. „Die Christdemokraten suchten noch Kandidaten, um die 14 Wahlkreise in der Stadt besetzen zu können“, erinnert sich der Ex-Pädagoge. Franke erbat sich Bedenkzeit, besprach sich mit seiner Ehefrau und sagte zu. Da war sowohl dem 67-Jährigen als auch CDU-Chef Krebs nicht klar, welche Konsequenzen diese Zusage hatte.
Burkhard Franke: Vom „Zählkandidaten“ zum „Shooting-Star“ der CDU
Gedacht war Franke als „Zählkandidat“ – doch dann gewann der ehemalige Lehrer am Schwarzenbeker Gymnasium nicht nur den Wahlkreis 1 (Rülau), sondern erhielt bei der Kommunalwahl am 14. Mai auch noch die meisten Stimmen aller Direktkandidaten. „Das führte dann dazu, dass man mich für die ein oder andere Funktion in Betracht zog“, stapelt Franke tief: Mittlerweile ist der Politikeinsteiger zweiter stellvertretender Fraktionschef der Christdemokraten und wurde auf der konstituierenden Sitzung zum Ersten Stadtrat gewählt. Eigentlich sei er im Vorfeld gar nicht für diesen Posten vorgesehen gewesen, so Franke. Doch als der ursprüngliche Kandidat zurückzog, wurde er für dieses Amt vorgeschlagen und mit großer Mehrheit gewählt.
Der Erste Stadtrat vertritt den Bürgermeister
Damit ist Franke binnen acht Monaten vom Pensionär zu einem der Spitzenpolitiker der Stadt geworden. Statt in den heimischen Garten geht der 67-Jährige seit 16 Tagen fast täglich ins Rathaus, nimmt auf dem Bürgermeister-Sessel Platz und vertritt Verwaltungschef Norbert Lütjens, der am Dienstag, 8. September, vom Verbrüderungstreffen der Partnerstädte im italienischen Cesenatico zurück erwartet wird.
„Ich erledige das Alltagsgeschäft“, sagt Franke. Als Stellvertreter des Verwaltungschefs unterschreibt er in dieser Zeit die notwendigen Dokumente, weist Zahlungen an oder überbringt bei Jubiläen die Glückwünsche der Stadt. „Ich bin aber auch bei den Fachleiterdienstversammlungen dabei und erlebe es als sehr wohltuend, wie die Mitarbeiter gemeinsam Probleme lösen“, sagt der Pädagoge, der auch viele Mitarbeitergespräche geführt hat: „Für mich ist es die Möglichkeit, die andere Seite kennenzulernen.“ Er könne nun nachvollziehen, wie Themen, die die Politiker beschäftigen, von den Verwaltungsmitarbeitern gesehen werden und welche Lösungsmöglichkeiten sie sehen. Franke: „Für mich ist das eine Bereicherung.“
Politik unterrichtet, aber nicht politisch engagiert
Der promovierte Pädagoge hatte in Bonn und den USA studiert, war 1984 zum Referendariat nach Hamburg gekommen und blieb danach im Norden. Zunächst unterrichtete er an der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg, wechselte 1991 an das Schwarzenbeker Gymnasium und lebt seit seit 1996 auch in der Europastadt. Zuletzt war er als Koordinator für die Orientierungsstufe am Gymnasium tätig.
Politisch aktiv war der 67-Jährige in dieser Zeit nie, obwohl er Politik und Wirtschaft unterrichtete. Franke gibt aber zu: „Kommunalpolitik spielt im Wipo-Unterricht keine große Rolle.“ Wohl aber außerhalb des Schulunterrichts im Planspiel „Jugend im Parlament“. Schüler aller Schulen lernten in diesem Planspiel, das unter Federführung des damaligen Bürgervorstehers Eckhard Gerber (CDU) angeboten wurde – ebenfalls ein Lehrer – in den 1990er- und 2000er-Jahren, wie Kommunalpolitik funktioniert. „Wir waren schon damals inklusiv, weil auch Schüler der damaligen Förderschule teilgenommen haben“, so Franke.
Lob für Kommunalpolitiker: viele neue Ideen
Am Ende nahezu jedes Planspiels stand dann die Forderung der Schüler an die Politik, sie mögen dafür sorgen, dass sich eine große Hamburger-Kette in der Europastadt ansiedelt. Dazu kam es zwar nicht, dafür griff die Politik andere Anregungen auf. „Die Kinder sind mit Plänen, die das Bauamt zur Verfügung stellte, durch die Stadt gegangen und haben neue Radwege geplant“, erinnert sich Franke. Diese Pläne seien dann nicht in der Schublade verschwunden, sondern von der Stadtverordnetenversammlung beraten und zum Teil auch umgesetzt worden.
Radwegeverbindungen in der Stadt sind auch aktuell ein großes Thema der Politiker. Franke sieht aber auch noch andere dringende Themen: Dazu zählen der Neubau mindestens einer Kita, aber auch die Ärzteversorgung: „Das ist nicht primär die Aufgabe der Kommunalpolitik, sie muss sich aber darum kümmern und mit den Ärzten gemeinsam über mögliche Praxisnachfolgemodelle reden.“ Ähnlich wie bei Lehrern sei auch bei jungen Ärzten die Vorstellung, in eine Stadt am Rande der Großstadt zu ziehen, nicht sehr beliebt.
Franke ist aber optimistisch, die zahlreichen Themen mit den Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung auch angehen und lösen zu können: „Unser Vorteil ist, dass es viele neue Politiker mit Ideen gibt, aber auch ältere, die uns an die Hand nehmen und erzählen, was wir nicht wissen können.“ Dies gelte nicht nur für die CDU-Fraktion, sondern für alle in der Stadtverordnetenversammlung aktiven Parteien und Wählergemeinschaften, die gemeinsam nach Lösungen suchen. Franke: „Diese Form der sachliche Debatte erlebe ich als sehr positiv.“