Geesthacht. Das Gewässer wurde erst jüngst aufwendig saniert. Doch gerettet ist es noch lange nicht. Aber wie könnte eine Lösung aussehen?
Wie geht es weiter mit dem Teich an der Hansastraße? 271.000 Euro ließ sich die Stadt Geesthacht seine Sanierung kosten, nachdem das Gewässer in den Sommern zuvor immer wieder trockengefallen und zur unansehnlichen und müffelnden Schlammfläche geworden war. Zwei Bagger rollten vor einem Jahr an und schaufelten Tonnen an Matsch aus dem kleinen Gewässer.
Nur: Diese Sanierung bedeutet nicht die dauerhafte Rettung des Wasser-Kleinodes. Unterbleiben weitere Maßnahmen, ist es eine Frage der Zeit, bis sich der klägliche Sumpfzustand wieder einstellen wird. Die Biozeitbombe tickt. Und der Teich ist wichtig. Nicht nur, dass er als natürliches Gewässer in der Oberstadt eine absolute Rarität darstellt. Er puffert zudem Starkregenereignisse ab, weil er in gutem Zustand viel Wasser aufnimmt.
See in Gefahr: Biozeitbombe bedroht Teich an der Hansastraße
Oliver Pachur (CDU), dem der Zustand beim Joggen regelmäßig ins Auge fällt, hatte auf dem Umweltausschuss weitere leichte Pflegemaßnahmen seitens der Stadt erbeten. Die Schwankungen des Wasserpegels behagten ihm nicht, zudem sieht er den starken Bewuchs mit Wasserpflanzen kritisch. Das sei abgelehnt worden, berichtet er.
Das Problem: Entenflott beschattet den Grund, zusammen mit dem hineinfallenden Laub der Bäume ringsherum bildet es beim Absinken eine erhebliche Masse, die über kurz oder lang erneut zur Bildung von Faulschlamm führen würde. Der Teich würde durch den grünen Teppich erstickt erneut ins Koma fallen. „Sieben Tonnen Entenflott habe ich für die Wasseroberfläche ausgerechnet, herausgeholt und getrocknet wären es um die zwei Tonnen“, schätzt Oliver Pachur.
Drei Zentimeter dicker Schwimmbelag bildet grünen Teppich
Was also tun? Er besprach sich mit seiner Bekannten Gisela Ahlborn vom Seniorenbeirat, schließlich wurde von den beiden der Biologe Friedhelm Ringe vom Geesthachter Naturschutzbund (Nabu) mit ins Boot geholt. Der stieg kurzerhand mit Wathose angetan in den 1,50 Meter tiefen Teich und sorgte mit dem Kescher für eine Schneise in der grünen Decke.
Drei Zentimeter dick sei der Schwimmbelag aus Lebermoos und Wasserlinsen, hat er festgestellt. Auch Friedhelm Ringe diagnostiziert viel zu viel Nährstoffeintrag für die gewünschte Entwicklung zum Klargewässer. Mittlerweile hat sich eine Interessengruppe zur Rettung gegründet.
Lösung schwierig: Bäume am Ufer zu fällen ist untersagt
Aber eine Lösung gestaltet sich schwierig. Einige der hohen und dicht belaubten Erlen am Ufer zu entfernen, da sei die Untere Naturschutzbehörde dagegen, berichtet Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt der Stadtverwaltung. Und das Anbringen von Netzen, um zumindest das Laub aufzufangen, ist nicht möglich.
Und auch das regelmäßige Abfischen des Grünzeugs mit dem Kescher von ehrenamtlich tätig werdenden Naturschützern wird von ihr kritisch beäugt. So könnten auch Organismen, die sich gerade erst wieder angesiedelt hätten, gleich mit entfernt oder aber empfindlich gestört werden. „Hier sei dringend Abstimmung mit der Naturschutzbehörde notwendig“, findet Ulrike Stüber.
Sorgen Laubbläser auf dem Wasser für die Rettung?
Ein Vorschlag von Oliver Pachur ist der Einsatz von Laubbläsern „vielleicht viermal im Jahr“. So ließen sich die schwimmenden Wasserpflanzen in einer Ecke zusammen pusten und dort dann entfernen. „Es geht ja nicht darum, einen See wie auf dem Golfplatz anzulegen, sondern darum, dass der Teich mit einfachen Mitteln eine größere Artenvielfalt bekommt“, meint er.
Dazu würde auch ein zweites Schild gehören mit dem Hinweis, keine Enten zu füttern. Denn sowohl herabsinkendes Futter als auch die Hinterlassenschaften der massenhaft angelockten Wasservögel würden zum unerwünschten Nährstoffeintrag beitragen.
Auch das Füttern von Enten trägt zum Problem bei
Bei den Sitzterrassen auf der Seite der Wohnhäuser ist bereits eins angebracht, ein zweites wäre beim Ufer der Hansastraße nötig, findet Oliver Pachur. Er will die Gesamtsituation auf dem nächsten Umweltausschuss am 27. Oktober erneut zur Sprache bringen. „Vielleicht sieht die Stadt es jetzt ja anders als im Mai“, hofft er.
Könnte möglich sein. „Wir haben das noch nicht abschließend geprüft“, meinte Ulrike Stüber jüngst beim Termin vor Ort. So habe sie bereits Kontakt gehabt mit einer Firma, die das Entfernen eines Pflanzenteppichs wie dem Entenflott professionell betreibe. „Aber das hat in diesem Jahr nicht mehr geklappt“.
Teil der Anwohner sorgt für Müll im und am Teich
Aber eine erneute Verlandung ist nicht das einzige Problem des Teiches an der Hansastraße. Besonders pfleglich geht ein Teil der Anwohner mit dem Kleinod in der Oberstadt nicht um. So gibt es unübersehbar auch einen Mülleintrag. Zwischen dem Entenflott schwimmen Schnapsflaschen, Oliver Pachur weiß von einem versenkten Fahrrad.
Und obwohl auf jeder Seite der Sitzflächen Mülleimer montiert sind, liegen viele Zigarettenkippen herum. Die Beschäftigungsförderungsgesellschaft sorgt zwar regelmäßig für eine Kontrollpflege, aber das langt nicht. Weitere Werbe-Maßnahmen sollen helfen, die Akzeptanz der Anwohner für „ihren“ Teich zu verbessern.
Hälfte der Ausgaben durch Fördermittel beglichen
So soll es im nächsten Frühjahr eine offizielle Einweihungsfeier geben. Zurzeit werden noch die Spülrinnen zu beiden Seiten der Sitzflächen nachgebessert, aber das sollen die letzten Baumaßnahmen sein. Sie wurden notwendig, weil wiederholter Starkregen für Unterspülungen gesorgt hatte.
Die verbesserten Fließrinnen kosten 9000 Euro. Weil die Sitzterrassen insgesamt günstiger geworden waren als gedacht, wird das mit dem Etat aus dem veranschlagten Geld noch abgedeckt. 100.000 Euro zur Gesamtsumme steuerten jüngst Fördermittel des Landes und der Aktivregion Sachsenwald bei.
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Zudem ist ein Wettbewerb zur Namensfindung geplant. Teich an der Hansastraße, das klingt zu lieblos, um gut behandelt zu werden. Nabu-Urgestein Hartmut Haberland erinnert sich, wie das Gewässer genannt wurde in den Zeiten vor der Wohnungsbebauung. „Früher hieß er Großmanns Teich“, erzählt er. Nach einer in der Nachbarschaft siedelnden Familie. Da kann die Stadt doch schon den ersten Vorschlag notieren.